…1,5mal so viel wie gedacht
Wissenschaftler haben festgestellt, dass in Fukushima eineinhalbmal so viel Cäsium-137 die Atmosphäre gelangt ist als vom Anlagenbetreiber Tepco kalkuliert. Ein hoher Anteil des freigesetzten Cäsiums sei zudem direkt in den Ozean gelangt. Das berichteten japanische Medien. Ein Wissenschaftler-Team um Professor Michio Aoyama habe entsprechende Ergebnisse im Rahmen einer Tagung der European Geosciences Union in Wien veröffentlicht, bei der es um die Folgen des Unglückes in Fukushima gegangen sei.
Werte höher als erwartet
Tepco hatte nach der Atom-Katastrophe im Jahr 2011 angegeben, dass etwa 13.600 Terabecquerel (1 TBq = eine Billion Bequerel) Cäsium ausgetreten seien. Die Wissenschaftler vermuten dagegen jetzt, dass zwischen 17.500 und 20.500 TBq des radioaktiven Cäsiums freigesetzt worden sind, 1,5 Mal mehr. Auch wenn sich die Cäsiumwerte vieler Wissenschaftler unterscheide, vertraut Professor Michio Aoyama vom Institute of Environmental Radioactivity der Fukushima-Universität auf die Ergebnisse seines Teams.
Pazifik stark betroffen
Die Wissenschaftler versuchen herauszufinden, welche Langzeitwirkung das Cäsium-137 auf die Umwelt hat. Cäsium-137 hat eine Halbwertszeit von rund 30 Jahren und kann Krebs verursachen. Laut der Studie gingen 14.000 bis 17.000 TBq Cäsium-137 in die Atmosphäre, während 3.500 TBq direkt in den Ozean geflossen seien. Bei Tieren gilt beispielsweise ein Grenzwert von 100 Bq pro Kilogramm Gewicht. Zudem heißt es in der Studie, dass 12.000 bis 15.000 Terabecquerel des freigesetzten Cäsiums, zunächst in die Atmosphäre gelangt sind und im Anschluss daran in den Ozean. Der Rest soll auf Land niedergegangen sein, vor allen Dingen Europa sei betroffen gewesen.
Japan rückt vom Atomausstieg ab
Die japanische Regierung setzt dennoch weiter auf die Atomenergie. Wie IWR Online im April berichtete, hat die japanische Regierung einen neuen Energieplan verabschiedet, der vorsieht, dass ein Teil der nach dem Unglück abgeschalteten Atomkraftwerke wieder ans Netz gehen soll. Der Großteil der japanischen Bevölkerung hat Angst und spricht sich gegen Atomstrom aus.
Nach dem Unglück hatte Japan zunächst den Ausstieg aus der Atomenergie beschlossen und hatte innerhalb kürzester Zeit waren nach dem GAU alle 48 Atomkraftwerke vom Netz genommen. Mit dem neuen Energieplan stellt sich die liberaldemokratische Regierung unter Premierminister Abe gegen den Mehrheits-Willen der japanischen Bevölkerung. Je nach Umfrage wollen zwischen 50 und 80 Prozent der Japaner keinen Atomstrom.
Atomkraft soll aber nur 10 Prozent der Stromversorgung sichern
Laut Energieplan sollen einige Atomkraftwerke wieder hochgefahren werden. Allerdings sollen zunächst Sicherheitsüberprüfungen durchgeführt werden. Nach Angaben der Nachrichtenagentur Reuters zeichnet sich bereits ab, dass etwa ein Drittel der Reaktoren überhaupt wieder ans Netz gehen wird. Die Ursachen hierfür seien hohe Kosten für die Modernisierung der Anlagen, lokalpolitische Gründe oder Erdbebengefährdung. Somit hätte die Atomenergie nur einen Anteil von rund 10 Prozent an der Stromversorgung Japans.
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