EWI-Studie untersucht unkonventionelles Erdgas in Europa
In einer aktuellen Studie beschäftigt sich das Energiewirtschaftliche Institut der Universität Köln (EWI) mit den Auswirkungen einer möglichen Schiefergasrevolution in Europa. In den USA habe diese zu einer signifikanten Reduktion des US-Großhandelspreises für Erdga geführt. In der direkten Folge wechselten die USA von einer kohle- zu einer stärker gasbasierten Stromproduktion. Die nun nicht mehr nachgefragte amerikanische Kohle, suchte nach neuen Abnehmern in anderen Teilen der Welt und habe damit den Einbruch der europäischen Kohleimportpreise beschleunigt. Der reduzierte Großhandelspreis für Gas sei außerdem ein Produktionskostenvorteil für die US Wirtschaft, der aufgrund von Produktionsverlagerungen eine langfristig steigende Gasnachfrage der amerikanischen Industrie zur Folge haben könnte.
Vor dem Hintergrund der großen unkonventionellen Erdgasressourcen in Europa stellt sich für das EWI die Frage, was bei einer ähnlichen Entwicklung mit den Erdgaspreisen in Europa geschehen würde? Die EWI Studie habe daher das Ziel gehabt, den Einfluss einer Förderung von unkonventionellem Erdgas in Europa auf die europäische Erdgaspreisentwicklung und Versorgungsstruktur bis 2035 zu analysieren. Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass auch hierzulande nicht nur die Versorgungssituation gestärkt würde, sondern auch eine Preisreduktion von durchschnittlich 5,7% erreicht werden könnte.
Aus der Einleitung
„In den vergangenen fünf Jahren hat sich der Erdgasmarkt in den USA dramatisch verändert. Aufgrund der umfangreichen Förderung von so genanntem unkonventionellen Erdgas, vor allem von Schiefergas („shale gas“), fiel der durchschnittliche Gaspreis um mehr als 50% verglichen mit den Jahren 2007 und 2008. Aktuelle Studien (BGR, 2012; EIA 2013a) zeigen, dass auch Europa über nennenswerte Vorkommen an Schiefergas verfügt. Zwar deuten das Moratorium in Frankreich und der Widerstand der Bevölkerung gegen die Förderung des unkonventionellen Erdgases in den betroffenen Gebieten darauf hin, dass die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen für eine Förderung dieser Ressourcen anders als in den USA derzeit nicht günstig sind.“
Ökonomische Bedeutung
„Die ökonomische Bedeutung der Förderung von Schiefergas in Europa sollte dennoch untersucht werden. Dies hängt vor allem mit zwei Aspekten zusammen. Zunächst ist in Europa mit zukünftig steigenden Erdgaspreisen zu rechnen. Diese Entwicklung wird einerseits bedingt durch den Rückgang der Erdgaseigenproduktion in Deutschland sowie seiner direkten Nachbarn. Andererseits steigt dadurch die Preissetzungsmacht Russlands, was zu steigenden Preisen für russisches Gas führen dürfte. Die Rolle der Förderung von Schiefergas ist zweitens im Bereich der CO2-Minderungsziele der Bundesregierung zu sehen. Die Nutzung von Erdgas in der Strom- und Wärmeerzeugung stellt dabei die effizienteste Option der CO2-Vermeidung dar. Ziel dieser Studie ist daher, den Einfluss einer Förderung von unkonventionellem Erdgas in Europa auf die Europäische Erdgaspreisentwicklung bis 2035 zu betrachten. Dazu wird in einem ersten Schritt die Entwicklung der Schiefergasförderung in den USA nachvollzogen.
Anschließend gehen wir auf die Frage ein, inwiefern sich die Erkenntnisse aus den USA auf die europäische Situation übertragen lassen. Ein dritter Analyseschritt widmet sich dann der Frage, welche ökonomischen Auswirkungen von einer europäischen Schiefergasförderung zu erwarten wären.“
Die Studie schweigt völlig zu den Risiken des Fracking, wie sie in den USA mehr und mehr offenkundig werden und auch dort wachsenden Widerstand erzeugen (siehe die spannende und einleuchtende ARD-Dokumentation vom 06.11.2013). Die in den Augen der EWI-Mitarbeiter interessanten Fragen sind anscheinend rein ökonomische.“ S_Y
->Quelle: Unkonventionelles_Erdgas_in_Europa – © EWI;