DIW: Flexibilisierung könnte Überschüsse deutlich verringern – Speicherforschung intensivieren
Temporäre Stromüberschüsse aus Solar- und Windkraft stellen einer Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) zufolge auch bei stark steigenden Anteilen erneuerbarer Energien ein lösbares Problem dar. Durch eine Flexibilisierung des Stromsystems könnte die Überschusserzeugung stark vermindert werden. Während die verbleibenden Überschüsse teilweise durch zusätzliche Stromspeicher aufgenommen werden könnten, sollte für die höchsten Produktionsspitzen erneuerbarer Energien die Möglichkeit zur Abregelung erhalten bleiben, so das Ergebnis der umfangreichen Untersuchung des DIW-Energieexperten Wolf-Peter Schill – „in einem flexiblen System weniger als zwei Prozent“.
[note DIW-Experte Schill: Solche Stromüberschüsse treten immer dann auf, wenn die mögliche Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien die Stromnachfrage übersteigt. Das geschieht bis zum Jahr 2032 in der kurzfristigen Spitze in einer Größenordnung von 40 GW. Das ist fast die Hälfte der gesamten Spitzenlast. Allerdings muss man zwischen Überschüssen im Gesamtsystem und Überschüssen, die lokal auftreten können, differenzieren. Aufgrund solcher lokaler Übertragungsnetzengpässe an einzelnen Netzknoten ist es in den letzten Jahren bereits passiert, dass die Erzeugung erneuerbarer Energien abgeregelt werden musste.
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Bedeutung von Stromspeichern nimmt zu
Die Stromerzeugung aus Wind- und Sonnenenergie ist umweltfreundlich, ihr Produktionspotenzial schwankt aber stark je nach Wetterlage, Tages- und Jahreszeit. So kann es dazu kommen, dass zeitweise mehr Strom produziert wird, als überhaupt verbraucht werden kann. Mit steigendem Anteil der erneuerbaren Energien an der Stromproduktion in Deutschland wird auch der Umfang dieser Stromüberschüsse zunehmen. Im Jahr 2012 wurden rund 23 Prozent des deutschen Bruttostromverbrauchs aus erneuerbaren Energien gewonnen. Nach den Plänen der Bundesregierung soll dieser Anteil im Jahr 2020 bei mindestens 35 Prozent liegen, bis 2030 auf 50 Prozent und bis 2050 auf 80 Prozent steigen.
[note Schill: Die beste Möglichkeit, Überschüsse zu vermeiden, ist zunächst einmal die Systemflexibilisierung und auch die flexible Stromerzeugung aus Biomasseanlagen. Mit dem Rest der Überschüsse kann dann auf verschiedene Arten umgegangen werden. Stromspeicher sind eine wichtige Möglichkeit, aber eben auch der Export in benachbarte Regionen. Um die Überschüsse im Stromsektor in vollem Umfang nutzbar zu machen, müsste man zusätzliche, sehr große und damit teure Stromspeicher bauen, die nur selten ausgelastet wären. Das ist wirtschaftlich nicht sinnvoll, da die volle Speicherung je nach Szenario Investitionen von mehreren hundert bis mehreren tausend Euro pro MWh vermiedener Abregelung notwendig machen würde.
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