Vandana Shiva „Jenseits des Wachstums“ – ein radikales Buch
Indien gilt vielen als wohlfeiles Paradebeispiel einer boomenden Wirtschaftsnation. Doch um welchen Preis? Und welche Lehren können und sollten wir daraus ziehen? Kenntnisreich und mit leidenschaftlichem Engagement fordert die Alternative Nobelpreisträgerin Vandana Shiva in ihrem neuen Buch Jenseits des Wachstums einen Paradigmenwechsel: Schließen wir Frieden mit der Erde!
Zitat der promovierten Physikerin Vandana Shiva, die auch komplizierte Themen und Zusammenhänge verständlich darstellen kann: „Die globale Privatwirtschaft, die immer noch von einem unbegrenzten Wachstum ausgeht, ist zu einer permanenten Kriegswirtschaft geworden, einer Wirtschaft im Konflikt mit der Erde und den Menschen. Ihre Wirtschaftsmethoden sind die Waffen in diesem Krieg: unter Zwang abgeschlossene Freihandelsabkommen; Produktionsweisen, die auf Gewalt und Kontrolle beruhen, etwa durch den Einsatz von Giftstoffen oder Gentechnologie in der Landwirtschaft. Sie töten Millionen von Menschen in Friedenszeiten, indem sie ihnen Nahrung und Wasser rauben und ihre Lebenswelt vergiften. Die Methoden des Krieges und die Methoden der wirtschaftlichen Produktion sind austauschbar geworden.“
Das Buch entstand aus einer Reihe von Vorträgen mit dem Titel „Making Peace with the Earth“, die Vandana Shiva in den vergangenen drei Jahren an verschiedenen Universitäten gehalten hat. Das Foto zeigt sie bei einem Auftritt an der University of Virginia.
Im 21. Jahrhundert plu?ndert eine dem grenzenlosen Wachstum verpflichtete globalisierte Wirtschaft die Erde und ihre Ressourcen in schier unersättlicher Weise: Weltweit werden Wälder, Wasser, fruchtbare Böden und Saatgut einer radikalen Marktlogik folgend patentiert, privatisiert, ausverkauft. Die ökologischen Kosten werden den lokalen Gemeinschaften – und, global betrachtet: uns allen – aufgebu?rdet.
Vandana Shiva fordert nichts weniger als einen Friedensschluss mit der Erde. Am Beispiel ihrer Heimat erzählt die Wissenschaftlerin von wirtschaftlichen Megaprojekten und davon, wie Bauern und Umweltaktivisten ihr Recht auf ein eigenbestimmtes, nachhaltiges Leben und Arbeiten mit aller Kraft verteidigen. Vandana Shivas Position als unmittelbare Zeugin hebt das Buch aus der Masse der kapitalismuskritischen Schriften heraus und verleiht den Einsichten Gewicht. „Hier schreibt jemand nicht aus dem Lehnsessel der Konsumverdrossenheit, sondern aus der Kampfzone“, so eine Besprechung.
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