„Öl- und Gasfunde rechtfertigen weitere Exploration nicht“
„Ein überflüssiges Risiko in der Arktis“ nannte die Zeit im Mai 2015 die geplante Bohrung des Ölriesen Shell in der Tschuktschensee vor Alaska – ökonomisch und ökologisch. Dessen Erkenntnisprozess hat lange gedauert: Jetzt teilten die Holländer mit, dass sie die umstrittene Exploration einstellen: „Der Ölkonzern Shell hat am 28.09.2015 bekannt gegeben, dass er seine Explorationsbohrung in der Tschuktschen-See und seine umstrittenen Suche nach Öl in den Gewässer vor Alaska beenden, das Bohrloch versiegeln und verlassen wird“, hieß es in einer aktuellen Meldung.
Die „Burger-J“-Explorationsbohrung befindet sich etwa 150 Meilen von Wainwright, Alaska, entfernt in ca. 150 Meter Tiefe. Shell hat die Bohrung in diesem Sommer – nach eigener Aussage „sicher“ – auf eine Gesamttiefe von 6.800 Meter in einem Becken niedergebracht, das viele der Schlüsselattribute eines großen Erdölvorkommens gezeigt habe. Mit etwa der Hälfte der Fläche des Golfs von Mexiko sei dieses Becken nach wie vor im wesentlichen unzureichend exploriert, so Shell.
Aus der Original-Mitteilung: „Shell hat in der Burger-J-Bohrung Anzeichen für Öl und Gas gefunden, diese sind aber nicht ausreichend, um die weitere Exploration des Burger-Projekts zu rechtfertigen. Das Bohrloch wird versiegelt und gemäß den US-Vorschriften aufgegeben werden. Shell wird für die absehbare Zukunft keine weiteren Explorationsaktivitäten in Offshore-Alaska mehr entfalten. Diese Entscheidung bedenkt sowohl das Ergebnis der Burger-J-Bohrung als auch die hohen Kosten, die mit dem Projekt verbunden sind, sowie das anspruchsvolle und unberechenbare staatliche regulatorische Umfeld in Offshore-Alaska. Das Unternehmen rechnet in der Folge dieser Mitteilung mit finanziellen Belastungen: Der Bilanzbuchwert der Alaska-Position von Shell beträgt etwa 3 Milliarden US-Dollar (2,7 Mrd. Euro), mit weiteren rund 1,1 Mrd. (980 Mio. €) zukünftiger vertraglicher Verpflichtungen. Ein Update wird mit dem dritten Quartal-Ergebnis 2015 zur Verfügung gestellt.“
„Die heutige Ankündigung markiert einen Wendepunkt für die Menschen und die Tierwelt der Arktis, und für unser Klima. Als eines der größten Unternehmen auf der Suche nach arktischem Öl und Gas sendet Shells Rückzug aus einem $ 7 Milliarden-Projekt eine wichtige Botschaft: Bohren in der Arktis ist zu gefährlich, zu teuer und sollte ganz gestoppt werden“, sagte Marissa Knodel von Friends of the Earth in einer Presseerklärung.
Dagmar Dehmer im Berliner Tagesspiegel vom 04.10.2015 dazu: „Das dürfte vor allem dem aktuell niedrigen Ölpreis geschuldet sein. Wenn er wieder auf mehr als 100 Dollar pro Barrel steigen sollte, wie noch vor drei Jahren, dürfte es mit der monatlichen Ruhe in der Arktis vorbei sein.“