Verbraucher werden abgezockt
Viele deutsche Gaslieferanten geben laut einer Studie des Hamburger Forschungs- und Beratungsbüros EnergyComment die an den Weltmärkten stark gefallenen Beschaffungspreise (etwa 10 Prozent) nicht an die Kunden weiter. So bezahlte ein deutscher Durchschnittshaushalt 2015 ca. 130 Euro mehr für Erdgas, als es angesichts des weltweiten Preisverfalls angemessen gewesen wäre. Der Branchenverband BDEW will diesen Vorwurf unter Verweis auf Unterschiede zwischen Spot- und Terminmarkt so nicht stehen lassen.
Energieexperte Steffen Bukold, Gründer und Leiter von EnergyComment berechnete jedoch im Auftrag der Grünen-Bundestagsfraktion, die Energieversorger hätten 2015 sehr wohl insgesamt 1,3 Milliarden Euro zusätzlich eingenommen. In Europa fielen die Importpreise von durchschnittlich 2,95 ct/kWh Anfang 2012 auf jetzt mindestens 1,96 Cent – wenn nicht noch weniger: Die Preise an den deutschen Gashubs hätten Mitte Dezember 2015 sogar nur noch bei 1,59 ct/kWh gelegen. Doch wie schon 2014, hätten die Energieversorger auch in diesem Jahr die niedrigeren Kosten wieder nicht an die Verbraucher weitergegeben. Für 2016 haben zwar viele Versorger der Frankfurter Allgemeinen Zeitung zufolge Preissenkungen angekündigt – doch bei weitem nicht alle: nur etwa ein Fünftel der Anbieter ist dabei.
„Die Antwort: Überhaupt nicht“
Aus der Einleitung der am 23.12.2015 abgeschlossenen EnergyComment-Studie: „Im Dezember 2014 gingen wir der Frage nach, wie sich die steil fallenden Importpreise für Erdgas auf die Verbrauchertarife ausgewirkt haben. Die Antwort: überhaupt nicht. Kommentare aus der Gaswirtschaft verwiesen darauf, dass die Senkung der Gastarife wohl erst verzögert, also 2015 erfolgen werde. Vor diesem Hintergrund untersucht diese Kurzstudie den Trend im Jahr 2015: Wie haben sich die Gastarife für Haushaltskunden entwickelt? Wurden die Kosteneinsparungen der Jahre 2014 und 2015 mittlerweile an die Kunden weitergereicht?“ Die Antwort ist erneut – und sie überrascht nicht: Nein.
Dabei fallen internationalen Gaspreise weltweit seit Jahren. So hätten sie in Europa hätten in den vergangenen beiden Jahren um etwa ein Drittel, in Fernost sogar um die Hälfte nachgegeben. In den USA seien sie schon 2008 eingebrochen. Und weil zusätzliche Gasanbieter ab 2016 auf den Markt drängten, sei auch in den kommenden Jahren mit niedrigen Gaspreisen zu rechnen.
Folgt: Oft mehr als 100 Anbieter