Hochreines künstliches Benzin mit Global Bioenergies entwickelt
Audi hat in strategischer Partnerschaft mit dem französischen Unternehmen Global Bioenergies und dem Fraunhofer-Zentrum für Chemisch-Biotechnologische Prozesse (CPB) in Leuna (Sachsen-Anhalt) das erste so genannte e-benzin hergestellt. Reiner Mangold, Leiter Nachhaltige Produktentwicklung bei Audi, sieht darin „einen weiteren Schritt Richtung CO2-neutrale Mobilitat. Wir unterstützen hier eine innovative Technologie, mit der sich erneuerbarer Kraftstoff herstellen lässt, ohne dabei in Konkurrenz zu Nahrungsmittelproduktion und Anbauflächen zu stehen.“ Audi selbst nennt das in einer Pressemitteilung „einen weiteren Erfolg bei der Entwicklung nachhaltiger, synthetischer Kraftstoffe“.
Audi e-benzin wird der Mitteilung zufolge synthetisch und erdölunabhängig hergestellt. Es bestehe zu 100 Prozent aus Isooktan und weise „hervorragende Klopffestigkeit von ROZ 100 auf“. Audi e-benzin sei schwefel- und benzolfrei und verbrenne daher sehr sauber. Es handle sich somit um einen hochwertigen Kraftstoff, der es erlaube, Motoren höher zu verdichten und damit die Effizienz zu steigern.
Audi wird den neuen Treibstoff in Labors und Versuchsmotoren testen. Mittelfristig will die Marke zusammen mit Global Bioenergies den Prozess so modifizieren, dass er ohne Biomasse auskommt – dann genügen Wasser, Wasserstoff, CO2 und Sonnenlicht. Mangold betont, dass sich Audi bei der Entwicklung CO2-neutraler, nicht-fossiler Kraftstoffe breit aufgestellt hat: „Global Bioenergies hat bewiesen, dass auch das Herstellungsverfahren für Audi e-benzin funktioniert – das ist ein großer Schritt in unserer Audi e-fuels-Strategie.“ So stellt Audi in industriellem Maßstab bereits synthetisches e-gas in größeren Mengen für seine Kunden her. Weitere Forschungsprojekte mit verschiedenen Partnern befassen sich mit Audi e-ethanol, Audi e-diesel und Audi e-benzin.
Im nächsten Schritt kompletter Verzicht auf Biomasse geplant
Die Global Bioenergies S.A. betreibt im französischen Pomacle bei Reims eine Pilotanlage zur Herstellung von Isobuten, dem Grundstoff von Audi e-benzin. Es entsteht hier nicht wie üblich aus Erdöl, sondern aus nachwachsenden Rohstoffen. Ein weiterer Projektpartner ist das Fraunhofer-Zentrum für Chemisch-Biotechnologische Prozesse (CPB) in Leuna (Sachsen-Anhalt). Hier wandeln Forscher das gasförmige Isobuten mithilfe von Wasserstoff in flüssiges Isooktan um. Global Bioenergies errichtet im Fraunhofer-Zentrum eine Demonstrationsanlage, die ab 2016 größere Mengen produzieren soll.
Das e-benzin ist Teil einer sogenannten „Audi e-fuels Strategie“. Die Ingolstädter betreiben mit Joule in Hobbs, New Mexico, bereits eine Forschungsanlage zur Herstellung von e-ethanol und e-diesel. Seit einigen Monaten sei zudem in Werlte die Audi e-gas-Anlage am Netz. Dort werde synthetisch erzeugtes Gas zum Speichern elektrischer Überschuss-Energie verwendet.
Daimler testet E20-Sprit aus Cellulose – keine Konkurrenz zur Nahrungsmittelproduktion
In einem Pilotprojekt testet Daimler gleichzeitig Biokraftstoffe der zweiten Generation im Straßenverkehr. In einem einjährigen gemeinsamen Flottenversuch mit den Kraftstoffherstellern Haltermann und Clariant soll nahezu klimaneutral hergestelltes synthetisches Ethanol aus Stroh ausprobiert werden.
Der Ethanol-Kraftstoff wird in 20-prozentiger Dosierung konventionellem Superbenzin beigemischt. Das Sunliquid 20 genannte Endprodukt soll problemlos von den aktuellen Mercedes-Direkteinspritzern vertragen werden können. Gewonnen wird das Ethanol aus Cellulose, die wiederum aus Stroh gewonnen wird. Somit steht die Kraftstoffproduktion anders als bei Bio-Sprit der ersten Generation, der in der Regel aus Feldfrüchten wie Raps oder Zuckerrohr hergestellt wird, nicht in Konkurrenz zur Nahrungsmittelproduktion. Die Einsparungen bei den Treibhausgas-Emissionen gegenüber konventionellem Benzin gibt Daimler mit 20 Prozent an.
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