Günther Cramer ist tot

SMA-Gründer mit 62 Jahren gestorben

Günther Cramer im Gespräch mit Bundespräsident Joachim Gauck nach Verleihung des Deutschen Umweltpreises – Foto © Gerhard Hofmann, Agentur Zukunft

Die Solarbranche trauert um einen ihrer Pioniere. Am 06.01.2015 verstarb im Alter von 62 Jahren Dr.-Ing. E. h. Günther Cramer. Er gründete 1981 mit Peter Drews und Reiner Wettlaufer das Unternehmen SMA Solar Technology AG, das er viele Jahre führte und das heute zu einem der weltweit erfolgreichsten Solarunternehmen zählt. 2012 wurde ihm durch Bundespräsident Joachim Gauck der Deutsche Umweltpreis der Deutschen Bundesstiftung Umwelt überreicht, die höchstdotierte Umweltauszeichnung Europas.

Er wurde 2009 zum ersten Vorsitzenden des Bundesverbandes Solarwirtschaft (BSW-Solar) gewählt und nach Ablauf seiner Amtszeit 2012 zum Ehrenpräsidenten des Verbandes berufen. „Günther Cramers Verdienste um die Solarenergie und die Energiewende sind immens. Sein Streben nach den besten technischen Lösungen, aber auch sein Gespür für die richtigen politischen Konzepte waren unermesslich wichtig und prägend für die Verbreitung der Solarenergie in Deutschland und der Welt“, sagt Joachim Goldbeck, Präsident des BSW-Solar. „Wir verlieren einen Vordenker, der seine Werte lebte und durch sein Beispiel und seine Tatkraft viele Menschen begeistern und zu Weggefährten machen konnte.“

Ein großer Pionier der weltweiten Energiewende

„Seien wir Realisten und versuchen das Unmögliche“ – ein Lebensmotto, wie es passender nicht hätte sein können. Für Günther Cramer, einen der großen Vordenker und Wegbereiter der weltweiten Energiewende ist es wahrlich ein Leitspruch gewesen. Es schwingt viel mit in dieser Aussage, die nicht zuletzt für die vielen Facetten einer außergewöhnlichen Persönlichkeit steht. Für den Kämpfer und Pionier, für den begeisterten Ingenieur und visionären Unternehmenslenker, für den leidenschaftlichen Segler und nicht zuletzt für einen Menschen, dem es wie keinem zweiten gelang, andere mitzunehmen und für ein gemeinsames Ziel zu begeistern. Mit Überzeugungsstärke, Optimismus und Menschlichkeit hat Günther Cramer so ein Lebenswerk geschaffen, das den Weg ebnete für die weltweite Transformation unserer Energieversorgung und damit weit über sich selbst hinaus in die Zukunft weist.

Günther Cramer war von Beginn an ein Kämpfer für die dezentrale Energieversorgung auf Basis Erneuerbarer Energien. Vor mehr als vier Jahrzehnten sah er voraus, dass die Systemtechnik und die Entwicklung von innovativen Technologien der Schlüssel sein würden für den Erfolg der Erneuerbaren Energien. Gegen alle Widerstände verstand er es, Menschen zu überzeugen und für seine Ideen zu begeistern. Gelungen ist ihm das auch deshalb immer wieder, weil er zwar die Grenzen des Möglichen gesucht hat – aber nie ein Träumer war, sondern Zeit seines Lebens ein Realist geblieben ist. Und er wusste eines ganz genau: große Herausforderungen bewältigt man nicht allein, sondern nur gemeinsam mit anderen.

Preisgekrönte Technologien entwickeln. Und die Mannschaft zu Höchstleistungen motivieren

So hatte Günther Cramer von Beginn an Weggefährten an seiner Seite, die sich bedingungslos vertrauen konnten. Mit ihrem Professor und Förderer, Werner Kleinkauf, forschten Günther Cramer, Peter Drews und Reiner Wettlaufer schon als Studenten der Universität Kassel an Konzepten für die dezentrale Energieversorgung. Noch in den Zeiten, als Verfechter der Erneuerbaren Energien und des Klimaschutzes nur belächelt wurden, hatten Günther Cramer und seine Mitstreiter ein klares Ziel vor Augen: die 100-prozentige Versorgung der Menschen mit Erneuerbaren Energien. Gemeinsam gründeten sie 1981 das „Ingenieurbüro für System-, Mess- und Anlagentechnik“, die spätere SMA. Ein mutiger Schritt in diesen Zeiten. Werner Kleinkauf half als Mentor und Teilhaber beim Aufbau. Mit geringem Kapital und viel Kreativität begann so eine Erfolgsgeschichte, die ihresgleichen sucht.

Einfach war es nie. Viel hing von politischen Entscheidungen ab. Bis heute sind damit auch Rückschläge verbunden und nicht jede technische Entwicklung war von Erfolg gekrönt. Wer an die Grenzen des Machbaren stößt, muss auch die Misserfolge verkraften. Aber der Spaß an der Arbeit, die Lust an kreativen Lösungen und die Beharrlichkeit, Widerstände zu überwinden, waren immer spürbar, ja sie wurden dank Günther Cramer zu Eckpfeilern der SMA Unternehmenskultur. Ob Teilhabe, Freude an der Arbeit, Transparenz oder eine offene Fehlerkultur: Günther Cramer hat diese Werte gelebt und von anderen eingefordert. Rituale gehörten dazu, wie die jährlichen Segeltörns mit den Ingenieuren, um auf hoher See neue Ideen zu kreieren. Seine Mannschaft hat er damit zu Höchstleistungen motiviert: von der Entwicklung des ersten in Serie gefertigten Solar Wechselrichters „Sunny Boy“ und der String-Technik, die die Installation von Photovoltaikanlagen so stark vereinfachte, dass plötzlich ihr großflächiger Einsatz möglich war, über die Steigerung des Wirkungsgrades des Wechselrichters fast an die physikalische Grenze, bis hin zum erfolgreichsten Börsengang des Jahres 2008.

In seiner Zeit als Vorstandssprecher wurde die SMA vielfach mit Preisen für ihre technologische Innovationsstärke und ihre herausragenden Leistungen als Arbeitgeber ausgezeichnet. Als Mitglied des Aufsichtsrats der EnBW Energie Baden-Württemberg AG und vor allem als Vorsitzender des Aufsichtsrats der SMA hat Günther Cramer richtungsweisende Impulse gesetzt und die Unternehmen auf lange Sicht geprägt. Heute ist SMA auf allen Kontinenten präsent – auch dies war ein weitsichtiger Schritt. Denn nur die globale Präsenz sichert heute das Überleben in einem schwierigen inländischen Markt.

Auf Augenhöhe mit der Politik. Den Kurs halten und Stellung beziehen

Wie auf hoher See gilt es auch im Sturm den Kurs zu halten. Nichts anderes wäre im Sinne des erfahrenen Seglers und Kapitäns Günther Cramer. „Seien wir Realisten und versuchen das Unmögliche“ – das gilt heute ebenso wie in den Zeiten des Aufbaus, und es gilt für die großen, politischen Diskussionen gleichermaßen wie im regionalen und lokalen Zusammenhang. Günther Cramer hat nie die Auseinandersetzung gescheut. Immer hat er die Nähe zur Politik gesucht, um Überzeugungsarbeit zu leisten und politischen Entscheidungen eine Richtung im Dienst der Sache zu geben.

Günther Cramer hat mit den Umweltministern auf Augenhöhe diskutiert und um den bestmöglichen Kompromiss gerungen, er bezog als Präsident des Bundesverbandes Solarwirtschaft in aller Klarheit Stellung und konnte sich im unsicheren politischen Umfeld immer auf seine „Basis“ in der Region Nordhessen verlassen. Als Ehrenbürger der Stadt Kassel und Mitgründer des cdw Stiftungsverbundes setzte er sich nicht nur für die Erneuerbare Energien-Region Nordhessen ein, sondern auch für die Inselversorgung mit Solarstrom in netzfernen Gebieten, um für die Menschen die Voraussetzung für Bildung und gesellschaftliche sowie wirtschaftliche Entwicklung zu schaffen.

Er war Vorsitzender des Vorstands des Kompetenznetzwerk Dezentrale Energietechnologien, deENet, er gehörte zu den Gründern des Kasseler Instituts für dezentrale Energietechnologien, IdE, und war Mitglied des Hochschulrats der Universität Kassel, die ihm 2013 die Ehrendoktorwürde verlieh. Verbindungen, die über den Tag hinaus für einen gemeinsamen Weg in gegenseitigem Respekt und Vertrauen stehen. Ein Zeichen der großen Anerkennung für seine wegweisenden technischen Entwicklungen, seine unternehmerischen Leistungen und seinen persönlichen Einsatz für die Photovoltaik und ein persönlicher Meilenstein war nicht zuletzt auch die Verleihung des Umweltpreises der Deutschen Bundesstiftung Umwelt im Jahr 2012. „Seien wir Realisten und versuchen das Unmögliche“. Selbst am Ende dieses erfüllten Lebens hat dieses Motto seine Gültigkeit nicht verloren. (Pierre-Pascal Urbon – Vorstandssprecher SMA Solar Technology AG)

Werner Remmers (Solarpraxis) zum Tod von Günther Cramer

„Am 6. Januar 2015 ist mit Günther Cramer ein ganz Großer der Solarbranche mit 62 Jahren viel zu jung gestorben. Sein Tod erschüttert mich, obwohl ich um seine schwere Krankheit wusste, sehr. Ich spreche von Größe nicht nur aus dem wirtschaftlichen Grund, weil er zusammen mit Peter Drews und Reiner Wettlaufer die sicher noch immer beste deutsche Solarentwicklungs- und Produktionsfirma gegründet hat. Es ist nicht die tolle Geschichte der Firma SMA, die Größe ausmacht, sondern auch die Art, wie das Unternehmen aufgebaut und lange Zeit von ihm geführt wurde. Und es ist vor allem die Person Günther Cramer.

Das persönliche Engagement – unter anderem mit der Günther Cramer Stiftung und auch vor Ort in der (nord-)hessischen Politik – sind wichtige Aktivitäten einer aufrechten Persönlichkeit. Eigenschaften wie Mut zur Innovation, der Wille, etwas gut zu machen, und partnerschaftlicher Umgang sind nicht nur für die nun Verantwortlichen bei SMA ein wichtiges Vermächtnis von Günther Cramer sondern für uns alle in der Branche.“

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