„Off-Shore und PV begrenzen!“

Anstieg der EEG-Umlage hat viele Gründe

Aus Sicht von Bernd Wenzel, Leiter des Ingenieurbüros für neue Energien (IfnE), der für des Bundesumweltministerium die Umlageprognosen der Stromnetzbetreiber prüft, ist eine Steuerung des Zubaus der Photovoltaik und der Offshore-Windenergie wünschenswert, um die EEG-Umlage nicht übermäßig steigen zu lassen. Denn nicht nur die Ausnahmeregelungen für die energieintensiven Betriebe treiben die Kosten für den Ausbau der Erneuerbaren.

Die EEG-Umlage, derzeit bei 3,59 Cent je Kilowattstunde, wird gern als Argument für die notwendige Begrenzung des Zubaus der Photovoltaik angeführt. In den vergangenen Jahren ist sie deutlich gestiegen, doch dies hat nicht allein mit dem Ausbau der Erneuerbaren in Deutschland zu tun. „Man könnte die Ausnahmeregelungen für die energieintensiven Industrien reduzieren. Zumal die Unternehmen, die in den Genuss dieser Ausnahmeregelungen kommen, keineswegs alle wirklich energieintensiv sind“, sagt Bernd Wenzel im ntv.de-Interview auf die Frage nach Möglichkeiten, die EEG-Umlage zu senken. Die Befreiung von Teilen der Industrie erhöhe die Kosten für nicht-priviligierte Verbraucher um mehr als 20 Prozent, sagt Wenzel. Wenn sich alle gleichermaßen an der Zahlung beteiligen würden, läge die reale EEG-Umlage derzeit nur bei etwa drei Cent je Kilowattstunde.

Mit Blick auf die Argumentation von Bundeswirtschaftsminister  Rösler, die Industrie erleide wegen hoher Strompreise Wettbewerbsnachteile, sagt Wenzel: „Das ist eine Frage der Prioritäten und für einige Unternehmen bestimmt der Fall. Allerdings wurden die Ausnahmeregelungen zuletzt mit dem EEG 2012 erneut auch auf Unternehmen ausgeweitet, die weder stromintensiv sind noch hierdurch international Wettbewerbsnachteile zu befürchten hätten.“ Diese Sonderregelungen bedeuteten zugleich steigende Belastungen für die nicht-priviligierte Industrie, Handel, Gewerbe und den normalen Stromverbraucher. Die oft von Verbraucherseite gehörte Behauptung, die Energiewende zahlt der sprichwörtliche kleine Mann, hält Wenzel nicht für stichhaltig: „Das kann man so pauschal nicht sagen. Die privilegierte Strommenge liegt bei etwa 90 bis 100 Terawattstunden, die nicht-privilegierte Strommenge bei 400 Terawattstunden. Die verbraucht nicht nur der ‚kleine Mann‘.“

Ob er denn die die Absenkung der Ökostrom-Vergütung demnach für falsch halte, verneint er. Er halte die „Grundannahme dahinter für falsch. Die starke Steigerung der EEG-Umlage ist eine Folge davon, dass man den Photovoltaik-Zubau aus verschiedenen Gründen nicht mengenmäßig steuert. Über die Vergütungssätze funktioniert das nicht. Mittlerweile kommt zur Photovoltaik noch der Ausbau der Offshore-Windanlagen. Auch hier bekommen die Betreiber fast 20 Cent pro Kilowattstunde, vergleichbar neuen Photovoltaikanlagen. Und das ist ja auch gewollt: Bis 2020 sollen in Nord- und Ostsee 10 Gigawatt installiert werden.“

Aber selbst mit einer Kürzung der Solarförderung würden bei einem gleichbleibend hohen Zubau die Kosten kaum sinken: „Wenn der Zubau weiter so hoch bleibt wie zuletzt, dann wird das die Kosten kaum senken. In den vergangenen beiden Jahren hatten wir einen Zubau bei der Photovoltaik um jeweils 7500 Megawatt. Nach meiner persönlichen Ansicht ist ein jährlicher Zubau in dieser Höhe zur Zielerreichung gemäß Energiekonzept nicht erforderlich und aus Sicht der Systemtransformation auch eher problematisch.“

Aus seiner Sicht hätte der Zubau der Photovoltaik aus verschiedenen Gründen, unter anderem wegen der EEG-Umlagekosten, mengenmäßig gesteuert werden müssen. Dies funktioniere aber nicht über Vergütungssätze. Dennoch sei es aus Gründen der Standortsicherung nicht sinnvoll, der Photovoltaik sofort den Hahn abzudrehen, sagt Wenzel weiter. Der Strompreis werde weiter steigen, denn „selbst wenn man der Photovoltaik sofort den Hahn abdrehen würde, was schon aus Gründen der Standortsicherung nicht sinnvoll wäre, würden die Kosten weiter steigen. Denn Offshore ist im Vergleich mit Wind an Land auch sehr teuer. Auch die nächste Emissionshandelsperiode ab 2013 wird sich kostenerhöhend auswirken, wenn sich wieder ein Zertifikatspreis von etwa 20 Euro pro Tonne einstellen sollte. (Sandra Enkhardt, Photovoltaik…hier weiterlesen) – 25.06.2012

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