17 Ziele – 169 Unterziele
Die Vollversammlung der Vereinten Nationen hat am 25.09.2015 die sogenannten Nachhaltigkeitsziele (SDGs) verabschiedet. Die sollen zunächst Hunger und extreme Armut auf der ganzen Welt beseitigen. Schon die sogenannten Milleniumsziele aus dem Jahr 2000 sollten die Welt verändern – ein bisschen haben sie das auch geschafft: Immerhin wurde die extreme Armut auf der Welt halbiert. Jetzt beschreiben die sogenannten Nachhaltigen Entwicklungsziele den weiteren Weg: 17 mit 169 Unterzielen (siehe unten). Bis 2030 – manche davon schon bis 2020 – will die Weltgemeinschaft diese Ziele erreichen, die UN-Mitgliedsstaaten vereinbarten im Rahmen des New Yorker Gipfels eine entsprechende Selbstverpflichtung. Solarify dokumentiert die 17 Ziele und die 169 Unterziele (letztere in Englisch).
Armut und Hunger beenden
Die neuen Zielen machen nun die Vorgabe, „das Ende der Armut in allen Formen weltweit“ zu erreichen. Als Ziel haben sich die Vereinten Nationen schon 1970 den Anteil von 0,7 % des Bruttonationaleinkommens gesetzt, der für die Entwicklungszusammenarbeit verwendet werden sollte. Ein wichtiger Schritt wäre es nun, wenn Deutschland dieses Ziel gesetzlich festlegen würde. Doch davon ist Deutschland noch weit entfernt. Vizekanzler Gabriel bekräftigte allerdings kürzlich dieses Ziel. Entwicklungsminister Müller räumte zwar ein, dass man noch nicht einmal 0,4 erreicht habe, aber immerhin bekomme der Haushalt des BMZ mehrere Hundert Millionen zusätzlich. „Unser Etat für Entwicklungshilfe wird in den nächsten Jahren jeweils substanziell steigen“, hatte Merkel in New York angekündigt. Sie versprach, Deutschland stehe zu seiner Verpflichtung, 0,7 Prozent des Bruttoinlandsprodukts für Entwicklungshilfe einzusetzen.
Kampf gegen den Klimawandel – „Arbeit beginnt erst“
Kai Clement auf tagesschau.de: „Es geht aber nicht nur um Armut – auch Maßnahmen gegen den Klimawandel und dessen Folgen sind in den Zielen festgeschrieben. Eine Messlatte für den Erfolg der Nachhaltigkeitsziele werde deshalb der UN Klimagipfel Ende des Jahres in Paris sein. Wenn die Weltgemeinschaft dann keine Einigkeit zeige, sei dies auch kaum für das anspruchsvolle Gesamtpaket zu erwarten. Mit anderen Worten: Der Gipfel für die Nachhaltigkeitsziele bedeutet zwar den Abschluss mehrjähriger Vorbereitungen und mühsamer Kompromisse – ist aber doch erst das Ende vom Anfang. Die eigentliche Arbeit beginnt jetzt erst.“
Tobias Schwab, Wirtschafts-Redakteur der Frankfurter Rundschau, blieb skeptisch: „Ob das Programm für eine globale Wohlfahrt und einen weltweiten sozialen Wandel vorankommt, wird davon abhängen, dass alle Länder ambitionierte nationale Pläne zur Umsetzung der Agenda verfolgen und Prioritäten setzen. Viel problematischer aber ist, dass ein tieferer Blick in die Ziele und Unterziele die Widersprüchlichkeit der Agenda offenbart. Ziele und Unterziele stehen dabei nicht nur in Konkurrenz, sie schließen einander offensichtlich auch aus. Am frappierendsten ist das bei den ökonomischen und umweltpolitischen Zielvorgaben. So basieren die SGDs immer noch auf dem tradierten Wachstumsmodell, das die Fortschritte der menschlichen Entwicklung sichern soll, mit einem Schutz der natürlichen Ressourcen aber kaum in Einklang zu bringen ist. Da wird auch der Segen, den der Papst der Nachhaltigkeitsagenda heute erteilt, nicht weiterhelfen.“