RWE wie befürchtet tiefrot

Deutschlands Nummer verliert fast 2,8 Milliarden Euro

Erstmals in seiner Unternehmensgeschichte hat der Energieversorger RWE in einem Geschäftsjahr nichts verdient – im Gegenteil. Deutschlands Nummer zwei der Energiebranche kommt nach 60 Jahren das Geschäftsmodell abhanden, weil man die „Energiewende verschlafen und Erneuerbare Energien unterschätzt“ hat (Energie-Experte Hans-Josef Fell). Sonnen- und Windstrom vermiesen RWE zunehmend die Freude am Firmen-Slogan – dazu kommen milliardenschwere Abschreibungen für Kohle- und Gaskraftwerke. Die operativen Kennzahlen brechen ein.

Fast fünf Milliarden Euro abgeschrieben

Laut RWE-Chef Peter Terium fallen die Ergebnisse des Geschäftsjahres 2013 vernichtend aus: Unter dem Strich verbuchte RWE einen Verlust von fast 2,8 Milliarden Euro. Im Vorjahr hatte der Konzern noch 1,3 Milliarden Euro verdient. Insgesamt summierten sich die Abschreibungen auf 4,8 Milliarden Euro. Denn wegen des Booms Erneuerbarer Energien sind Gas- und Kohlekraftwerke immer seltener am Netz. RWE wil die Dividende auf einen Euro halbieren. Von den Aktionären will sich RWE im April darüber hinaus die Zustimmung für eine mögliche Kapitalerhöhung einholen.

Dazu eine Frage – und eine Forderung – des Energie-Experten Hans-Josef Fell: „Wer zahlt am Ende die Atomrechnung? Insgesamt hat der Konzern inzwischen einen Schuldenberg von 30 Milliarden Euro angehäuft und angesichts seiner schlecht ausgelasteten Kraftwerke kaum eine Perspektive, diese Schulden wieder abzubauen. Eine mögliche Pleite von RWE hätte gravierende Folgen für die Gesellschaft. Atomkraftbetreiber sind gesetzlich dazu verpflichtet, Rücklagen für den Rückbau und die Endlagerung des Atommülls zu bilden (die Rückstellungen von RWE belaufen sich auf ungefähr zehn Milliarden Euro, die unterschiedlich angelegt sind). Diese Regelung wirft gravierende Probleme auf:

  1. verschafft sie den Betreibern massive Steuervorteile im Wettbewerb mit anderen Stromerzeugern.
  2. sind die Rücklagen vor dem Hintergrund der bis heute unbekannten gigantischen Entsorgungs- und Endlagerungskosten sicherlich viel zu niedrig veranschlagt, und
  3. sind sie nicht krisenfest gesichert.

Im Falle einer Unternehmenspleite müssten im schlimmsten Fall die Steuerzahlerinnen und Steuerzahler einspringen und die Rechnung für jahrelanges Missmanagement zahlen. Jetzt ist es höchste Zeit, in einem Gesetz die Atomrückstellungen auch der anderen Atomkonzerne in einen öffentlichen Fonds überzuführen, damit Rückbau und Entsorgung der atomaren Anlagen nicht am Ende doch beim Steuerzahler hängen bleiben – eine seit Jahren nicht umgesetzte politische Forderung.“
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