BPA: Neue Regierungsarchitektur in Berlin ökologisch
Auch mehr als zwanzig Jahre nach dem Bonn-Berlin-Beschluss sind im Berliner Regierungsviertel noch Baukräne zu sehen. In diesem Jahr werden zwei neue Regierungsbauten direkt an der Spree fertig. Beide haben ausgefeilte Energiekonzepte – die Bundesministerien für Bildung und Forschung sowie das des Innern. Eine selbstlobende Mitteilung des Bundespresseamtes.
Strenge Anforderungen
Wie alle neuen Gebäude müssen auch diese beiden Regierungsbauten hohen Anforderungen an die Energieversorgung und Energieeffizienz Genüge leisten. Einzuhalten sind das Erneuerbare-Energien-Wärme-Gesetz und die Energieeinsparverordnung. Sie schreiben vor, dass in Neubauten Mindestanteile der Wärmeversorgung mithilfe regenerativer Energien abzudecken sind. Das Ergebnis: Allein die Neubauten der Jahre 2009 bis 2011 verbrauchen pro Jahr 2,4 Terawattstunden (TWh) fossiler Brennstoffe weniger als Neubauten der Jahre zuvor. Sie sparen zudem jährlich 640.000 Tonnen Treibhausgase ein.
Maßgeblich für Regierungsbauten ist zusätzlich aber auch das „Maßnahmenprogramm Nachhaltigkeit“ von 2010. Es legt fest, dass Bundesbauten eine Vorbildfunktion bei der Nutzung erneuerbarer Energien übernehmen sollen. Außerdem schreibt es die Einhaltung des „Leitfadens nachhaltiges Bauen“ vor. Der Leitfaden definiert 45 Kriterien für nachhaltiges Bauen. Neben dem Energieverbrauch sind das z. B. Flächenverbrauch, Lebenszykluskosten, Barrierefreiheit oder Schallschutz. Bundesbauten sollen einen Erfüllungsgrad von insgesamt mindestens 65 % erreichen. Das entspricht der Qualitätsstufe „Silber“ im Bewertungssystem.
Wenn bestehende Regierungsgebäude grundlegend saniert werden, gilt auch für sie die Pflicht, erneuerbare Energien zu nutzen. Ziel des „Energetischen Sanierungsfahrplans Bundesliegenschaften (ESB)“ ist es, den Wärmebedarf der Bundesgebäude bis 2020 um 20 Prozent und den Primärenergiebedarf bis 2050 um 80 Prozent im Vergleich zu 2010 zu senken.
Wärme und Licht per Blockheizkraftwerk und Brennstoffzelle – PV-Strom für 25 Einfamilienhäusern
Das Bundesbildungsministerium wechselt noch in diesem Jahr seinen Berliner Dienstsitz. Es zieht aus der historischen „Ständigen Vertretung der Bundesrepublik Deutschland in der DDR“ und zwei weiteren Standorten an das Kapelleufer – nicht weit vom Bundeskanzleramt entfernt.
Der neue Ministeriumssitz wird die Vorgaben, welche die Energieeinsparverordnung für den Jahresenergiebedarf setzt, um 35 Prozent unterschreiten. Geheizt wird des neue Gebäude mit einem Blockheizkraftwerk und einer Brennstoffzellenanlage. Beide produzieren neben Wärme auch Strom. Die Abwärme der beiden Anlagen wird von sogenannten Absorptionskältegeräten genutzt, welche z. B. die zentralen Rechnerräume kühlen. Ein LED-Beleuchtungssystem wird helfen, Strom zu sparen. Photovoltaikanlagen werden rund 100.000 Kilowattstunden im Jahr liefern, was dem Strombedarf von 25 Einfamilienhäusern entspricht.
Die Erde übernimmt das Heizen: 100 Erdsonden mit 99 m Tiefe
Auch das neue Bundesinnenministerium soll noch 2014 fertig werden. Derzeit sind auch die Mitarbeiter dieses Ressorts in Berlin noch auf mehr als drei Gebäude verstreut, unter anderem in einem Mietobjekt. Aus Wirtschaftlichkeits- und Sicherheitsgründen sollen alle in einem Haus untergebracht werden. Die neue Adresse: Ecke Lüneburger Straße/Ingeborg-Drewitz-Allee – in unmittelbarer Nachbarschaft zum Bundeskanzleramt.
Das neue BMI wird ebenfalls mit erneuerbarer Energie geheizt. Hierbei setzen die Architekten auf Geothermie: 100 Erdsonden in einer Tiefe von 99 Metern werden über eine Niedertemperaturheizung die Büros mit Wärme versorgen. Die Klimatisierung im Sommer wird dadurch erfolgen, dass den Räumen Wärme entzogen und in das Erdreich geleitet wird. Dieser Wechsel aus Aufnahme und Rückgabe von Wärme führt zu einem über das Jahr ausgeglichenen Temperaturniveau.
Außerdem kann sich das Sondenfeld regenerieren. Auch das Bundesinnenministerium wird die Anforderungen der Energieeinsparverordnung um mindestens 35 Prozent unterschreiten.
Wenn der Strom nicht selbst bzw. nicht ausreichend selbst produziert wird, dann beziehen die Bundesministerien Ökostrom. Das gilt für die Regierungsbauten in Berlin wie für Bonn. Seit Jahresbeginn stellen schrittweise auch die nachgeordneten Behörden um.
->Quelle: bundesregierung.de