Eine Vorab-Info des RNE
Größte Klima-Demo der Weltgeschichte
Klimakosten expülodieren
Am 23. September kommen zum ersten Mal seit fünf Jahren wieder Staatsoberhäupter zusammen, um über den Klimawandel zu diskutieren. Entscheidungen werden auf dem Gipfel nicht getroffen. Teilnehmer erwarten trotzdem wichtige Signale für die kommenden Verhandlungen, die zu einem neuen, weltweiten Klimaschutzabkommen führen sollen.
Der indische Premieminister Narendra Modi hat abgesagt, der chinesische Staatspräsident Xi Jinping vermutlich auch und Bundeskanzlerin Angela Merkel ebenso: UN-Generalsekretär Ban Ki-moon hat Staats- und Regierungschefs, Vertreter aus Wirtschaft, Wissenschaft und der Zivilgesellschaft für einen eintägigen Klimagipfel nach New York eingeladen, dem immerhin Barack Obama noch die Stange hält.
Im Berliner Politsprech (auch der Bundesregierung) heißt die Veranstaltung nur knapp „Ban Ki-moon-Gipfel“. Anstelle der Kanzlerin fahren immerhin drei Minister – vom CO2-Fußabdruck her gesehen allerdings keine beispielhafte Lösung.
Offiziell beschlossen wird auf dem Gipfel nichts, das Treffen findet nicht im Rahmen der UN-Klimagipfel statt. Doch trotz des Fehlens von Xi, Modi und Merkel hoffen Beobachter auf ein Signal für die kommenden Klimaschutzverhandlungen in Lima im Dezember 2014 und in Paris 2015, auf dem ein neues, weltweites Abkommen zur Minderung von Treibhausgasen beschlossen werden soll.
Finanzierung des Green Climate Fund
„Dass von New York ein Signal ausgeht wird ein wesentlicher Faktor sein, um das Ziel zu erreichen“, schreibt Jennifer Morgan, Programmdirektorin Klima und Energie am World Resources Institute in Washington und Mitglied des Rats für Nachhaltige Entwicklung.
Zudem hofft Morgan, dass einige Länder ihre Pläne zur Reduktion von Klimagasen bereits in New York bekanntgeben. Bereits auf der Klimakonferenz 2013 in Warschau haben sich die 196 UNFCCC-Staaten bereit erklärt, der UN bis März 2015 diese Ziele zu nennen, allerdings nur, „falls sie bis dahin bereit“ dazu sind. Damit soll die entscheidende Klimakonferenz in Paris vorbereitet werden.
Einige Staaten könnten auch Zusagen zur Finanzierung des Green Climate Fund nach New York mitbringen, mit dessen Hilfe betroffene Staaten Maßnahmen gegen die Folgen des Klimawandels ergreifen können, schreibt Morgan.
Weltweit größte Klimademonstration aller Zeiten erwartet
Auch die Zivilgesellschaft ist auf dem Gipfel vertreten – im UN-Gebäude und auf den Straßen. Die globale Klimakampagne 350.org will zusammen mit über 1.000 weiteren Organisationen in New York die größte Klimademonstration aller Zeiten auf die Beine stellen. Der sogenannte People’s Climate March soll parallel auf der ganzen Welt stattfinden – auch in Berlin. „Wir wollen, dass die Mächtigen der Welt auf dem Gipfel zusammenkommen und konkrete Zusagen machen, um gemeinsam die Klimaerwärmung auf zwei Grad zu begrenzen und die Weltwirtschaft zu 100 Prozent auf erneuerbare Energien umzustellen“, schreibt Jamie Henn, Sprecher von 350.org.
Auf dem Gipfel selbst hat die UN 38 Vertreter der Zivilgesellschaft geladen. Als einzige Europäerin ist die Polin Diana Maciaga dabei, die in ihrem Land gegen die Fixierung der Energieversorgung auf Kohle kämpft. Polen ist im Stromsektor zu 90 Prozent von dem fossilen Rohstoff abhängig. „Ich hoffe vor allem, dass es unserer Regierungsdelegation die Augen öffnet und sie mit einer klaren Botschaft für Polen zurückkommt: Dass wir wie jeder das Recht haben, saubere Energien zu verwenden“, sagt Maciaga.
Der Druck der Straße
Für Jamie Henn steht auch die Frage im Vordergrund, ob die USA eine neue Führungsrolle im Klimaschutz einnehmen. Erst in diesem Jahr hatte die Administration von Präsident Barack Obama einen Clean Power Plan vorgestellt, der eine Reduktion der Emissionen aus Kraftwerken um 30 Prozent bis 2030 vorsieht – allerdings auf Basis des Jahres 2005, in dem der CO2-Ausstoß ein Maximum erreicht hatte.
„Das ist ein Schritt in die richtige Richtung, allerdings nur einer, der nötig ist, um den Klimawandel zu bekämpfen“, sagt Henn, der weitere Emissionsminderungen und eine schnelle Weiterentwicklung erneuerbarer Energien fordert.
Doch selbst die bisherigen Maßnahmen stoßen in den USA auf Widerstand in Teilen von Industrie und Politik. Das Weiße Haus sieht in dem Plan auch ökonomische Vorteile: In einem neuen Bericht der US-Regierung werden die jährlichen Kosten für die US-Wirtschaft auf 150 Milliarden Dollar geschätzt, sollten sich die globalen Durchschnittstemperaturen um drei statt um zwei Grad erhöhen.
Kosten für Einhaltung der Zwei-Grad-Grenze steigen bei Nichtstun pro Jahrzehnt um 40 Prozent
Die Kosten, um die Zwei-Grad-Grenze nicht zu überschreiten, steigen demnach für jedes Jahrzehnt ohne entsprechende Maßnahmen um 40 Prozent an. Die Maßnahmen im Stromsektor würden jedoch, etwa durch Gesundheitsvorteile dank der sinkenden Schadstoff-Emissionen, jährliche volkswirtschaftliche Vorteile bis 2020 von 27 bis 50 Milliarden Dollar bringen, bis 2030 sogar 49 bis 84 Milliarden Dollar, schätzt die Umweltbehörde EPA.
Für Henn ist der Druck der Straße entscheidend: „Die Deutschen müssen Angela Merkel unter Druck setzen, mehr zu machen“, sagt er und ergänzt: „Was auf den Straßen passiert ist wichtiger als das, was in den Hallen der UN besprochen wird. Der einzige Weg zu ernsthaften Schritte gegen den Klimawandel ist für uns eine politisch starke soziale Bewegung“, so Henn.
->Quelle: nachhaltigkeitsrat.de