Nichts ist bekanntlich so schlecht, dass es nicht auch etwas Gutes hätte: der Brexit verbilligt Urlaube jenseits des Kanals, bedeutet aller Voraussicht nach das Aus für das geplante Atomkraftwerk Hinkley Point im Süden Englands – und der zu erwartende wirtschaftliche Abschwung wird den CO2-Ausstoß absenken, das erwartet jedenfalls Londons Ex-Minister für Energie und Klimawandel Chris Huhne. Doch das Aufatmen wird nicht von Dauer sein: die Welt-Finanzkrise senkte zwar 2008 und 2009 die weltweiten CO2-Emissionen um 1.4 %, aber bereits 2010 legten sie schon wieder um 5.9 % zu.
Auf längere Sicht sind die Vorhersagen der Fachleute für Europa, den CO2-Ausstoß wirklich entscheidend zu verringern, denn auch ähnlich düster wie damals. Der Brexit wird nach Expertenmeinung den politischen Willen unserer Weltregion absorbieren, die lange in der Bekämpfung des Klimawandels und der Entwicklung sauberer Energieformen führend war, mit der Folge, dass die Bestrebungen in Richtung einer entscheidenden CO2-Reduzierung zum Erliegen kommen würden, das ETS-System und die Bemühungen um seine Akti-, bzw. Renovierung gleich mit.
Bedenklich und schon lange nicht mehr harmlos dabei: Die auffällige Übereinstimmung der europäischen Rechtsparteien, -populisten, Rassisten und sonstigen Dumpfbacken in der Klimafrage – von UKIB bis AfD, von der norwegischen Fortschrittspartei bis zur Schweizer SVP, von Geert Wilders („Stopp der ‚Staatspropaganda‘ gegen Klimawandel“ – „unbewiesene Behauptung“) bis Victor Orbán, von Hofers FPÖ bis LePens Front National: Alle bestreiten den anthropogenen Klimawandel, die Notwendigkeit der CO2-Einsparung (AfD-Grundsatzprogramm: „Die Wahrnehmung des CO2 nur als Schadstoff werden wir beenden und alle Alleingänge Deutschlands zum Reduzieren der CO2-Emissionen unterlassen“) – und schließlich die vorrangige Förderung der Erneuerbaren Energien. Ein dergestalt zersplittertes Europa wird aber an Gewicht verlieren, an Überzeugungskraft, wird ökonomisch ins Hintertreffen geraten, wird beim Kampf gegen den Klimawandel bald nicht mehr Vorreiter sein. Andere werden die Regeln bestimmen. Welche?
-Gerhard Hofmann-