Flexibilität intelligent managen

Flex4Energy

Mit Beteiligung des Fraunhofer-Instituts für Experimentelles Software  Engineering IESE in Kaiserslautern ist das Projekt Flex4Energy gestartet.  Gemeinsam mit den anderen Mitgliedern des Vereins StoREgio  Energiespeichersysteme e.V. wird hierbei erstmalig, mit  ca. 3 Mio. Euro Förderung durch das BMWi, eine Handelsplattform  für Flexibilitätspotenziale auf Verteilnetzebene entwickelt.

Mit der zunehmenden dezentralen Einspeisung fluktuierender, erneuerbarer  Energie aus Wind und Sonne in die lokalen und regionalen Verteilnetze  wächst der Bedarf, Abweichungen zwischen Erzeugung und Verbrauch bereits  auf Ebene der Verteilnetze durch entsprechende Flexibilitätsoptionen  (Option zur Lieferung oder zum Bezug von Energie) auszugleichen. Derartige  Flexibilitätspotenziale können entweder über Speichersysteme, steuerbare  Lasten oder über Verbraucher bereitgestellt werden.

Regionale Ausgleichsmechanismen können Regelbedarf im  Übertragungsnetz verringern und Übertragungsnetze entlasten

Strommasten – Foto © Gerhard Hofmann 20150404

Ungleichgewichte zwischen Stromerzeugung und -verbrauch führen zu  Schwankungen von Spannung und Frequenz im Stromnetz. Diese Schwankungen  werden bisher durch die bestehenden Regelenergiemärkte auf Ebene der  Übertragungsnetze ausgeglichen. Mit zunehmendem Anteil erneuerbarer  Energien an der Stromversorgung steigt der Regelbedarf stark an. Da der  überwiegende Anteil erneuerbarer Energien auf Verteilnetzebene eingespeist  wird, können regionale Ausgleichsmechanismen den Regelbedarf im  Übertragungsnetz verringern und die Übertragungsnetze entlasten.

Cloud-basierte Handelsplattformen

Im Projekt Flex4Energy wird ein solcher Ausgleichsmechanismus in Form  einer Cloud-basierten Handelsplattform geschaffen, an die sich Anbieter  von Flexibilitätspotenzialen über eine gesicherte Kommunikationsverbindung  anschließen können. Ein Flexibilitätspotenzial entsteht z.B. durch die  Installation eines Speichersystems, das in seiner primären Anwendung (z.B.  Lastspitzenkappung oder Pufferung einer Solaranlage) nicht permanent  ausgelastet ist. In den Leerlaufzeiten des Speichersystems kann es seine  Dienste der Handelsplattform anbieten. Die dadurch erwirtschafteten  Deckungsbeiträge verbessern die Wirtschaftlichkeit der Investition für das  Speichersystem.

Flexibilitätsmanager

Zentrales Instrument der Handelsplattform ist ein Flexibilitätsmanager.  Dieser handelt die der Plattform angebotenen  Flexibilitätspotenziale und versucht, für die jeweiligen Anbieter dabei  ein wirtschaftliches Optimum zu erzielen. Eine wesentliche Neuerung stellt  auch die Berücksichtigung der aktuellen Netzsituation in den  Handelsstrategien dar. So soll vermieden werden, dass Energielieferungen  zwischen zwei Handelspartnern zu Netzengpässen führen.

Wesentliche Bedeutung für das Projekt hat das Thema Sicherheit,  insbesondere der räumliche und inhaltliche Schutz der verwendeten  Informationen vor unerlaubtem Zugriff sowie vor Angriffen von außen,  sichere Kommunikation und die Vermeidung instabiler Betriebszustände.  Dieses Themengebiet verantwortet das IESE. „Wir werden im  Rahmen dieses Projekts ein umfassendes Sicherheitskonzept definieren,  welches Gesamtsystem, Teilsysteme und Komponenten berücksichtigt, um einen  reibungslosen Betrieb zu gewährleisten“, erklärt Prof. Bomarius vom  Fraunhofer IESE.

Die Handelsplattform in Flex4Energy wird pilothaft von der HSE in  Darmstadt betrieben. Neben bestehenden Anlagen wird im Projekt ein  Speichersystem des Partners ads-tec (Nürtingen) Flexibilitätspotenziale  anbieten. Dabei untersucht das Fraunhofer ISE (Freiburg) die mit dem  Einsatz des Speichersystems durch Alterung verbundene wirtschaftliche  Abnutzung und leitet daraus Preise ab, die zur Nutzung der angebotenen  Flexibilität erzielt werden müssen. Die Hochschule Darmstadt ist für die  Entwicklung der Handelsstrategien des Flexibilitätsmanagers zuständig.

StoREgio ist in dem Projekt als Konsortialführer für die  Gesamtprojektsteuerung verantwortlich und stellt die Brücke zu den  übrigen, nicht am Projekt beteiligten Vereinsmitgliedern dar.

„Mit dem Projekt leisten die Partner einen wichtigen Beitrag zur  Gestaltung eines dezentralisierten Energiesystems auf Basis erneuerbarer  Energien“, so Projektleiter Dr. Peter Eckerle. „Neben den technischen  Herausforderungen möchten wir uns in dem Projekt insbesondere auch der  Wirtschaftlichkeit der dazu anstehenden Investitionen und damit  verbundener Geschäftsmodelle widmen.“

Das Projekt wird vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie  gefördert und vom Projektträger Jülich begleitet. Das Projektvolumen ist  mit ca. 4 Mio. Euro veranschlagt und wird mit etwa 3 Mio. Euro gefördert.

Das Fraunhofer-Institut für Experimentelles Software Engineering IESE  in Kaiserslautern gehört zu den weltweit führenden  Forschungseinrichtungen auf dem Gebiet der Software- und  Systementwicklungsmethoden. Die Produkte seiner Kooperationspartner werden  wesentlich durch Software bestimmt. Die Spanne reicht von Automobil- und  Transportsystemen über Automatisierung und Anlagenbau, Energiemanagement,  Informationssysteme und Gesundheitswesen bis hin zu Softwaresystemen für  den öffentlichen Sektor. Die Lösungen sind flexibel skalierbar. Damit ist  das Institut der kompetente Technologiepartner für Firmen jeder Größe –  vom Kleinunternehmen bis zum Großkonzern.

Unter der Leitung von Prof. Peter Liggesmeyer und Prof. Dieter Rombach  trägt das Fraunhofer IESE seit nunmehr fast 20 Jahren maßgeblich zur  Stärkung des aufstrebenden IT-Standorts Kaiserslautern bei. Im Fraunhofer-  Verbund für Informations- und Kommunikationstechnik engagiert es sich  gemeinsam mit weiteren Fraunhofer-Instituten für richtungsweisende  Schlüsseltechnologien von morgen.

Das Fraunhofer IESE ist eines von 66 Instituten und Einrichtungen der  Fraunhofer-Gesellschaft. Zusammen gestalten sie die angewandte Forschung  in Europa wesentlich mit und tragen zur internationalen  Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands bei.

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