Deutschland hinkt mit eigenem Klimaplan hinterher – WWF-Umfrage: Mehrheit der Deutschen wünscht sich mehr Engagement der Regierung
Das Klima-Abkommen von Paris wird bei einem Treffen der Vereinten Nationen in New York am 22.09.2016 im Mittelpunkt stehen. Die Länder sind aufgefordert, ihre Instrumente zur Umsetzung der internationalen Vereinbarung vorzulegen. Das Ziel: die Prozesse zu beschleunigen, damit das Abkommen möglichst schnell in Kraft treten kann. Doch während Länder wie die USA, China und Brasilien das Abkommen schon ratifziert haben, trete Deutschland beim Klimaschutz derzeit auf der Stelle , kritisierte Regine Günther, Generaldirektorin Politik und Klimaschutz beim WWF Deutschland in ihrer Stellungnahme vom 19.09.2016.
Der Klimaschutzplan 2050 beweise das eindrucksvoll. „Der jetzt vorgelegte Entwurf des Klimaschutzplans 2050 spiegelt in keiner Weise das Ambitionsniveau des Pariser Klimaschutzabkommens wider“, sagt Günther.
Das scheine mittlerweile auch bei der Bevölkerung angekommen zu sein. In einer repräsentativen Umfrage des Marktforschungsinstituts YouGov im Auftrag des WWF Deutschlands hätten die Befragten dem aktuellen Engagement der Bundesregierung in Sachen Klimaschutz schlechte Noten erteilt: Jeder Fünfte (20 Prozent) beurteile es als schwach oder sehr schwach, 44 Prozent als mittelmäßig. Gerade einmal 3 Prozent schätzten es als sehr gut ein. Mehr als die Hälfte der Befragten (53 Prozent) sage, dass Deutschland viel mehr tun müsse, um international Vorreiter im Klimaschutz zu bleiben.
„Die Bundesregierung enttäuscht derzeit gleich auf zwei Ebenen: international, weil sie es nicht schafft, dem Klima-Abkommen von Paris nachzukommen. Und zu Hause, weil sie die Wünsche der eigenen Bürgerinnen und Bürger nicht erfüllt.“
Der Klimaschutzplan 2050 sei bei weitem nicht ambitioniert genug. Um unter dem gesetzten Limit einer Temperaturerhöhung von 2° bzw. 1,5° C zu bleiben, führe an einem schnellen Ausstieg aus der Kohleverstromung kein Weg vorbei. Davon sei in dem Plan aber so explizit nichts zu lesen, so Günther. Dabei ist gut ein Drittel der Bürger (34 Prozent) dafür, die dreckigsten Kohlekraftwerke schnellstmöglich abzuschalten, die restlichen dann mittelfristig, zum Beispiel bis 2035. Fast ebenso viele (33 Prozent) finden, dass alle Kohlekraftwerke so schnell wie möglich abgeschaltet werden sollten. Nur 9 Prozent sind der Meinung, dass Kohlekraftwerke gar nicht abgeschaltet werden sollten.
Von Bürgern erwünscht, im Klimaschutzplan ebenfalls nicht enthalten, ist die Verbindlichkeit von formulierten Klimazielen: 80 Prozent der deutschen Bevölkerung halten die Verankerung der nationalen Klimaschutz- und Energiewendeziele etwa in einem Klimaschutzgesetz zumindest für wichtig, etwa jeder Vierte (23 Prozent) sogar für äußerst wichtig. „Im Klimaschutz liegen die Anforderungen der Menschen hierzulande und auch der Weltgemeinschaft weit über dem jetzigen Handlungstempo der Bundesregierung“, bilanziert Günther.
[note Alle Daten, soweit nicht anders angegeben, sind von der YouGov Deutschland GmbH bereitgestellt. An der Befragung zwischen dem 07.09. und dem 09.09.2016 nahmen 2.105 Personen teil. Die Ergebnisse wurden gewichtet und sind repräsentativ für die deutsche Bevölkerung (Alter 18+)]
->Quellen: