„Wir fordern nichts, was wir nicht auch von uns selbst verlangen“
Im Berliner Tagesspiegel begründete Michael Otto, Vorsitzender der Unternehmerstiftung 2°, am 01.11.2015 gegenüber Dagmar Dehmer, warum seine Stiftung von der Kanzlerin mehr Klimaschutz verlangt und warum die bundeseigene KfW-Bank nicht mehr in Kohlekraftwerke investieren sollte.
Positionspapier für Merkel
Die Stiftung übergibt am 02.11.2015 ein Positionspapier an Bundeskanzlerin Merkel, in dem sie die Dekarbonisierung der Wirtschaft bis 2050 fordert. Dafür legen die in der Stiftung organisierten Unternehmen Aktionspläne vor, wie sie in ihren eigenen Unternehmen den CO2-Ausstoß bis 2050 auf Null setzen wollen. „Wir fordern nichts, was wir nicht auch von uns selbst verlangen“, so Michael Otto, Aufsichtsratsvorsitzender der Otto Group. „Auf der anderen Seite fordern wir als Unternehmen von der Regierung aber auch Rahmenbedingungen ein, die langfristig sicherstellen, dass Planungs- und Investitionssicherheit da ist.“
Selbstverpflichtung
Die von Otto 2007 mitbegründete Stiftung hat in ihr Positionspapier zum Klimagipfel auch eine Selbstverpflichtung hinein geschrieben; Otto dazu: „Wir wollen selbst Wege zum Klimaschutz entwickeln und damit beispielhaft vorangehen. Auf der anderen Seite fordern wir als Unternehmen von der Regierung aber auch Rahmenbedingungen ein, die langfristig sicherstellen, dass Planungs- und Investitionssicherheit da ist.“ Dafür seien sowohl langfristige Ziele sehr wichtig, als auch Zwischenschritte zur Überprüfung, ob die Ziele auch erreicht würden. Hinsichtlich dieser Ziele arbeite man auch mit ähnlichen Unternehmensinitiativen in anderen Ländern wie Großbritannien oder den USA zusammen.
Nachdem die Bundesregierung beim G-7-Gipfel in Elmau zum ersten Mal das Wort „Dekarbonisierung“ in einer internationalen Vereinbarung untergebracht hat, will die Stiftung 2° laut Otto eine Dekarbonisierungsinitiative starten – „und damit müssen wir sofort anfangen, wenn wir bis 2050 den Kohlendioxid-Ausstoß um 95 Prozent reduziert haben wollen. Sonst werden wir das Ziel nicht erreichen. Außerdem wollen wir zeigen, dass aus der Wirtschaft nicht immer nur Kritik an der Klimapolitik der Regierung kommt. Wir wollen die Regierung ermutigen, ehrgeizige Ziele zu setzen.“
Eines der Langfrist-Ziele sei die Altbausanierung – dort sollten zwar jedes Jahr zwei Prozent energetisch saniert werden. Doch davon sei man weit entfernt. Otto widerspricht dem Argument beispielsweise Bayerns, eine Steuerförderung der energetischen Altbausanierung schmälere die staatlichen Einnahmen: „Die volkswirtschaftliche Gesamtrechnung zeigt eindeutig, dass die Altbausanierung neue Jobs im Handwerk schafft, diese Handwerker zahlen Einkommensteuer und Lohnsteuer, und für die Materialien wird Mehrwertsteuer fällig.“ Diese steuerliche Abschreibung sei in Wirklichkeit „ein regelrechtes Konjunkturprogramm“. Denn gerade das Thema Energieeffizienz sei besonders wichtig, aber Deutschland sei hier „noch nicht führend“.
Die Stiftung 2° ist eine Initiative von Vorstandsvorsitzenden, Geschäftsführern und Familienunternehmern mit dem Ziel, die Politik bei der Etablierung marktwirtschaftlicher Rahmenbedingungen für den Klimaschutz zu unterstützen und die Lösungskompetenz deutscher Unternehmer für den Klimaschutz zu aktivieren. Die Unterstützer (alphabetisch geordnet):
- Volker Christmann, Vorsitzender der Geschäftsführung, deutsche ROCKWOOL
- Andreas Engelhardt. Geschäftsführender und persönlich haftender Gesellschafter, Schüco International KG
- Gunther Gamst, Geschäftsführer, DAIKIN Airconditioning Germany GmbH
- Dr. Rüdiger Grube, Vorsitzender des Vorstands, Deutsche Bahn AG
- Björn Gulden, Vorsitzender Geschäftsführender Direktor, PUMA SE
- Timotheus Höttges, Vorstandsvorsitzender, Deutsche Telekom AG
- Reinhard Klein, Vorsitzender der Schwäbisch Hall-Stiftung bauen-wohnen-leben
- Christian Lewandowski, Vorstandsvorsitzender Gegenbauer Holding SE & Co. KG
- Dr. Hinrich Mählmann, Geschäftsführender und persönlich haftender Gesellschafter, Otto-Fuchs KG
- Dr. Karsten Ottenberg, Vorsitzender der Geschäftsführung, BSH Hausgeräte GmbH
- Dr. Michael Otto, Aufsichtsratsvorsitzender der Otto Group
- Michael Thamm, CEO der Costa Gruppe – für AIDA Cruises
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