Meta-Analyse vergleicht wissenschaftliche Studien im Hinblick auf Energieversorgung des Verkehrssektors bis 2050
Wachsende Verkehrsleistung und langsamer technologischer Fortschritt sorgen dafür, dass die Energiewende im Verkehrssektor nicht vorankommt. Soll die Verkehrswende aber gelingen – ohne sie keine generelle Energiewende -, sind tiefgreifende politische Maßnahmen wie Verkehrsverlagerung, Verkehrsvermeidung, alternative Kraftstoffe und Antriebe erforderlich. Das geht aus der am 19.11.3015 von der Agentur für Erneuerbare Energien (AEE) veröffentlichten Metaanalyse „Energiewende im Verkehrssektor“ hervor, welche die Aussagen von 14 Studien zur Entwicklung der Energieversorgung im Verkehr einander gegenüberstellt. „Der Studienvergleich zeigt, dass der Verkehr das Sorgenkind der Klimapolitik ist und bleibt“, so AEE-Geschäftsführer Philipp Vohrer. „Die kurzfristigen Ziele der Bundesregierung bezüglich Einsparungen beim Endenergieverbrauch und der Treibhausgasemissionen im Verkehrssektor erscheinen aus heutiger Sicht kaum noch erreichbar. Unmittelbar vor der UN-Klimaschutzkonferenz ist diese Erkenntnis besonders bitter.“
Mehr als 90 Prozent der Verkehrsenergie aus Erdöl – für rund ein Fünftel des Treibhausgasausstoßes verantwortlich
Die neue Metaanalyse hat das Forum Ökologisch-Soziale Marktwirtschaft (FÖS) im Auftrag der Agentur für Erneuerbare Energien erstellt. Es vergleicht darin wissenschaftliche Studien zum Thema Verkehr im Hinblick auf die potenzielle Entwicklung des Energiebedarfs, der Energiebereitstellung und des damit verbundenen Treibhausgasausstoßes. Vor dem Hintergrund der politischen Ziele der Bundesregierung werden die Entwicklungen mit Blick auf die Energiewende bewertet. Denn der Verkehr in Deutschland bezieht seine Energie zu mehr als 90 Prozent aus Erdöl und ist für rund ein Fünftel des deutschen Treibhausgasausstoßes verantwortlich. Die Auspuff-Emissionen sind heute aufgrund der enorm gewachsene Verkehrsleistung, sowohl im Personen- als auch im Güterverkehr, höher als vor zehn Jahren. Auch für die Zukunft sehen die Verkehrsprognosen ein weiteres Wachstum der Verkehrsleistung, besonders im Güter- und Luftverkehr.
Das Fazit der Meta-Analyse: Für eine Trendwende sind umfangreiche verkehrs- und energiepolitische Maßnahmen sowie technologische Veränderungen erforderlich. Effizienzsteigerungen bei konventionellen Antrieben sind dringend notwendig, werden jedoch bei weitem nicht ausreichen, um die angestrebten Treibhausgasminderungen von mindestens 80 Prozent bis 2050 zu erreichen. „Die Erforschung und Etablierung sauberer Antriebe und Kraftstoffe muss stärker in den politischen Fokus rücken, genauso wie die Frage, wie Verkehr vermieden bzw. auf umweltfreundliche Verkehrsträger verlagert werden kann“, betont Vohrer.
Alternative Antriebe und Kraftstoffe für die Energiewende im Verkehr
Die in den verschiedenen Studien betrachteten alternativen Antriebstechnologien und Kraftstoffe können wichtige Lösungsbestandteile für einen klimafreundlichen Verkehr sein, ihr tatsächliches Potenzial hängt jedoch von der weiteren technischen Entwicklung ab. Die Elektromobilität gilt dabei als äußerst energieeffizient und unter Einsatz Erneuerbarer Energien als besonders klimafreundlich. Sie kann aus Sicht der in der Meta-Analyse untersuchten Studien jedoch nicht alle Verkehrsbereiche abdecken. Vor allem bei der Luft- und Schifffahrt gilt ihr Einsatz derzeit als unwahrscheinlich, aber auch im Straßengüterverkehr bestehen noch Fragezeichen.
Biokraftstoffe können auch in Luft- und Schifffahrt sowie im Güterverkehr eingesetzt werden, aus Gründen der Nachhaltigkeit jedoch nur in einem begrenzten Umfang. Eine Alternative können strombasierte Kraftstoffe (Power-to-Gas, Power-to-Liquid) werden. Bei Nutzung von Strom aus Erneuerbaren Energien wären sie ebenfalls klimafreundlich, jedoch benötigt ihre Herstellung aufgrund hoher Umwandlungsverluste derzeit noch sehr viel Energie, was ihre Wirtschaftlichkeit und Umweltfreundlichkeit von technologischen Fortschritten abhängig macht. Die für den Verkehr potenziell benötigten Strommengen werden den Stromsektor vor zusätzliche Herausforderungen stellen, bieten aber gleichzeitig große Chancen für die optimale Nutzung von Wind- und Solarenergie.
Verkehrsverlagerung, Verkehrsvermeidung und saubere Antriebsenergie
er Schlüssel zum Klimaschutz liegt in der drastischen Reduktion der Nutzung fossiler Kraftstoffe wie Benzin, Diesel und Kerosin. Das wird in einigen der untersuchten Szenarien unter anderem durch eine Stärkung des öffentlichen Personenverkehrs und die Verlagerung von Verkehr auf die Schiene erreicht. Auch ökonomische Instrumente wie die Einführung oder Ausweitung von Mautsystemen, die Erhöhung von Kraftstoffsteuern und der Abbau umweltschädlicher Subventionen im Verkehr werden von einigen untersuchten Studien als notwendig betrachtet.
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