Neue Hürden statt Fortschritt
Rund 20.000 installierte steckbare Solarmodule gibt es schon in Deutschland – so Marcus Vietzke, Koordinator der AG Stecker-PV der Deutschen Gesellschaft für Sonnenenergie (DGS) – Berlin Brandenburg e.V., bereits installiert – allerdings geschieht das bislang in einer rechtlichen Grauzone. veröffentlicht; der bringt aber wenig Fortschritt und baut eher noch eine neue Hürde auf, wie Vietzke gegenüber Sandra Enkhardt vom pv magazine erläuterte.
Erfahrungen aus den Nachbarländern bei der viel diskutierten Sicherheit von Steckdosenmodulen seien im DKE-Entwurf außer Acht gelassen worden. Bisher gab es für diese Geräte lange keine Regeln – daher sei die Bezeichnung „Guerilla-Photovoltaik“ entstanden. Netzbetreiber versuchten, das für sie unbeliebte Thema mit Hinweis auf die fehlende Norm einfach abzuschmettern. Daher begrüße die DGS, dass sich die DKE nun endlich mit dem Thema beschäftige und erwarte, dass der Anschluss nun anwenderfreundlich geregelt werde.
DIN VDE 0100-551-1 macht Installation steckbarer PV-Geräte schwerer
Leider sehe es bisher nicht danach aus, dass der Entwurf den Weg zur Installation von sogenannter „Guerilla-Photovoltaik“ in Deutschland leichter mache. Vietzke wörtlich: „Der Entwurf für die DIN VDE 0100-551-1 macht die Installation steckbarer Photovoltaik-Geräte bis 600 Watt nicht leichter, sondern im Gegenteil: Während in der restlichen EU, der Abschnitt 551.7.2 auch die Einspeisung in Endstromkreise – etwa über die übliche Haushaltssteckdose erlaubt, wird diese Möglichkeit in Deutschland nicht zugelassen, ohne sinnvolle Begründung. Damit fehlt die Möglichkeit für Verbraucher, solche Geräte kostengünstig und einfach selbst in Betrieb zu nehmen, so wie das bei Haushaltsgeräten sonst üblich ist. Es wird auch für einfache Wechselstrom-Solarmodule ein separater Einspeisestromkreis gefordert, der immer eine zusätzliche Elektroinstallation durch einen Fachbetrieb erfordert.“
Bewohner von Mehrfamilienhäusern durch bürokratische Hürden aus Energiewende ausgeschlossen
Auf Enkhardts Frage, ob der Normentwurf Verbesserungen mit sich bringe, stellt Vietzke fest, der Aufwand zur normgerechten Installation solcher Systeme bleibe unverhältnismäßig hoch. Die Anmeldung beim Energieversorger werde voraussichtlich sogar schwieriger: Wenn der Entwurf so in die Norm einfließe, würden auch fortschrittliche Netzbetreiber, die bisher die Installation mit SchuKo-Stecker geduldet hätten, einen Einspeisestromkreis fordern. Im Ergebnis würden Bewohner von Mehrfamilienhäusern durch bürokratische Hürden aus der Energiewende ausgeschlossen. Vietzke: „Sie können ihr Solarmodul beim Energieversorger anmelden, müssen sich dann aber die Zustimmung ihres Vermieters für die Installation des Einspeisestromkreises einholen. Oder sie betreiben ihr Stecker-Solarmodul wie bisher in der Grauzone. Das wäre kein Fortschritt, sondern ein Rückschritt. Und das ist auch nicht im Sinn und Zweck der Normengebung, denn das Ergebnis ist nicht mehr Sicherheit, sondern weniger.“
DKE ignoriert in- und ausländische Erfahrungen
Im aktuellen DKE-Entwurf fehlen laut Vietzke Regelungen für die Netzeinbindung von PV-Geräten bis 600 Watt – kleine Anlagen, für die es in anderen Ländern Bagatellgrenzen gibt. Die Einbindung könnte ganz einfach über den SchuKo-Stecker Stecker (Typ F) im Endstromkreis erfolgen. „Unsere Endstromkreise werden nach DIN VDE 0298-4 ausgeführt. Ein Blick in die Norm zeigt: Es gibt Reserven, die sicher für die Einspeisung genutzt werden können. Diese haben die österreichischen, schweizerischen und niederländischen Gremien auch anerkannt. Das deutsche Gremium ignoriert das bisher. Deutsche Ingenieure haben sichere Systeme entwickelt und führen mit Gutachten sowie in der Praxis den Nachweis, dass kleine Photovoltaik-Geräte im Endstromkreis sicher zu betreiben sind. Der DKE-Entwurf spiegelt diese Erfahrung in seiner jetzigen Form nicht wieder. In den Niederlanden, Österreich und der Schweiz dürfen die Geräte hingegen jederzeit betrieben werden.“
Vietzke hat nach eigenem Bekunden vergeblich versucht, auf diese Sachverhalte hinzuweisen – auch darauf, dass schon mehr als 20.000 PV-Geräte mit SchuKo-Stecker ohne Zwischenfall im Einsatz sind, aber. „All das wurde nicht berücksichtigt.“ Dabei seien die Sicherheitsbedenken für die kleinen Anlagen längst ausgeräumt.
->Quelle und vollständiges Interview im Wortlaut: pv-magazine.de/enttuschung-ber-dke-entwurf-zu-photovoltaik-balkonmodulen