Geplatzt! Die große (Öko-)strompreislüge
Kommentar von Hans Kronberger
Es gibt zwei Wege die Kosten von erneuerbarem Strom fair und korrekt in Relation zum noch aktuellen fossil-atomaren Energiesystem zu stellen: Die tatsächlichen Gestehungskosten zu berechnen, oder den derzeitig noch vorhandenen Zuschussbedarf mit fossilen und atomaren Energieträgern in Relation zu setzen. In beiden Fällen löst sich das Gespenst der angeblich hohen Kosten der Erneuerbaren schnell in Luft auf.
Pannen, Pech & Pleiten
Es war wieder einmal jenem EU-Kommissar vorbehalten, dessen Ressort zwar mit Energie übertitelt ist, das aber richtigerweise eher „Pannen, Pech und Pleitedienst“ heißen müsste, wenn auch unfreiwillig, Licht ins Dunkel der weltweiten Förderwirtschaft zu bringen. Der Brüsseler „Pannen, Pech und Pleitedienst“ hat einen Namen und der lautet Günther Oettinger. Der EU-Kommissar predigt wie eine aufgezogene Spielzeuguhr immer wieder, dass erneuerbare Energien viel zu hoch gefördert würden. Er ließ seine Beamten zur Beweisführung einen Subventionsbericht erstellen, der seine Leier bestätigen sollte. Die Beamten waren fleißig. Sie listeten nicht nur die staatlichen Fördersummen für die Erneuerbaren auf, sondern auch die für die fossilen und atomaren. Der tatsächliche Bericht landete bei der Süddeutschen Zeitung. Die zu streichenden Passagen waren zwar rot markiert, aber noch nicht gelöscht. 27 Länder der Europäischen Union hatten erneuerbare Energieträger mit insgesamt 30 Milliarden Euro gestützt.
Aber: Für nukleare Kraftwerke wurden 35 Milliarden aufgewendet und Kohle und Gas erhielten 40 Milliarden. Rechnet man die sozialen und gesundheitlichen Folgekosten dazu, so errechneten die EU-Beamten, wird die fossil-atomare Energiebranche jährlich mit 130 Milliarden Euro gestützt. Mit einem Klick auf die Löschtaste wurden die Zahlen geschönt. Im richtigen Leben würde man gefälscht sagen. Der Hokuspokus-Kommissar hat einfach die Fleckenschere genommen und die fossil-atomaren Schmutzpatzer aus dem Anzug geschnitten. Man kann davon ausgehen, dass ihm das löchrige Kleidungsstück in der alten E-Wirtschaft nach seinem vermutlichen Abgang als Kommissar im Jahr 2014 ein geeigneter Türöffner sein wird.
Subventionen für Fossile
Was die EU kann, nämlich fossil-atomare Energieträger massiv zu fördern, das kann der Rest der Welt schon lange, auch wenn man dort statt in Euro in Dollar rechnet. Die in Bezug auf Erneuerbare höchst unverdächtige Internationale Energieagentur (IEA) in Paris hat für das Jahr 2012 errechnet, dass die weltweiten Subventionen für fossile Energieträger auf eine Rekordhöhe von 523 Milliarden US-Dollar gestiegen sind das ist sechsmal so viel wie weltweit für erneuerbare Energieträger ausgegeben wird. Das ist Stand der Gegenwart. Für die Zukunft fordern englische Atomkraftwerksbetreiber für Atomstrom hohe Garantietarife auf über dreißig Jahre. Auch die Deutschen sind nicht faul. EON-Chef Teyssen und RWE-Boss Terium fordern Preisgarantien für fossile Kraftwerke, genau das, was sie bei den Erneuerbaren abgeschafft sehen wollen. Fazit: Würde man alle Begünstigungen abschaffen wären die fossil-atomaren relativ schnell weg vom Fenster und die Erneuerbaren würden ebenso schnell Fahrt aufnehmen.
Folgt: „Erneuerbarer Strom ist teuer!“