Höchstspannungsnetze dürfen auch vollständig erdverkabelt werden
Energy Watch-Präsident Hans-Josef Fell nahm in einem Rundbrief zur Erdverkabelung Stellung: In der öffentlichen Debatte stehe einer Forderung nach vollständiger Erdverkabelung der neuen HGÜ-Leitungen, z.B. SuedLink, die Behauptung entgegen, dass dies rechtlich nicht zulässig wäre. Die Regierung sieht das offenbar anders.
„Vor allem Netzbetreiber wie Tennet verweisen darauf, dass der Gesetzgeber nur engbegrenzte Teilerdverkabelungsstrecken zulasse, aber keine Erdverkabelung als Regelfall. Die Bundesregierung sieht dies offensichtlich anders. Rechtliche Gründe sprechen aus ihrer Sicht nicht gegen eine vollständige Verkabelung, sondern lediglich technische und wirtschaftliche Argumente, sobald der gerade im parlamentarischen Verfahren befindliche Gesetzesentwurf im Bundestag verabschiedet ist. Eine Analyse der Antwort der Bundesregierung vom 28.04.2015 auf die Anfrage der Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen zu „Bürgerbeteiligung und Erdverkabelung beim Stromnetzausbau“ zeigt dies klar in der Einzel-Antwort auf die Frage Nr. 34 auf (http://bit.ly/1JtcNE1). Dort erwähnt die Bundesregierung keine rechtlichen Aspekte gegen eine Vollerdverkabelung als Hinderungsgrund.“
Fell ist überzeugt, dass „mit voranschreitender Entwicklung und Erkenntnissen die technischen und wirtschaftlichen Gründe aber durchaus ausgeräumt werden“ könnten, was bei Gleichstromleitungen leichter erscheine als bei Wechselstromleitungen. „Nun gilt es auf die Bundesnetzagentur und die Netzbetreiber politisch Einfluss zu nehmen, damit sie die Erdverkabelung als Regelfall anerkennen und planerisch auch anwenden, sowie erste Pilotverfahren ausschreiben, um endlich belastbare Erkenntnisse z.B. über die Kosten zu bekommen. Im Bundestag gibt es entsprechende Bewegungen. Selbst Wirtschaftsminister Gabriel forderte kürzlich in seiner Rede beim BDEW Kongress (ab Minute 39), die großen HGÜ-Leitungen weitgehend unter die Erde zu legen.
Tatsächlich würde die vollständige Erdverkabelung die Akzeptanz für die neuen Leitungen wie den SuedLInk enorm verbessern. Die Erdkabel würden nur eine Schneise von 20 Metern im Wald benötigen, die Freileitungen dagegen 80 Meter. Zudem können die Erdkabel mit Beton durchwurzelungsfest ummantelt werden, weshalb die Schneise sogar wieder zuwachsen könnte. Die Landschaftsoptik wäre anders als bei den hässlichen Freileitungen vollständig geschützt. Die von vielen Anwohnern gefürchteten gesundheitlichen Emissionen gibt es mit Erdkabeln nicht.“
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