14. Jahreskonferenz des Rates für Nachhaltigkeit
„Bei der Energiewende, dem Klimaschutz bis zur digitalen Selbstbestimmung müssen wir die Zukunft unserer Kinder viel entschiedener vor Augen haben“, sagte Marlehn Thieme, Vorsitzende des Rats für Nachhaltige Entwicklung (RNE), bei dessen 14. Jahreskonferenz in Berlin. Wer seinen Lebensstil, seinen Konsum und die Produkte, die er kauft, an Nachhaltigkeitskriterien ausrichte, sei nicht lustfeindlich, sondern modern und aufgeschlossen. „Das ist gelebte Verantwortung“, führte sie weiter aus, „das sollte zur ganz persönlichen Haltung, zur Herzenssache werden.“
Diese Haltung müsse endlich von Herstellern, Handel und Politik aktiv unterstützt werden. Die Vorsitzende des RNE forderte insbesondere die Bundesregierung auf, den Umbau zu nachhaltigem Wirtschaften und Konsumieren durch einen verbindlichen Rahmen voranzutreiben. Bisher habe in dieser Legislaturperiode die Nachhaltigkeit keine Rolle gespielt. Thieme: „Ich wünsche mir mehr Mut, die Nachhaltigkeit zu einem Barometer für die Politik zu machen, und das auch auf internationaler Ebene.“ Zwar finde die Nachhaltigkeit allgemein Zustimmung, aber diese bleibe zu oft vage und ohne konkrete Folgen. Beispielsweise müsse die Politik den Deutschen Nachhaltigkeitskodex endlich auch bei öffentlichen Unternehmen zur Richtschnur machen. „Was für Ludwig Erhard einst die soziale Marktwirtschaft war, muss für uns heute die nachhaltige Entwicklung sein!“
Akuter Handlungsbedarf bestehe in der Energiewende, sagte Alexander Müller, RNE-Mitglied und Nachhaltigkeitsexperte. „Wir brauchen eine Nachhaltigkeitsstrategie für den gesamten Energiemarkt“, so Müller, „Die spezifischen Kosten für Solarstrom sind von anfangs 60 Cents auf heute rund 10 Cents pro Kilowattstunde gesunken. Diese Kostenvorteile kommen bei den Verbrauchern nicht an, im Gegenteil, unsere Stromrechnungen steigen.“
Deshalb habe sich der RNE intensiv mit den Energiekosten beschäftigt. Mit einem Gutachten bringe der RNE erstmals Transparenz in die Debatte um Stromkosten. Müller: „Die Analyse zeigt, dass die Stromerzeugung weder aus erneuerbarer Energie noch in konventionellen Kraftwerken für umsonst zu haben ist. Künftig notwendige Investitionen lassen sich nicht ausschließlich durch die Verbraucherpreise aufbringen.“ Hier seien grundsätzlich neue Ansätze nötig. „Wir haben auch nicht das gesamte Eisenbahnnetz Deutschlands nur aus dem Verkauf von Fahrkarten bezahlt“, so Müller.
„Die Bundesregierung muss hier und heute Verantwortung übernehmen und entscheiden, wie die Energieversorgung langfristig finanziert werden kann“, so Müller. „Eine wichtige Option sei der vorgeschlagene Vorleistungsfonds, der Energie für den Endverbraucher bezahlbar hält.“ Für einen engagierten Ausbau der Erneuerbaren Energien über die jetzt schon erreichten 25 Prozent sowie einen ambitionierten Klimaschutz liefere das RNE-Gutachten allen Beteiligten in Politik, Unternehmen und Nichtregierungsorganisationen Fakten und Handlungsoptionen.
->Quelle: nachhaltigkeitsrat.de