„Fanal falscher Energie- und Wirtschaftspolitik“
Vereinigungen wie Eurosolar und EU Prosun sehen in der Insolvenz von Wagner Solar das Fanal einer verfehlten Energie- und Wirtschaftspolitik. Denn die Lage vieler deutscher Photovoltaik-Unternehmen ist prekär, meldet das pv magazine.
Die Wagner & Co. Solartechnik GmbH musste aufgrund der anhaltenden Krise der deutschen Solarindustrie am 22.04.2014 Insolvenz anmelden. Das Traditionsunternehmen ist damit das letzte prominente Opfer einer langen Liste deutscher PV-Firmen, die in den vergangenen Monaten den Gang zum Amtsgericht antreten mussten, um ihre Zahlungsunfähigkeit anzuzeigen. Die Vereinigungen Eurosolar und EU Prosun haben nun mit Appellen an die Politik auf diese Nachricht reagiert. Eurosolar rief die Bundesregierung dringend zu Korrekturen ihrer geplanten EEG-Reform auf.
„Bundesregierung zerstört sehenden Auges eine Zukunftswirtschaft“
„Die Insolvenz von Wagner Solar ist ein Fanal falscher Energie- und Wirtschaftspolitik“, erklärte Stephan Grüger vom Eurosolar-Vorstand. Wagner Solar sei ein Solarpionier und bereits seit 1979 aktiv. Ohne solche Akteure könne es keine Energiewende in Deutschland geben, sagte Grüger. Auch Vorstandskollege Fabio Longo kritisierte die Politik. „Die Bundesregierung zerstört gerade sehenden Auges eine Zukunftswirtschaft, die weit mehr Arbeitsplätze in Deutschland bereitstellt als Atom- und Kohlewirtschaft zusammen.“ Zum Erhalt der Solarbranche in Deutschland forderte er, dass Solarstrom „wenigstens auf Mietshäusern, im sozialen Wohnungsbau und auf Betriebsgebäuden von der EEG-Umlage befreit werden“ muss.
Allein im vergangenen halben Jahr haben acht große deutsche Hersteller Werksschließungen und Entlassungen ankündigen oder gar Insolvenz anmelden müssen. Nach den Schwergewichten Centrosolar, Sunways und aleo solar kam in dieser Woche auch noch das traditionsreiche Systemhaus Wagner Solar dazu.
„Deutsches Know How und Arbeitsplätze stehen auf dem Spiel“
Bei der Industrievereinigung EU Prosun sieht man ebenfalls die aktuellen EEG-Reformpläne der Bundesregierung als entscheidenden Grund für die schlechten Nachrichten vieler PV-Unternehmen. „Die Lage für die verbliebenen Solarunternehmen in Deutschland ist schwierig genug. Wenn die Bundesregierung jetzt auch noch die Solarförderung in Frage stellt, ist das fahrlässig. Hier stehen deutsches Know How und Arbeitsplätze auf dem Spiel“, sagte Milan Nitzschke, Sprecher von EU Prosun. Er forderte von der Bundesregierung, auf die geplante Belastung des Eigenverbrauchs von 50 Prozent bei neuen PVk-Anlagen zu verzichten.
“Wenn die Bundesregierung jetzt genau diesen Eigenstrom belasten will, ist das ein gezielter Angriff auf den Solarausbau in Deutschland“, so Nitzschke. Wie Longo forderte auch er eine weitere Befreiung der Direktlieferung an Mieter. Sollte der Bundestag die Belastung von Eigenverbrauch und Direktlieferung mit einer anteiligen EEG-Umlage beschließen, würden viele Projekte unwirtschaftlich. Damit stünde die Energiewende als Ganzes in Deutschland auf dem Spiel.
Die Wagner & Co Solartechnik GmbH hatte die Anmeldung der Insolvenz mit der anhaltenden Krise in der deutschen Solarindustrie und der negativen Marktentwicklung bei Photovoltaik und Solarthermie begründet. Vor allem die politischen Rahmenbedingungen für die Solarstromerzeugung hätten dabei zu einer weiteren tiefgreifenden Verunsicherung geführt. Alle Sanierungsbemühungen von Wagner Solar außerhalb eines Insolvenzverfahrens seien dadurch konterkariert worden.
->Quelle(n): Artikel in pv magazine von Sandra Enkhardt; eurosolar.de; prosun.org