Integration erneuerbarer Energien in den Strommarkt
von Eike Schwarz – mit freundlicher Genehmigung des Autors
Aufgrund des inzwischen 25-prozentigen Anteils erneuerbarer Energien an der Stromerzeugung fordern Elektrizitätswirtschaft und Teile der Politik , die Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien vollständig in den Strommarkt zu integrieren (EEG-Novelle) und einen so genannten Kapazitätsmarkt zur Kapazitätsmarkt zur Erhaltung der Sicherheit der Stromversorgung. Wichtigstes Ergebnis der folgenden, an Entscheidungsträger in Politik und Ministerien gerichteten Stellungnahme des Bonner Energieexperten Eike Schwarz: „Beide Maßnahmen benachteiligen Windkraft- und PV-Anlagen grundsätzlich gegenüber konventionellen Kraftwerken und gefährden dadurch die Erreichbarkeit der Ziele der Energiewende“. Solarify dokumentiert die Schlussfolgerungen von Schwarz – die gesamte Studie hier.
Kapazitätsmärkte benachteiligen erneuerbare Energien doppelt
Die Auseinandersetzungen über das Design des Strommarkts im Allgemeinen und über Kapazitätsmechanismen im Besonderen finden nicht in einem vermeintlich interessenfreien Wissenschaftsraum statt, sondern betreffen Geschäftsprozesse im Umfang von Milliarden Euro und damit auch die Zukunft großer Stromkonzerne. Deshalb ist oft nur schwer zwischen am Gemeinwohl orientierten und interessengeleiteten Vorschlägen zu unterscheiden.
[note Wie die starke politische Einflussnahme beim Einsammeln überschüssiger Emissionszertifikate („Backloading“) jüngst wieder gezeigt hat, dürfte bei Einführung eines Kapazitätsmechanismus eine Subventionierung von Altkraftwerken nur schwer zu verhindern sein.]
So haben die aktuellen Bestrebungen, einen Kapazitätsmarkt einzurichten, in erster Linie das Ziel, den Kraftwerksbetreibern einen zusätzlichen Erlösweg zu eröffnen, obwohl ein Überangebot an Strom vorliegt und Kohle- und Kernkraftwerke zu unflexibel sind, um zu der schnell schwankenden Stromerzeugung aus Windkraft- und PV-Anlagen zu passen.
Im Hinblick auf das Gelingen der Energiewende ist jedoch entscheidend, dass Kapazitätsmärkte die Betreiber von Windkraft- und PV-Anlagen in doppelter Hinsicht benachteiligen: Zum einen, weil solche Anlagen nicht wie konventionelle Kraftwerke an Kapazitätsmärkten teilnehmen können, und zum anderen, weil Kapazitätsmärkte sinkende Preise am EOM zur Folge haben. Beides verringert die Wirtschaftlichkeit von Windkraft- und PV-Anlagen gegenüber steuerbaren Kraftwerken.
Der heutige Strommarkt ist ein so genannter Energy-Only-Markt (EOM); es werden nur Strommengen (MWh) gehandelt. Kraftwerksbetreibern wird ausschließlich die tatsächliche Stromproduktion vergütet. Die Vorhaltung von Erzeugungskapazitäten wird dabei nicht entlohnt. Defizite des EOM sind seit mehr als zehn Jahren Gegenstand wissenschaftlicher und politischer Diskussionen, also lange vor einer nennenswerten EE-Stromerzeugung (ohne Wasserkraft). Hauptgrund für die Defizite sind fundamentale Unterschiede des Stromversorgungssystems im Vergleich zu üblichen Gütermärkten, vor allem, weil es bisher nicht möglich ist, Strom in großem Umfang wirtschaftlich zu speichern.
Folgt: Vor Kapazitätsmarkt EOM weiterentwickeln