Rund 80 Prozent der Umweltauswirkung von Textilien werden durch die Herstellung verursacht
Vor diesem Hintergrund hat eine neue Überblicksstudie des Öko-Instituts im Auftrag des Umweltbundesamts die Datenlage zu Fasern hinsichtlich ihrer Umweltauswirkungen zusammengetragen. Dabei wurden sowohl bekannte Fasern wie Baumwolle, Wolle und Polyester untersucht als auch neue beziehungsweise wiederentdeckte Fasern wie Nessel.
In den vergangenen zwanzig Jahren hat sich die Faserproduktion mehr als verdoppelt und wird wahrscheinlich weiter ansteigen. Im Jahr 2019 war die dominierende Faser mit einem Marktanteil von rund 52 Prozent Polyester, gefolgt von Baumwolle mit 25 Prozent.
Da vor allem die Herstellung und der Anbau von Fasern große Umweltauswirkungen mit sich bringen, ist es wichtig, dass wir den Konsum und den Bedarf an Textilien wieder reduzieren. Das ist der wichtigste Hebel, um auch im Textilsektor eine Circular Economy zu erreichen.
– Dr. Jenny Teufel – Projektleiterin –
Herausforderungen im Textilsektor
Um die eingesetzten Stoffströme im Kreislauf zu halten, steht der Textilsektor vor mehreren Herausforderungen. Es mangelt vielerorts an Rücknahme- und Sortiermöglichkeiten. Ebenso fehlt eine solide Datenbasis über die anfallenden Abfallmengen und -qualitäten. Dabei unterscheiden sich die Abfälle stark voneinander sowohl in ihrer Qualität als auch in ihren Farben und ihrer Zusammensetzung.
Neuware ist oft billiger als recycelte Ware, dabei spielen auch die Logistik und die Sammlung der Altkleidung eine große Rolle. Dadurch sind Frischfasern ökonomisch oft attraktiver als die Nutzung recycelter Fasern.
Darüber hinaus sind Fasern aus dem mechanischen Recycling oft von minderwertiger Qualität und können nur für eine bestimmte Dauer im Recycling-Kreislauf gehalten werden. Zudem können beim mechanischen Recycling gesundheitsgefährdende Chemikalien, mit denen die Textilabfälle belastet sein können, nicht entfernt werden. Hier braucht es also geeignete Maßnahmen, um das Recycling von Textilfasern voranzubringen.
Fasern und ihre Umweltauswirkungen
Bei Baumwolle entstehen die meisten Treibhausgasemissionen durch den Anbau, die Emissionen können hier bereits durch alternative Anbaumethoden deutlich gesenkt werden. Dabei ist ein kontrolliert biologischer Anbau, bei dem auf Mineraldünger, Pestizide und andere chemische Hilfsmittel verzichtet wird und der den Anbau von gentechnisch veränderten Organismen (GVO-Sorten) verbietet, auch mit geringeren Auswirkungen auf die angrenzenden Ökosysteme verbunden.
Die Umweltauswirkungen von synthetischen Fasern werden durch ihren hohen Energieverbrauch, ihren Wasserverbrauch und durch die Verwendung von fossilen Ressourcen für ihre Herstellung bestimmt. Acryl- und Nylonfasern haben dabei den höchsten Energiebedarf in ihrer Herstellung. Zudem haben sie auch durch ihren Eintrag von Mikroplastik einen großen Umwelteinfluss, sie zählen dabei zu den zehn wichtigsten Quellen. Der Einsatz von recycelten Fasern senkt den Umwelteinfluss und die Treibhausgasemissionen. Dabei sollte sich der Anteil von recycelten Fasern von Altkleidung noch deutlich erhöhen, so die Studie.
Nach der Studienlage kann nicht eine einzelne Faser hervorgehoben werden, sondern jede Faser hat positive und negative Eigenschaften. „Die Datenlage ist komplex und für manche, besonders die innovativen Fasern, fehlt es auch noch an ausreichenden Daten, so dass wir keine bestimmte Empfehlung geben können“, sagt Teufel.
Studie des Öko-Instituts: „Ökologische Bewertung textiler Fasern – von „klassischen“ Fasern über Recyclingfasern bis hin zu innovativen und wiederentdeckten Fasern“
->Quelle: oeko.de/textilien-im-kreislauf-halten