Das Bundeskabinett hat die Nationale Kreislaufwirtschaftsstrategie (NKWS) beschlossen. Diese Strategie könnte einen wichtigen Wendepunkt der deutschen Wirtschaftspolitik markieren.
Ziel ist es, Rohstoffe effizienter zu nutzen und die Wirtschaft unabhängiger zu machen. Doch trotz der ambitionierten Ziele gibt es neben dem Lob auch deutliche Kritik.
Deutschland auf dem Weg zur Kreislaufwirtschaft
Mit der Verabschiedung der NKWS wurde ein wichtiger Schritt zu einer nachhaltigeren Wirtschaft gemacht. Ziel ist es, Deutschland unabhängiger von Primärressourcen zu machen und den Rohstoffverbrauch pro Kopf von derzeit 16 Tonnen auf unter 8 Tonnen bis 2045 zu senken. Die Strategie sieht eine Verringerung des Abfalls sowie eine Verdopplung des Einsatzes von recycelten Stoffen im Vergleich zum Jahr 2020 vor. Das Recycling soll bis zum Jahr 2030 ein Viertel des Bedarfs an strategischen Rohstoffen decken.
Instrumente zur Umsetzung:
Um die Ziele zu erreichen, setzt die Bundesregierung auf Maßnahmen wie:
- KfW-Rohstofffonds: Dieser soll Investitionen in die Kreislaufwirtschaft fördern.
- Informationsplattform: Mit der Website www.kreislaufwirtschaft-deutschland.de wurde eine zentrale Anlaufstelle für Unternehmen, Kommunen und die Öffentlichkeit geschaffen.
Rezeption der Strategie: Lob und Kritik
Die Nationale Kreislaufwirtschaftsstrategie (NKWS) der Bundesregierung wird als wichtiger Schritt zur nachhaltigen Transformation der deutschen Wirtschaft gesehen. Wirtschaftsverbände wie der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) und Berater von Deloitte heben die großen wirtschaftlichen Potenziale hervor: Die Kreislaufwirtschaft könnte bis 2030 die Bruttowertschöpfung um 12 Milliarden Euro pro Jahr steigern und 120.000 neue Arbeitsplätze schaffen. Die Maßnahmen wie der geplante KfW-Rohstofffonds und ein digitaler Produktpass können die Wirtschaft innovativer und ressourceneffizienter machen. Die deutsche Strategie kann helfen, europäische Standards zu erfüllen. Dies kann zu einer Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit beitragen. Die angestrebte Vereinfachung und Standardisierung von Produktinnovationen und -anpassungen könnte dazu beitragen, nachhaltige Technologien schneller in die Praxis umzusetzen und international wettbewerbsfähiger zu werden.
Der Unterschied zwischen dem deutschen und dem europäischen Ansatz ist bemerkenswert. Im Gegensatz zum bisherigen Fokus auf Abfallvermeidung und -verwertung orientiert sich die Strategie nun erstmals an dem umfassenderen Konzept der „Circular Economy“. Dieses Projekt befasst sich mit dem gesamten Lebenszyklus von Produkten, von der Gestaltung über die Produktion und Nutzung bis hin zum Recycling.
Trotz des Bekenntnisses zur Kreislaufwirtschaft gibt es deutliche Bedenken. Umweltverbände wie der BUND bemängeln die fehlenden Verbindlichkeiten der Ziele. Es gibt keine verbindlichen Vorgaben für Industrie und öffentliche Beschaffung, obwohl diese Bereiche für den Erfolg der Transformation von entscheidender Bedeutung sind. Die Zeitspanne von bis 2045 passt nicht zu den aktuellen Klima- und Ressourcenkrisen. Die angestrebte Reduktion des pro-Kopf-Ressourcenverbrauchs auf 6-8 Tonnen für erst 2045 sei nicht ambitioniert genug. Janine Korduan vom BUND kritisiert außerdem, dass die Nationale Kreislaufwirtschaftsstrategie sich immer noch zu sehr auf Recycling fokussiert, während wichtige Stufen der Kreislaufwirtschaft, die Vermeidung und Wiederverwendung, kaum Beachtung finden.
Die Strategie ist ein wichtiger Schritt, doch die Umsetzung wird von entscheidender Bedeutung sein. Ob die Maßnahmen ausreichen, hängt von der konsequenten Umsetzung ab. Die unverbindlichen Ziele müssen durch konkrete Maßnahmen ergänzt werden, um Deutschland zu einem Vorreiter in der Kreislaufwirtschaft zu machen. Die nächsten Jahre werden zeigen, ob die Bundesregierung ambitionierter handelt und damit tatsächlich den Grundstein für eine ressourcenschonende Zukunft legt.
Quellen:
- bmuv.de/pressemitteilung/bundeskabinett-verabschiedet-nationale-kreislaufwirtschaftsstrategie
- bmuv.de/themen/kreislaufwirtschaft/kreislaufwirtschaftsstrategie
- bund.net/service/presse/pressemitteilungen/detail/news/nationale-kreislaufwirtschaftsstrategie-kein-konkretes-reduktionsziel-fuer-den-absoluten-ressourcenverbrauch/