IASS-Buch: „Chancen und Herausforderungen demokratischer Beteiligung: von Stuttgart 21 bis zur Energiewende“
Immer häufiger wollen sich Bürger in politische Entscheidungsprozesse einbringen. Diese Beteiligungen – wie etwa die Proteste um das Bahnprojekt „Stuttgart 21“, bei den Ausbauplänen zum Frankfurter Flughafen sowie in der Ethikkommission „Sichere Energieversorgung“ – sind Ausdruck einer grundlegenden Veränderung des Demokratieverständnisses. Der Rolle von Wissen kommt bei einem stärkeren bürgerlichen Engagement eine zentrale Bedeutung zu: Über das klassische Expertenwissen hinaus können wichtige Fachkenntnisse, Erfahrungen und Einsichten aus verschiedenen Perspektiven in die Entscheidungsfindung eingebracht werden. Diesem Thema widmet sich das von Prof. Dr. Klaus Töpfer, IASS-Exekutivdirektor, sowie Dr. Dolores Volkert und Ulrich Mans herausgegebene Buch, das am 09. 09.2013 in der Berliner Max-Planck Science Gallery von Töpfer, Volker Hauff, Ex-Bundesminister für Wissenschaft und Technologie, und Günther Bachmann, Generalsekretär des Rates für Nachhaltige Entwicklung, vorgestellt wurde.
Wissen ist demokratisch
Jürgen Renn, Direktor des Max-Planck-Instituts für Wissenschaftsgeschichte, eröffnete mit einem Vortrag über die Geschichte des Wissens. Schon immer habe es eine enge Verbindung von demokratischen Institutionen und Wissen gegeben. Renn unterschied drei Dimensionen des Wissens: kognitiv, sozial und materiell. Wissen entstehe aus Reflexion menschlichen Handelns. Das habe ganz früh begonnen als mündliche Weitergabe, sich in der Neolithisierung mit der (mehrfachen) Erfindung der Schrift fortgesetzt.Wissen sei auch entstanden durch das Entstehen von Verwaltung. Die Religionen hätten viel Wissen transportiert. Durch die Aufspaltung der Religionen (Islam, Reformation, etc.) sei eine weitere Form der Demokratisierung eingetreten. Galilei, die Aufklärung und das Aufkommen von Naturwissenschaften und Technik, hätten dann das Ihre dazu beigetragen. Wissen, vor allem auch praktisches Wissen, sei schließlich über Kultur- Länder- und Erdteilgrenzen hinweg demokratisiert worden.
Folgt: Transformation von Wissen in die Gesellschaft