Wunder-Reaktor aus den USA
oder doch nicht?

Verbesserter Flüssigsalz-Reaktor halb so teuer wie herkömmliche Kernkraftwerke

Die MIT-Absolventin Leslie Dewan hat mit ihrem Kommilitonen Mark Massie einen Reaktortyp entwickelt, der mit Atommüll betrieben wird. Die radioaktiven Abfälle werden in Salz eingeschmolzen und bilden einen neuen, kugelförmigen Kernbrennstoff. Der Flüssigsalzreaktor basiert auf einem Prototyp aus den 50er-Jahren.

Statt nur drei Prozent wie bisher nutzt der neue Reaktor 96 Prozent der Energie des Brennstoffs. Dewan und Massie gründeten mit Transatomic Power ein Startup, um den Reaktor weiter zu entwickeln, mit dessen Hilfe sich die Gesamtkosten für den Neubau eines Kernkraftwerks halbieren sollen. Der Flüssigsalz-Reaktor greift eine alte Idee auf: den im Rahmen eines amerikanischen Forschungsprojektes am Idaho National Laboratory entwickelten ersten Prototyp, den EBR (Experimental Breeder Reactor) der erste funktionierende Brutreaktor, der als weltweit erster Kernreaktor 1951 bis 1963 elektrischen Strom erzeugte.

Idee begann 1946

Ein zweites Experiment war das Aircraft Reactor Experiment, das 1954 im Oak Ridge National Laboratory mit dem Ziel gestartet wurde, einen nuklear getriebenen Langstreckenbomber zu bauen. Der Prototyp wurde damals zwar für sechs Jahre betrieben, doch die Technologie wurde  nie kommerzialisiert. Denn mit der Verfügbarkeit von Interkontinentalraketen wurde die Idee eines nuklear angetriebenen Langstreckenbombers letztlich verworfen.

[note Der Milliarden-Inverstor Peter Thiel und sein Risikokapital-Unternehmen Founders Fond werden zwei Millionen US-Dollar in Transatomic Power investieren, ein Startup, das sich auf die Entwicklung eines neuen Typs von Kernreaktoren konzentriert, der sicher radioaktiven Abfall in  saubere Energie verwandelt. (businessinsider.com)]

Noch existiert das Transatomic Power-Konzept nur auf dem Papier. Wenn es funktioniert, würde es 20 Mal so viel Energie liefern wie seinerzeit der Oak-Ridge-Prototyp. Damit ließen sich dann kleinere, aber leistungsstarke Reaktoren bauen. Zudem soll der neue Reaktor mit radioaktivem Abfall laufen. Das Konzept der Firmengründer Massie und Dewan hat bereits namhafte Größen aus der amerikanischen Kernenergie-Szene beeindruckt.

Aus MSR wird DFR

Das Berliner Institut für Festkörper-Kernphysik hat sich der Idee des Flüssigsalzreaktors unter dem Namen Dual Fluid Reaktor (DFR) bemächtigt und beschreibt ihn (allerdings leider ohne historischen Bezug und offenbar ohne Namensnennung der US-Kollegen) als wahres Wunderwerk: Natürliche Spaltstoffe würden vom DFR vollständig genutzt, auch die heutigen transuranen Zwischenlagerprodukte. Die Reichweite soll „mehrere Millionen Jahre“ betragen. Weiter transmutiere er Spaltprodukte, so dass „die Reststoffe nur 300 Jahre aufbewahrt“ werden müssten. Vor allem wird hervorgehoben, dass der DFR „zu einem Bruchteil der Kosten eines Druckwasserreaktors“ betrieben werden. Zudem sei der Reaktor „inhärent sicher“, denn er könne „in keinem Betriebs- oder Störzustand überkritisch werden“. Wikipedia dazu: „Wissenschaftliche Suchmaschinen wie Google Scholar oder Metager ergeben keine Treffer mit positiven Statements zum Dual Fluid Reaktor, außer von den Entwicklern selbst.“

Erklärung auf der Webseite des IFK unter dem Rubrum „Angst?“: „Wir haben uns sehr intensiv mit den Fakten und Studien zu dieser Thematik auseinandergesetzt, und sind zu dem Schluss gekommen, dass längerfristig überhaupt kein Weg an einer zivilen Nutzung der Kernenergie vorbeiführt. Dies ergibt sich allein schon aus dem Verhältnis der Erntefaktoren. Wer die Natur schonen will und seinen Mitmenschen Lebensjahre und Wohlstand gönnt, wird bei ideologiefreier Abwägung zwangsläufig zu dieser Erkenntnis gelangen. Die Modewelle „regenerative Energien” wird in wenigen Jahren abflauen, schon lange bevor sich die Preise und Subventionen dem Verhältnis der Erntefaktoren angeglichen haben. Dies ist keine Vermutung sondern eine naturgesetzliche Notwendigkeit (Hervorhebung des IFK), die sich aus der geringen Energiedichte der Sonneneinstrahlung und den damit zusammenhängenden Erntefaktoren ergibt. Wir müssen also gar nichts tun, als auf die Renaissance der Kernenergie in Deutschland warten.“

->Quellen: