Neuer Ökostromrekord mit Schattenseiten

Orkan Niklas kostet Energieversorger Millionen

Am 30.03.2015 wurde in Deutschland ein neuer Ökostromrekord erzielt – der Grund: der starke Wind vordem Orkan Niklas und eine parallel hohe Solareinspeisung. Nach Auswertung aller Daten ermittelte Agora Energiewende für 14.15 Uhr eine Wind- und Solareinspeisung von rund 44.000 Megawatt (44 GW), was der Leistung von 31 Atomkraftwerken entspricht.

Der Rekord war aber „nur zum Teil ein Beweis dafür, dass sich der jahrelange Ausbau der erneuerbaren Energien endlich auszahlt“, meint
Nils-Viktor Sorge vom manager magazin, denn das Stromsystem sei damit „leider ziemlich überfordert“ – und er zählt als Gründe auf:

  • Allein der Netzbetreiber Tennet habe am 30.03.2015 Windkraftanlagen mit einer Leistung von 0,45 Gigawatt abgeregelt, am Dienstag seien es noch einmal 0,2 Gigawatt gewesen. Gleichwohl müssten die Verbraucher den nicht produzierten Strom bezahlen, und das, obwohl ihn niemand ernten könne. Die Kosten würden bundesweit auf die Strompreise umgelegt.
  • Von Montag bis Mittwoch sei dadurch ein „unterer bis mittlerer zweistelliger Millionenbetrag“ an Kosten verursacht worden, teilten die vier Übertragungsnetzbetreiber in Deutschland – Tennet, 50Hertz, Amprion und TransnetBW – am Freitag auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur in Berlin mit.
  • Immer noch sei so viel Windenergie in die Leitungen geströmt, dass Tennet habe stark ins Netz eingreifen müssen – das sei mittels teurer Altkraftwerke in Süddeutschland und Österreich mit einer Leistung von 4,4 GW geschehen – mehr als noch am Montag erwartet, wie Tennet gegenüber manager magazin bestätigte.
  • An der Strombörse habe Preis zeitweise in den negativen Bereich gedreht.

Ein Grund für die Probleme: Die Netze sind zu schwach, um die Elektrizität bei starkem Wind in vollem Umfang dorthin zu transportieren, wo sie gebraucht wird. Der Trassenausbau kommt nur langsam voran, weil Genehmigungen Zeit in Anspruch nehmen und Bürger gegen die Projekte protestieren. Es fehlen einfach Hochspannungsleitungen, um Strom in den Süden zu leiten, so das Handelsblatt laut Deutsche Presseagentur.

Deren Angaben zufolge wurden an Netzreserven (6700 MW) und zusätzlichen Kraftwerkskapazitäten (13.600 MW) – insgesamt 20,3 GW – zur Stabilisierung der Stromversorgung in Süddeutschland eingesetzt. Zudem seien Hunderte Windräder mit insgesamt 2,3 GW Leistung zwangsweise abgeschaltet worden.

->Quellen: