32 Jahre Solargeschichte auf der Nordseeinsel Pellworm – „Da fällt Ihnen besser nichts aus der Hand“ –
Gespräch mit Projektleiter
Deutschlands älteste PV-Großanlage ist erfolgreich saniert: Nach 8 Wochen harter körperlicher Arbeit, viel Regen und knöcheltiefem Morast erstrahlt das internationale PV-Leuchtturmprojekt in neuem Glanz und ist fit für die nächsten Jahrzehnte. Die oberbayerische MaxSolar GmbH ist zufrieden – ein Interview mit dem Projektleiter Christoph Schindler.
Wie kommt die oberbayerische MaxSolar zu einem Auftrag im hohen Norden?
Wir wurden durch einen Geschäftspartner auf die Ausschreibung zur Sanierung der Pellwormer Anlage aufmerksam gemacht. Die Aufgabe hat uns gereizt, wir haben bei der Ausschreibung mitgemacht, und dann waren wir und noch ein Mitbewerber in der Endausscheidung. Der Anlagenbetreiber, die HanseWerk Natur GmbH, hat sich dann für MaxSolar entschieden, obwohl wir nicht der Günstigste waren. MaxSolar hatte wohl das bessere Angebot aus Erfahrung, Referenzen, Dienstleistungen und Komponenten.
Wann haben Sie auf Pellworm mit der Sanierung losgelegt?
Anfang September ging es los mit Kennlinienmessungen und genauer Sichtprüfung um uns Klarheit über den Leistungsstand und Zustand der Anlage mit all ihren Komponenten zu verschaffen. Immerhin sprechen wir über ein System, das teilweise schon 32 Jahre dem ruppigen Nordseeklima ausgesetzt war. Da kam von den Fundamenten, über die Unterkonstruktion, bis zur Steckverbindung alles auf den Prüfstand. Für dies Untersuchung haben wir drei Tage mit zwei Personen eingeplant. Das hätte locker gereicht, um 135 Strings zu messen, Unterkonstruktion und Komponenten zu prüfen. Wir hatten allerdings die Rechnung ohne das friesische Schlechtwetter gemacht. Kennlinienmessung bei Regen geht nicht, und es hat viel geregnet, so dass aus den ursprünglich geplanten drei Tagen eine Woche wurde.
Der Boden auf Pellworm ist sehr feucht?
Gummistiefel sind Pflicht. Wir haben immer wieder in knöcheltiefem Wasser gearbeitet, bei Wind und Regen. Da fällt einem auch besser nichts aus der Hand, sonst muss man im braunen Wasser nach Werkzeug und Teilen tasten.
In welchem Zustand waren die Module der ältesten Freiflächenanlage Deutschlands?
In überraschend gutem Zustand. Die Module lieferten bei der Prüfung die Leistung, die sie nach Herstellerangaben und Datenblatt nach dieser Zeit noch bringen sollten, bis auf wenige Ausnahmen. So war ein Tisch mit Modulen bestückt, die wir komplett entsorgen mussten, weil sich ihre Rückfolie gelöst hatte. Das hat uns überrascht, weil es Qualitätsmodule waren. Insgesamt haben wir 24 Module in der Größe von 2 x 1,30 m, mit jeweils 50 kg Gewicht, demontiert und zum Recycling gegeben. Dann gab es Hotspot-Probleme bei monokristallinen Modulen eines inzwischen nicht mehr existenten Herstellers, bei Dünnschicht-Modulen mit ASI-Technologie und bei polykristallinen Modulen eines ebenfalls nicht mehr am Markt aktiven Herstellers. Alle Module hatten Hotspots in Form von auffälligen braunen Brandflecken auf der Zellenseite entwickelt. Nach der Kennlinienmessung war klar, dass diese Module ebenfalls Entsorgungsfälle waren. Als Ersatz haben wir einmal 255 und 266 Watt Module von Astronergy und 285 Watt SunTech eingesetzt.
Folgt: Und die guten Module?