Orkantief „Xaver“ -> Stürmische Warnung? -> Folge des Klimawandels?
So fragte die Helmholtz-Gemeinschaft vor Beginn des Sturms. auf ihrer Webseite. Norddeutschland erlebte vom 05. auf den 06.12 2013 einen der heftigsten Orkane seit Jahrzehnten. Da drängte sich die Frage auf: Ist „Xaver“ ein Vorbote des Klimawandels? Helmholtz-Forscher liefern die Hintergründe, Prognosen und Schadensberichte.
Das Norddeutsche Klimabüro am Helmholtz-Zentrum Geesthacht wertet regelmäßig und langfristig Klimadaten aus – speziell für die norddeutsche Region. Das Orkantief „Xaver“ beobachteten die Forscher besonders aufmerksam – und suchten nach Antworten auf die Frage, was der aktuelle Sturm über die Veränderung des Klimas aussagte. Auch ihre Kollegen am Center for Disaster Management and Risk Reduction Technology (CEDIM), betrieben vom Helmholtz-Zentrum Potsdam und dem Karlsruher Institut für Technologie (KIT), beschäftigten sich mit „Xaver“. Sie lieferten ständig aktualisierte Wetterkarten, Verlaufsprognosen und Schadensberichte. Einige Fragen und Antworten aus Geesthacht.
Treten Stürme in Norddeutschland heute bereits häufiger auf?
In der Vergangenheit ist aufgrund starker Schwankungen von Jahr zu Jahr kein signifikanter Trend in der Sturmhäufigkeit zu erkennen. Betrachtet man die letzten 60 Jahre, so gibt es heute in Norddeutschland zwar im Vergleich zu den 50er Jahren etwa drei bis vier zusätzliche Sturmtage. Jedoch sind diese nicht auf die Folgen menschengemachter Treibhausgas-Eemissionen zurückzuführen, sondern natürlichen Schwankungen zu zuordnen. Analysen des Zeitraums zwischen 1980 und 2010 zeigen, dass wir in Norddeutschland pro Jahr etwa 23 Sturmtage mit mehr als 8 Windstärken erleben. In Hamburg sind es im Mittel 28 Sturmtage pro Jahr, auf Helgoland mit 126 Sturmtagen knapp fünf Mal so viele.
Wie können sich die Stürme in Zukunft entwickeln?
Bis Ende des 21. Jahrhunderts weisen alle regionalen Klimaszenarien für Norddeutschland auf eine Zunahme der jährlichen Sturmhäufigkeit hin, die auf den Ausstoß von menschengemachten Treibhausgasen zurückzuführen sind. Diese Häufigkeitszunahme kann zwischen 10 und 20% liegen. Obwohl sich das Windklima über der Nordsee bisher nicht systematisch geändert hat, weisen Klimarechnungen für die Zukunft auch darauf hin, dass Nordseestürme im Winter nicht nur häufiger sondern auch stärker werden können. Die Geschwindigkeiten von Winterstürmen können in Norddeutschland bis zum Ende des 21. Jahrhunderts um bis zu 13 % zunehmen.
Ändern sich in Zukunft die Sturmfluten?
Sturmflutszenarien weisen darauf hin, dass Sturmflutwasserstände bis zum Ende des 21. Jahrhunderts windbedingt bis zu 30 Zentimeter höher auflaufen können. Zusammen mit dem Meeresspiegelanstieg können Nordseesturmfluten bis zum Ende des Jahrhunderts insgesamt etwa zwischen 30 und 110 Zentimeter höher auflaufen als heute. Derzeit ist der Küstenschutz an der Nordsee wirksam. Bis Ende des Jahrhunderts kann durch die erhöhten Sturmflutwasserstände Handlungsbedarf entstehen. Bis dahin müssten Küstenschutzmaßnahmen angepasst werden. Küstenbewohnern muss das Sturmflutrisiko bewusster werden, damit sie ihre Lebensbereiche vor möglichen Beeinträchtigungen schützen.
Quelle(n) und mehr: hzg.de; Broschüre „Nordseesturmfluten im Klimawandel“; Norddeutscher Klimaatlas; Küstenschutzbedarf
Wetterkarten, Verlaufsprognosen und Schadensberichte: wettergefahren-fruehwarnung.de; cedim.de; hzg.de
(Martin Trinkaus)