Europas größte Bank rät britischer Regierung, AKW-Pläne aufzugeben
Die Pläne für Hinkley Point C, Großbritanniens erstem AKW-Neubau nach Ablauf von fast 30 Jahren, stoßen zunehmend auf Kritik von Politik und Banken. Einer Analyse von Europas größter Bank HSBC (Hongkong & Shanghai Banking Corporation) zufolge sind die Kosten für das 35-Milliarden-Euro-AKW „immer schwerer zu rechtfertigen“. Die HSBC hat im Auftrag der EdF den Finanzierungsplan für Hinkley Point C erstellt. „Zu teuer … Nicht nötig …“ so der Tenor der aktuellen Untersuchung. Und : „Wir sehen ausreichend Gründe für die britische Regierung das Projekt zu verzögern oder abzubrechen“ (in Mail on Sunday vom 01.08.2015).
Hinkley Point C ist seit Bekanntwerden der Planungen umstritten, weil die Regierung dafür Strompreise garantieren will, die viele Fachleute für völlig unwirtschaftlich halten. Das Ministerium für Energie und Klimawandel konterte den Bericht der HSBC arrogant, dass die Kritik die Atom-Pläne wohl kaum stoppen könne. Die konservative Energie-Ministerin Amber Rudd beharrte vielmehr darauf, dass Großbritannien bereits während eines Besuchs des chinesischen Präsidenten Xi Jinping im Oktober ein Abkommen unterzeichnen könne.
Der ehemalige Tory-Energieminister, Lord David Baron Howell of Guildford – der unter Margaret Thatcher die Kernenergie vorangetrieben hatte, und der sich selbst als „pro-nuklearer“ Architekt bezeichnet – sagte im House of Lords, der Reaktor-Plan in Somerset sei „eines der schlechtesten Geschäfte, die es jemals für britische Haushalte und die britische Industrie gegeben habe.“ Er werde „keine Tränen vergießen, wenn dieser aufgegeben würde.“
Gleichzeitig hatte die EDF angekündigt, man habe zu bevorzugten Zulieferern für Arbeiten im Wert von 1,3 Mrd € am neuen Kraftwerk Verbindung aufgenommen. Doch durch den anschwellenden Chor der Missbilligung geraten Regierung und Atomindustrie immer stärker unter Beweisnot, dass der Atommeiler samt Milliardensubventionen das Geld der britischen Energieverbraucher und Steuerzahler überhaupt wert ist.
Denn der EDF ist das Doppelte des aktuellen Strommarktpreises garantiert worden; diese Garantie gilt über einen 35-Jahres-Zeitraum und soll über die Stromrechnungen von den Verbrauchern bezahlt werden. Darüber hinaus hat das Finanzministerium angeboten, eine Kreditbürgschaft bis zu einer Schuldenhöhe von umgerechnet 14 Milliarden Euro zu unterzeichnen.