Münster verzichtet als erste deutsche Stadt auf klimaschädliche Geldanlagen
Die Stadt Münster hat nachhaltige und soziale Mindeststandards für kommunale Finanzanlagen beschlossen. Es könnte der Beginn einer neuen wirtschaftlichen Bewegung sein – des „Divestment“, des Rückzugs kommunaler Investitionen aus fossilen Energieträgern. Ein Bericht der Heinrich-Böll-Stiftung von Gerhard Joksch.
Die Kampagne „Fossil Free“ warb 2014 zum Global Divestment Day (Logo oben) mit der auf dem Foto abgebildeten Aktion vor dem historischen Rathaus der Stadt Münster dafür, sich aus klimaschädlichen und nicht nachhaltigen Finanzinvestments zurückzuziehen.
Hintergrund dieser Aktion war, dass fast alle deutschen Städte in Aktien und in Fonds investiert haben, um Pensionen und Renten ehemaliger Mitarbeiter/innen finanzieren zu können.
Zwischen 5 und 10 Milliarden Euro
Die Wertzuwächse dieser Fonds und die Dividenden stellen wichtige Beiträge zum kommunalen Finanzsystem dar. Bundesweit haben Kommunen wahrscheinlich zwischen 5 und 10 Milliarden Euro in Fonds und Aktien angelegt. Genauere Zahlen gibt es leider nicht, noch nicht einmal die kommunalen Spitzenverbände wissen Näheres. Münster unterhält zwei Fondsbeteiligungen mit zusammen 60 Millionen Euro.
Die Fonds legen das Kapital der Kommunen in Unternehmen an, auch in der Industrie und bei Energieversorgern. Der Einfluss dieser Investments auf die Energiewirtschaft ist evident: Je mehr die Fonds in CO2-lastige Unternehmen investieren, umso mehr behindern oder vereiteln sie die Energiewende und den kommunalen Klimaschutz. Die beiden Fonds der Stadt Münster halten zum Beispiel bisher Anteile an RWE und an E.ON, den beiden größten Kohle- und Atomstromproduzenten in Deutschland.
Hinzu kommt die Gefahr einer „Carbon Bubble“ (Spekulationsblase, die dadurch entsteht, dass fossile Brennstoffe, die heute noch wirtschaftlich gefördert und verkauft werden können, in Zukunft möglicherweise an Wert verlieren). Nicht wenige deutsche Städte haben durch den massiven Wertverlust ihrer Aktien der Kohlestromerzeuger RWE und E.ON bereits finanzielle Einbußen in Millionenhöhe hinnehmen müssen. Für die Stadt Essen beispielsweise bedeutete der Wertverlust der RWE-Aktien eine substanzielle Verschlechterung ihres Gemeindevermögens. Lars Klieve, Kämmerer in Essen, befürchtete bereits 2014 den Verlust fast des gesamten Eigenkapitals der Stadt.
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