DEBRIV: NEP sollte Beitrag der Braunkohle nicht unterschätzen
Die deutsche Braunkohlen-Industrie warnt davor, die Bedeutung des konventionellen Kraftwerksparks für Netzstabilität und Versorgungssicherheit zu unterschätzen. Eine verstärkte Nutzung der erneuerbaren Energiequellen in der Stromerzeugung erfordere nicht nur leistungsfähige Netze sowie Stromspeicher, sondern auch einen modernen und flexiblen Kraftwerkspark auf der Grundlage von Kohle und Gas, erklärte der DEBRIV in seiner Stellungnahme zum Netzentwicklungsplan der BnetzA.
Die sachgerechte Einschätzung aller benötigten und verfügbaren Stromerzeugungskapazitäten in Deutschland habe nach Ansicht des DEBRIV entscheidenden Einfluss auf die Ausgestaltung der künftigen Netzinfrastruktur. Die Netzstabilität hänge nicht nur von der Länge und Kapazität der Leitungstrassen ab. Unerlässlich ist die Bereitstellung von ausreichend Wirk-, Regel- und Blindleistung. Für die Bereitstellung dieser unterschiedlichen Formen elektrischer Leistung, so der DEBRIV, „ist es wichtig, viele und im Netz verteilte Anlagen möglichst im Teillastbetrieb verfügbar zu haben“. Die künftige notwendige Flexibilität eines Kraftwerkes sei weder technologie- noch brennstoffspezifisch. Moderne Braunkohlenkraftwerke wiesen eine vergleichbar hohe Regelungsfähigkeit auf wie moderne Gas- und Dampfturbinen-Anlagen (GuD-Kraftwerke). Braunkohlenkraftwerke seien damit vollumfänglich auf die künftigen Anforderungen eines Strommarktes mit einem hohen Anteil erneuerbarer Energien vorbereitet. Gleiches gelte für die im vergangenen Jahrzehnt in Betrieb genommenen sowie nachgerüsteten Anlagen.
Die Annahme der BNetzA, der Beitrag der Braunkohle zur Stromerzeugung werde zwischen 2022 und 2032 um über 25 Prozent zurückgehen, beruhe auf einer Überschätzung der Rolle und Bedeutung von Erdgaskraftwerken, erklärte der DEBRIV auf Grundlage von Forschungsergebnissen des Instituts für Energiewirtschaft und rationelle Energieanwendung (IER) der Universität Stuttgart zur energie- und volkswirtschaftlichen Bedeutung der Braunkohle in Deutschland sowie mit Verweis auf die vom BMWi beauftragte Untersuchung zum zukunftsfähigen Strommarktdesign vom EWI in Köln.
Der DEBRIV hat der BNetzA vorgeschlagen, insbesondere längerfristig auf Festlegungen und Annahmen zum künftigen Energie- und Technologiemix in der Stromerzeugung zu verzichten. Vielmehr sollte der erforderliche Gesamtumfang des konventionellen Kraftwerksparks in einer Größenordnung von rund 75.000 Megawatt „en bloc“ in die Netzplanung eingehen. Der Energie- und Technologiemix werde sich nach Ansicht des DEBRIV über den Markt einstellen. Dieses Vorgehen sei konform mit den Erfordernissen des europäischen Binnenmarktes und richte sich klimapolitisch an den Zielvorgaben des europäischen Handelssystems für CO2-Zertifikate aus. Der DEBRIV machte darauf aufmerksam, dass die europäischen Regelungen zur Energie- und Klimapolitik bisher noch nicht hinreichend in das neue nationale Energiekonzept der Bundesregierung integriert seien. 05.06.2012
Quelle: DEBRIV