Kurs verlor 96 Prozent
Die amerikanische Solarfirma Sunedison hat am 22.04.2016 Insolvenz angemeldet – in den USA heißt das „Gläubigerschutz gemäß Kapitel 11 des amerikanischen Insolvenzrechts beantragt“. Die Betreibergesellschaften Terraform Power und Terraform Global seien davon nicht betroffen, betont Sunedison. Die Aktie des US-Solarkonzerns hat seit Jahresbeginn rund 96 Prozent ihres Wertes verloren.
[note „Chapter 11“ bedeutet im Gegensatz zu „Chapter 7“ (vollständige Liquidation des Unternehmens mit Veräußerung aller Unternehmenswerte, um Gläubiger zufrieden zu stellen), dass ein Unternehmen die individuelle Restrukturierung seiner Schulden im Rahmen einer beaufsichtigten Insolvenz beantragt, während deren Dauer Gläubiger nicht versuchen dürfen, ihre Forderungen geltend zu machen, es sei denn über das Insolvenzgericht; das Unternehmen versucht stattdessen, weiterhin geschäftstätig zu bleiben und sich durch eine Reorganisierung und Restrukturierung seiner Schulden, Leasingvereinbarungen, Kontrakte, sowie seines Kapitals und anderweitiger finanzieller Verpflichtungen aus der Insolvenz zu befreien. Mit dem Insolvenzantrag nach Chapter 11 sollen bis zum Abschluss der Reorganisation rechtliche Schritte der Gläubiger gegen Schuldner unterbunden werden. Viele große US-Unternehmen haben erfolgreich eine Umstrukturierung nach Chapter 11 durchgeführt und dabei ihr Tagesgeschäft aufrechterhalten. (nach Wikipedia)]
„Die Entscheidung war in Anbetracht unserer gegenwärtigen finanziellen Lage ein wichtiger Schritt“, so Sunedison-Geschäftsführer Ahmad Chatila. Dieser erlaube es, Bilanzen anzupassen, Schulden zu verringern, Ballast abzuwerfen und „sich auf das Kerngeschäft zu konzentrieren“. Sunedison hat laut photon.info die Wirtschaftsberater Rothschild Inc. und McKinsey Recovery & Transformation Services U.S., LLC mit der Umstrukturierung beauftragt.
Nach Einschätzung von Jenny Chase, Leiterin des Solar-Bereichs von Bloomberg New Energy Finance, sagt der Insolvenzantrag mehr über die Unternehmensentscheidungen aus als über die Solarindustrie insgesamt. So hätten vergleichbar große Konzerne wie Sunpower und First Solar ihre Geschäfte in den letzten drei Jahre in profitable Bahnen gelenkt. Demgegenüber habe sich Sunedison in den letzten Jahren in einen Schuldenberg manövriert, der nicht mehr zu managen gewesen sei.
Sunedison sei – so Photon weiter – vor allem deshalb gestürzt, weil der Konzern mit geliehenem Kapital und unreflektiert nur seine Expansion vorangetrieben und dabei viel Geld verloren habe. Allerdings verfüge das Unternehmen über eine Reihe werthaltiger Projekte, und die Investoren und Gläubiger müssten diese nun zunächst sehr genau prüfen, bevor man sie verkaufe, um Liquidität in die Kassen zu bekommen. Bei einigen werde es jedoch schwierig sein, sie profitabel weiterzuführen, etwa beim indischen Solarportfolio in Andhra Pradesh.
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