Auswirkungen der Klimapolitik auf fossile Energiemärkte

Einnahmen durch angemessene CO2-Preise wären größer als Verluste der Eigner fossiler Brennstoffe

Wenn CO2 einen vernünftigen Preis bekäme, wären die weltweiten Einnahmen größer als die Verluste der Eigentümer fossiler Brennstoffe, wenn die deshalb im Boden verblieben. Denn diese Folge hätte eine Stabilisierung der globalen Erwärmung bei etwa zwei Grad Celsius durch eine drastische Emissionsreduktion. Das Instrument der Bepreisung globaler CO2-Emissionen könnte nämlich in diesem Jahrhundert zu Einnahmen von 24 Billionen Euro führen – deutlich mehr als die 9 Billionen Euro, um welche die Einnahmen der Besitzer von fossilen Brennstoffen schrumpfen würden, so eine jetzt veröffentlichte Studie von Wissenschaftlern des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung. Die Analyse liefert Schlüsselinformationen und ergänzt damit die Debatte über die makroökonomischen Effekte einer Eindämmung des Klimawandels.

„Die Umsetzung ehrgeiziger Klimaziele würde sicherlich den Verbrauch fossiler Brennstoffe verringern, so dass mit der verringerten Nachfrage ihre Preise fallen würden“, sagt Nico Bauer, Hauptautor der Studie. „Der Gewinnverlust würde aber durch die Einnahmen aus der Auktionierung von Emissionsrechten oder der Besteuerung von CO2 übertroffen werden, beides sind mögliche Instrumente der Klimapolitik.“ Sie würden starke Anreize für eine Reduzierung der Treibhausgasemissionen bieten. Die vorliegende Studie liefert  – zum ersten Mal – eine umfassende Beschreibung der Auswirkungen von Klimapolitik auf die internationalen fossilen Energiemärkte. „Wir waren überrascht, dass die Einnahmen aus einer Emissionsbepreisung wahrscheinlich mindestens zweimal so hoch sind wie die Gewinneinbußen, die wir für die Eigentümer von fossilen Brennstoffen berechnet haben“, so Bauer.

„Es dürfte von vielen Seiten begehrliche Blicke auf die Einnahmen geben“

Dies trifft allerdings nur auf globaler Ebene zu. Auf nationaler Ebene sieht es anders aus, erklären die Wissenschaftler. Nationale Einnahmen aus fossilen Brennstoffen hängen von den Vorkommen ab, und diese sind nicht gleichmäßig auf der Welt verteilt. Zudem hängt die Umsetzung von Klimapolitik von nationalen Entscheidungen und internationalen Verhandlungen ab, und damit auch die Verteilung der Einnahmen einer Emissionsbepreisung. Hier ist davon auszugehen, dass die Interessen der einzelnen Länder recht unterschiedlich sind. „Darüber hinaus kann man die Kohlenstoffbepreisung nicht einfach als einen Ausgleich für die Verluste aus den Einnahmen bei fossilen Brennstoffen sehen“, betont Bauer. „Klimapolitik führt zu höheren Energiepreisen für Haushalte und Unternehmen, was eine – wenn auch kleine – Verringerung der Wirtschaftsleistung zur Folge hat. So dürfte es von vielen Seiten begehrliche Blicke auf die Einnahmen aus einer CO2-Bepreisung geben.“

„Wir wissen, dass die Besitzer von Kohle, Öl und Gas weniger Gewinn machen werden, aber die große Frage ist, wer von den neuen Einnahmen aus der CO2Bepreisung profitieren wird“, ergänzt Elmar Kriegler, Projektleiter und Koautor der Studie. „Diese Frage wird von Politik und Gesellschaft bei der Umsetzung von Klimapolitik zu entscheiden sein. Interessant wäre es allerdings herauszufinden, welchen Effekt eine Verwendung der Einnahmen aus der Kohlenstoffbepreisung bei der Finanzierung von Investitionen für eine bessere Infrastruktur in Entwicklungsländern hätte.“

Unterschiedliche Effekte bei Kohle und Öl

Die Verringerung der Kohlenutzung durch Klimapolitik wäre deutlich größer als beim Verbrauch von Gas und Öl. Ein großer Teil der Kohlevorkommen würde niemals genutzt werden, während der Verbrauch von Öl und Gas immer noch die konventionellen Reserven an Öl und Gas übersteigen würde – es würden also nur die unkonventionellen Öl- und Gasressourcen großteils im Boden belassen werden. Da aber Kohle reichlich vorhanden ist und relativ leicht durch andere Energieformen ersetzbar ist, wären die Gewinnrückgänge bei Kohle kleiner als bei Gas und Öl – bei letzterem wären die Einnahmeverluste am größten. Der Grund: Öl ist relativ knapp und zum Beispiel im Transportsektor nur schwer zu ersetzen. So kann man hiermit eine Menge Geld verdienen – und entsprechend viel verlieren, wenn es zu einer effektiven Reduktion der Treibhausgasemissionen käme.

Artikel: Bauer, N., Mouratiadou, I., Luderer, G., Baumstark, L., Brecha, R. J., Edenhofer, O., Kriegler, E. (2013): Global fossil energy markets and climate change mitigation – an analysis with REMIND. Climatic Change, online first [doi:10.1007/s10584-013-0901-6]
->Quelle: pik-potsdam.de ; link.springer.com