Warum die Energiewende notwendig ist, und wie sie gelingen kann
Nach der Nuklearkatastrophe in Fukushima vor drei Jahren setzte sich die Bundesregierung ambitionierte Ziele für eine beschleunigte Energiewende – die hätten aber in letzter Zeit zusehends wieder an Fahrt verloren, so der Voraustext zum Buch „Gemeinschaftsprojekt Energiewende. Der Fahrplan zum Erfolg“, aus dem Oekom-Verlag, vom Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V. (BUND) gemeinsam mit dem Verband Deutscher Wissenschaftler (VDW) herausgegeben. Es will erklären, warum die Energiewende notwendig ist und wie sie gelingen kann.
Fahrplan zum Erfolg
Einen „Fahrplan zum Erfolg“ nennt der Verlag sein jüngstes Buch zum Thema Energiewende, unzweifelhaft „das wichtigste Gemeinschaftswerk der deutschen Nachkriegsgeschichte“. Die Energiewende biete ein Lernfeld, wie die sozial-ökologische Transformation umgesetzt werden kann. Denn wenn die Energiewende in Deutschland gelinge, könnten andere Länder diesem Beispiel folgen. Der BUND und die VDW stellen als Herausgeber dar, was jetzt getan werden muss, damit die Energiewende ein Erfolg wird. Denn aktuell droht die Energiewende den Herausgebern Ulrich Bartosch, Peter Hennicke und Hubert Weiger zufolge von der Politik ausgebremst und von vielen Interessenvertretern aus der Industrie zerredet zu werden. Das Buch möchte „die bestehende Begeisterung nutzen, um das Generationenprojekt Energiewende gemeinschaftlich zum Erfolg zu führen“. Erforderlich sei eine langfristig orientierte Politik, die endlich auch die Reduzierung des Energieverbrauchs in Angriff nehme.
Gabriel gefährdet Energiewende
Nach Auffassung des BUND-Vorsitzenden Weiger gefährden die bisherigen Pläne von Wirtschaftsminister Gabriel zur EEG-Reform die Energiewende: „Die geplante Deckelung erneuerbarer Energien verhindert mehr Klimaschutz und verschreckt private Investoren.“ Im Koalitionsvertrag schweigt die große Koalition zum ehemals geplanten Energiekonzept.[note Dunkle Wolken über der Wende – Hochspannungsmast bei Frankfurt – Foto © Veronika Neukum] Im Gegensatz dazu werde jedoch von der Wissenschaft übereinstimmend bestätigt, dass die einstigen Leitziele durchaus realisierbar und volkswirtschaftlich von großem Vorteil seien.
Um die Energiewende zu retten, müsse sie als Gemeinschaftsprojekt verstanden werden, denn sie sei ein Generationenvertrag, der seinen Namen verdiene.
Die heutige Generation gestalte und finanziere einen ökologischen Umbau des gesamten Energiesystems, um unsere Kinder und Enkel vor fundamentalen Risiken zu schützen: vor den enormen Kosten eines fossil-nuklearen Energiesystems, vor den Risiken des nuklearen Brennstoffzyklus und des [note Südvietnam, Idylle unter Palmen, bedroht Foto © Gerhard Hofmann/ Agentur Zukunft]Klimawandels, vor Importabhängigkeit, Energiepreisschocks und nationaler Verwicklung in weltweite Ressourcenkriege.
Drei tragende Säulen
Das „Gemeinschaftsprojekt Energiewende“ müsse auf drei tragenden Säulen aufgebaut werden:
- Einem gestaltenden Staat in Form einer zentralen Koordinierungsstelle für die Energiespar- und Effizienzpolitik,
- einer innovativen Wirtschaft
- und nicht zuletzt engagierten Bürgerinnen und Bürgern, die lokal die Energiewende mitgestalten und damit ein weltweites Signal für Klima- und Ressourcenschutz setzen.
Mit zahlreichen konkreten Forderungen an die Bundesregierung setze „Gemeinschaftsprojekt Energiewende“ ein politisches Zeichen, getreu dem Motto: „Die Fahrtrichtung ist klar – jetzt muss gehandelt werden“.
Der VDW-Vorsitzende Prof. Dr. Ulrich Bartosch (Mitherausgeber) zur Publikation „Gemeinschaftsprojekt Energiewende, Fahrplan zum Erfolg“: „Für uns ist das drängendste Problem die Gestaltung der Energiewende. Wer wenden will, muss auch steuern können.Deshalb haben wir im vorliegenden Papier die wesentlichen Steuerungsinstrumente aus heutiger politischer und wissenschaftlicher Sicht zusammengefasst. Wer steuert braucht Ziele. Die herausfordernden Ziele des ‚Gemeinschaftswerks Energiewende‘ (Ethikkommission für eine sichere Energieversorgung) werden durch die Grenzen der Naturbelastung und den Willen zu aktiver politischer Gestaltung geformt. Wer Ziele erreichen will, braucht Partnerschaft. Der BUND und die VDW stehen als Akteure von Zivilgesellschaft und Wissenschaft bereit, für diese Ziele verantwortlich zu arbeiten. Das ist unser Versprechen in der vorgestellten Ausarbeitung. Gute Partnerschaft findet realistische Problembestimmung.
„We choose to go to the moon“ hatte John F. Kennedy am 25. Mai 1961 als drängendste Herausforderung für die Menschheit formuliert und für Wissenschaft und Gesellschaft eine ungeahnte Aufbruchsstimmung erzeugt. Wir heute haben uns für Gesellschaft und Wissenschaft entschieden: Unsere Nachfahren sollen auf der Erde bleiben dürfen. Dafür ist noch mehr nötig, als die Weltraumforschung und Raketentechnik je geleistet haben. Die Transformation unseres Lebensstiles ist ein echtes ‚Gemeinschaftswerk‘ für alle Akteure. Es ist auch ein Projekt gemeinsamer Verantwortung heutiger und künftiger Generationen. Nachhaltigkeit muss einen Anfang haben und soll kein Ende finden. Das ist der dringende Appell unserer Studie.“
Ulrich Bartosch, Professor für Pädagogik an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt (KU), ist Vorsitzender der Vereinigung Deutscher Wissenschaftler VDW. Die VDW wurde 1959 durch Carl Friedrich von Weizsäcker und weitere Atomwissenschaftler gegründet, die sich zuvor als „Göttinger 18“ öffentlich gegen eine atomare Bewaffnung der Bundeswehr ausgesprochen hatten.
Peter Hennicke war Präsident des Wuppertal Instituts für Klima, Umwelt, Energie GmbH und ist emeritierter Professor der Universität Wuppertal. Er war Mitglied von drei Enquete-Kommissionen des Deutschen Bundestages zum Thema Klima und Energie und ist einer der wichtigsten Meinungsführer der ökologisch orientierten Energieforschung in Deutschland.
Hubert Weiger ist seit 2007 Vorsitzender des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) – mit rund 500.000 Mitgliedern und Förderern einer der größten Umweltverbände Deutschlands. Er ist Mitglied des Rats für Nachhaltige Entwicklung der Bundesregierung.
Ulrich Bartosch, Peter Hennicke, Hubert Weiger (Hrsg.): „Gemeinschaftsprojekt Energiewende. Der Fahrplan zum Erfolg“ .112 Seiten, ISBN 978-3-86581-668-9, 14,95 EUR, 15,40 EUR (A), CH 21,90 Erhältlich auch als E-Book.
->Quelle: bund.net; oekom.de; vdw-ev.de; Montage „Fünf vor Zwölf für die Erde“ nach vdw: fotolia_3112004_xs-patrizier-design