Analyse der EEG-Novelle
Der grüne Ex-Bundestagsabgeordnete Hans-Josef Fell – seit kurzem Präsident von Energy Watch – hat sich der Mühe unterzogen, die aktuelle EEG-Novelle ausführlich zu bewerten. Ohne dass man mit jedem Punkt einverstanden sein muss – die Lektüre lohnt sich. Hier spricht ein profunder Kenner der Materie, dessen eigener EEG-Vorschlag Ende März beim Ranking der Energieblogger den 5. Platz erhalten hat. Solarify dokumentiert Fells Analyse und Schlussfolgerungen.
Bewertung der EEG-Novelle
Teil I: Bioenergien
Knapp ein Drittel der Öko-Stromerzeugung stammt aus Bioenergien, vor allem aus Biogas, aber auch aus der Holzverstromung. Über die Abwärmenutzung in KWK-Anlagen tragen sie zusätzlich zu einem erheblichen Teil der Wärmeversorgung aus erneuerbaren Energien bei.
Die noch vor wenigen Jahren im steilen Aufschwung befindlichen Pflanzenölblockheizkraftwerke haben stark an Bedeutung verloren, als mit der EEG-Novelle 2009 die Vergütung für neue Bioölanlagen gestrichen wurde. Gleichzeitig gingen die Pflanzenölpreise nach oben, so dass sich der Betrieb für bestehende Anlagen bei der gültigen Vergütung für Bestandsanlagen nicht mehr rentieren konnte. Seitdem stehen etwa 700 MW der nagelneuen hocheffizienten und hochflexiblen Pflanzenölblockheizkraftwerke still, obwohl sie einen starken Beitrag liefern könnten, die händeringend gesuchten Flexibilitäten in der Stromerzeugung als Ausgleich der Fluktuationen für Solar- und Windstrom zu liefern.
Genau dieser Ausgleich für Solar- und Windstromschwankungen ist die prinzipielle Stärke der Bioenergien. Es wäre auch die Aufgabe der aktuellen EEG-Novelle, größere Anreize dafür zu schaffen, dass Biogas, Pflanzenöl und Holz insbesondere im Winter die Lücken für fehlenden Solarstrom und für fehlende solare Wärme schließen.
Ukraine-Krise erfordert mehr Bioenergie
Gerade vor dem Hintergrund der Ukrainekrise, die ihre tieferen Ursachen in der Abhängigkeit von russischem Erdgas hat, wäre es zwingend erforderlich, mehr Bioenergien einzuspeisen, um EU-weit unabhängiger von russischen Energielieferungen zu werden. Dass dies ohne Gefährdung der Lebensmittelversorgung und unter Wahrung der notwendigen ökologischen Standards – also ohne Maismonokulturen – möglich ist, ist längst wissenschaftlich nachgewiesen. So hat ein Gutachten für die grüne Bundestagfraktion aus dem Jahre 2007 dargelegt, dass in Europa auch unter Wahrung der Lebensmittelversorgung ausreichend Biogas erzeugt werden kann, um das Erdgas zu ersetzen. Gleichzeitig erscheint mit der Biokohleerzeugung über Hydrothermale Carbonisierung (HTC) eine neue Technologie auf dem Markt, die aus landwirtschaftlichen Abfällen besonders ökologisch und effizient Bioenergie bereitstellen könnte.
Leider spielen die Erneuerbaren Energien weder in der Regierung der großen Koalition noch in der Opposition, und ebenso wenig in der EU-Kommission die entscheidende Rolle auf dem Weg zu mehr Unabhängigkeit von russischen Energielieferungen. Immer noch werden neue Erdgaskraftwerke als Ausgleich zu Solar- und Windstrom gefordert, statt Lösungen mit Bioenergien, Wasserkraft und Geothermie anzustreben.
Folgt: EEG-Novelle missachtet Bioenergien