„Uranfabriken in Gronau und Lingen endlich stilllegen“
Anlässlich des 30. Jahrestages des Super-GAUs in Tschernobyl veranstaltete das BMUB am 06.04.2016 in Berlin eine Fachtagung mit dem Titel „Den Atomausstieg vollenden – 30 Jahre nach Tschernobyl“. Die Ärztinnen Dörte Siedentopf und Barbara Hövener von der ärztlichen Friedensorganisiation IPPNW, sowie Kerstin Rudek von der Bürgerinitiative Umweltschutz Lüchow-Dannenberg nahmen an der Veranstaltung teil und kritisieren, dass laufende Uranfabriken, wie die in Gronau und Lingen vom BMUB überhaupt nicht thematisiert werden:
„So treffend dieser Titel auch ist, so dürftig erscheint der Inhalt der Veranstaltung: „Im westfälischen Gronau und im emsländischen Lingen befinden sich zwei Uranfabriken, die AKW in aller Welt mit Uranbrennstoff versorgen. Die Urananreicherungsanlage Gronau und die Brennelementefabrik Lingen sind im Atomausstiegsgesetz aber nicht einmal erwähnt, und tauchen im Programm der Fachtagung überhaupt nicht auf. Das ist völlig unverständlich,“ so Kerstin Rudek von der BI Umweltschutz Lüchow-Dannenberg.
Nach Ansicht der AtomkraftgegnerInnen ist der deutsche Atomausstieg nicht ernst zu nehmen, wenn er auf Atomkraftwerke beschränkt bleibt und sich weiter hinauszögert. „Es ist ein politisches Trauerspiel, wenn 30 Jahre nach Tschernobyl von Gronau und Lingen aus Schrott-Reaktoren in Belgien und Frankreich versorgt werden,“ so Dr. Dörte Siedentopf von der Internationalen Ärzteorganisation IPPNW. Beide Atomanlagen produzieren Brennstoff für äußerst umstrittene Atomkraftwerke, so auch für die Atomkraftwerke Doel und Tihange in Belgien sowie die Atomkraftwerke Fessenheim und Cattenom in Frankreich. Deren massive Sicherheitsmängel hatte das BMUB zurecht scharf kritisiert. Nach Ansicht der Anti-Atomkraft-Initiativen gibt es deshalb noch viel zu tun, um „den Atomausstieg zu vollenden“ – und selbst dann bleiben Unmengen an Atommüll.
„Wenn das BMUB den Atomausstieg vollenden will, muss es jetzt aktiv werden und auch die Uranfabriken in Gronau und Lingen schließen. Ministerin Barbara Hendricks darf sich hier nicht länger um ihre Verantwortung drücken,“ ergänzte Siedentopf. „Wir fordern eine Antwort auf unseren Brief an Ministerin Hendricks und Minister Gabriel vom 08.03.2016.“ Mit der Stilllegung der Uranfabriken in Gronau und Lingen würde auch die Entstehung von weiterem Uranmüll sowie zukünftigen abgebrannten Brennstäben verhindert.
Inzwischen haben über 200 Organisationen und Gruppen die Resolution „Atomstandort Lingen nicht länger tolerieren“ unterzeichnet, in der die sofortige Stilllegung der zu Areva gehörenden Brennelementefabrik in Lingen sowie des benachbarten AKW Emsland gefordert wird. In Gronau demonstrierten jüngst 200 Menschen beim Ostermarsch gegen den Betrieb der Urananreicherungsanlage, die mit der gleichen Technik arbeitet, wie Anlagen zum Bau von Atombomben.
->Quellen:
- Internationale Ärzte zur Verhütung eines Atomkriegs (IPPNW) 2016
- Bürgerinitiative Umweltschutz Lüchow-Dannenberg
- IPPNW: Offener Brief an die Bundesregierung sowie die Länder NRW und Niedersachsen zur Belieferung der belgischen und französischen Atomkraftwerke
- Die BUND-Studie „Atomstrom 2016: Sicher, sauber, alles im Griff?“
- Das Faltblatt „Atomreaktor Wannsee: Radioaktive Wolke über Berlin?“