Überraschende Entscheidung gegen Gasag – „Berlin Energie“ soll Gasnetz übernehmen
Das Berliner Gasnetz wird rekommunalisiert: Im unabhängigen Vergabeverfahren des Berliner Gasnetzes hat sich Berlin Energie überraschend gegen den langjährigen Netzbetreiber GASAG durchgesetzt. Ab Januar 2015 soll die landeseigene, erst vor Jahresfrist gegründete Berlin Energie die Konzession für das Berliner Gasnetz übernehmen, teilte Finanzsenator Nußbaum mit. Sein Kollege für Stadtentwicklung und Umwelt, Michael Müller, begrüßte die Entscheidung.
Der Wechsel kann das Land eine Milliarde Euro kosten. Erwartet werden dafür sinkende Gaspreise. Der parteilose Finanzsenator Nußbaum sagte nach einer Senatssitzung am 03.06.2014, die GASAG habe die Zweifel des Landes nicht ausräumen können, dass das Gasnetz bei einem Weiterverkauf von GASAG-Anteilen in unbekannte Hände fallen könnte. Die Konzession war Ende 2013 ausgelaufen, die GASAG betreibt das Netz übergangsweise noch in diesem Jahr. Ein dritter Interessent, der niederländische Netzbetreiber Alliander, hatte seine Bewerbung zurückgezogen.
Laut Senator Nußbaum muss „Berlin Energie“ der GASAG als Kaufpreis rund eine Milliarde Euro zahlen.
Nußbaum erweartet sinkende Gaspreise (etwa 20 Prozent), weil der Netzbetrieb billiger wird.
Die GASAG meldete 2013 etwa 370 Millionen Euro Umsatz – jährliche Gewinne ca. 50 Millionen Euro.
Die 200 Mitarbeiter der GASAGg-Netzgesellschaft sollen von „Berlin Energie“ übernommen werden.
Für die Gasag bedeutet der Verlust des Netzes sehr wahrscheinlich das Aus.
Der Betreiberwechsel wird nach Zustimmung des Abgeordnetenhauses am 01. 01. 2015 erfolgen. (Nach B.Z.
Berlin Energie habe sich mit 311 von 315 möglichen Punkten durchgesetzt, so Nußbaum. Die GASAG habe dagegen nur 299 Punkte erreicht. Das Angebot der Berlin Energie sei vor allem im Bereich “change of control“ besser gewesen. Dabei geht es darum, was passiert, wenn das Unternehmen verkauft wird oder Gesellschafter wechseln. In dem Fall habe Berlin Energie dem Land ein Sonderkündigungsrecht eingeräumt. „Berlin Energie stellte auch einen preisgünstigeren Netzbetrieb in Aussicht“, sagte Nußbaum. Den Wert des Gasnetzes schätzte der Finanzsenator auf rund eine Milliarde Euro. Für eine solche Summe müsste Berlin Energie der GASAG wohl das Netz abkaufen.
Der Senat will jetzt entscheiden, dann geht das Verfahren ans Abgeordnetenhaus. Hier stelle sich dann die entscheidende Frage, ob das Land seine Bewerbung aufrechterhalten werde, sagte der Finanzsenator. Berlin Energie könne theoretisch also noch einen Rückzieher machen. Dann fiele der Netzbetrieb doch wieder an die GASAG. Das landeseigene Unternehmen könne sich die GASAG auch als Partner ins Boot holen.
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