Öko-Institut: Erneuerbare Energien reduzieren fossile Einfuhren nach Deutschland
Dem Zuwachs der EEG-Umlage von rund einem halben Cent stehen sinkende Kosten für den Import fossiler Rohstoffe gegenüber: Allein 2015 wurden durch den zunehmenden Einsatz erneuerbarer Energien in den Bereichen Strom, Wärme und Verkehr fossile Rohstoffimporte in Höhe von 8,16 Milliarden Euro vermieden – 11 Prozent im Vergleich zu 1990. Das geht aus einem Kurzgutachten „Eingesparte Kosten für Energieimporte im Jahr 2015 und die Innovationseffekte durch die Nutzung erneuerbarer Energien in Deutschland“ des Öko-Instituts im Auftrag des Energie- und IT-Unternehmens LichtBlick und der Naturschutzorganisation WWF Deutschland hervor.
„Die Kritik an den Kosten der erneuerbaren Energien ist unsachlich. Unsere Volkswirtschaft profitiert von den Zukunftsenergien. Milliardeneinsparungen beim Kohle- und Ölimport sowie sinkende Börsenpreise für Strom sind nur zwei von vielen wirtschaftlich sinnvollen Entwicklungen. Diese Trends müssen in eine ehrliche Kostenbilanz der Energiewende einbezogen werden“, sagt Gero Lücking, Geschäftsführer Energiewirtschaft von LichtBlick.
Mit 4,35 Milliarden Euro entfielen mehr als 50 Prozent der Einsparungen auf den Stromsektor. Im Wärmesektor wurden 2,81 Milliarden Euro an Gasimporten gespart. Im Verkehrsbereich konnten durch den Einsatz von Biokraftstoffen rund eine Milliarde Euro Importkosten vermieden werden. Insgesamt wurden in Deutschland 2015 etwa 25 Milliarden Euro für die Förderung der erneuerbaren Energien ausgegeben, während die Nettokosten für die Einfuhr fossiler Rohstoffe aus dem Ausland etwa 66 Milliarden Euro betrugen. Die Finanzierung der Erneuerbaren Energien habe zudem in Deutschland zu erheblichen Innovationseffekten geführt.
„Mit der Förderung Erneuerbarer Energien wird Innovation in Deutschland finanziert – das hat Deutschland zum weltweit geachteten Energiewendevorreiter gemacht – Geld für Kohle, Öl und Gas dagegen fließt in politisch und gesellschaftlich instabile Weltregionen. Der weitere Ausbau der Erneuerbaren Energien ist damit nicht nur eine wesentliche Voraussetzung für wirksamen Klimaschutz – er ist gleichzeitig eine langfristige Investition in die Unabhängigkeit und Widerstandsfähigkeit unserer Energieversorgung“, erklärt Regine Günther, Generaldirektorin Politik und Klimaschutz beim WWF Deutschland.
Die folgende Tabelle zeigt, wie die Nutzung Erneuerbarer Energien in den drei verschiedenen Einsatzbereichen Strom, Wärme/Kälte und Verkehr im von Felix Christian Matthes untersuchten Zeitraum von 1990 bis 2015 zugenommen hat (in TWh):
TWh | 2000 | 2015 | Zunahme um |
Strom*) | 18,933 | 187,341 | 168,408 |
Wärme/Kälte**) | 32,380 | 157,846 | 125,466 |
Verkehr***) | 0,465 | 33,767 | 33,302 |
*)Während es sich bei der Stromerzeugung um regenerativ hergestellten Strom handelt, kommen in den beiden anderen genannten Anwendungsbereichen überwiegend erneuerbare Brennstoffe (feste und flüssige Biomasse, Biogas sowie Biokraftstoffe) und direkt genutzte regenerative Energien (Solar- und Umweltwärme etc.) zum Einsatz. Zudem sei durch Erneuerbare Energien vor allem die steinkohle- und erdgasbasierte Stromerzeugung ersetzt worden. Die dafür benötigten Brennstoffe könnten vollständig den Energieimporten zugerechnet werden – der entsprechende Wert lasse sich direkt aus den Vermarktungserlösen der regenerativen Stromerzeugung ableiten, wenn diese um die entsprechenden Kosten für CO2-Zertifikate bereinigt würden.
**)In den Bereichen Wärme- und Kälteerzeugung hat die Energiebereitstellung durch erneuerbare Energien laut Öko-Institut von 32,380 TWh im Jahr 2000 auf 157,846 TWh im Jahr 2015 zugenommen. Hier komme als substituierte Energie vor allem Erdgas in Betracht. Mit Blick auf die eingesparten Importkosten bilde der Grenzübergangspreis für Erdgas die relevante Bezugsgröße.
***)Und im Verkehrssektor habe sich, so das Öko-Institut weiter, der Einsatz Erneuerbarer Energien von 0,465 TWh im Jahr 2000 auf 33,767 Twh im Jahr 2015 ausgeweitet. Dabei würden vor allem Mineralölprodukte ersetzt; als Referenzgröße für die eingesparten Importkosten könne der Grenzübergangspreis von Rohöl herangezogen werden.
Auf dieser Basis ergeben sich laut Studie durch den Zuwachs des Einsatzes erneuerbarer Energien im Zeitraum 1990bis 2015 die folgenden Größenordnungen für die Einsparung von Energieimporten:
- Der für 2015 im Rahmen der Finanzierung regenerativer Stromerzeugung durch das EEG geplante Vermarktungserlös (durch Direktvermarktung und Vermarktung durch die Übertragungsnetzbetreiber), d.h. der Marktwert der erneuerbaren Stromerzeugung, beträgt insgesamt ca. 5,31 Mrd. €. Daraus ergibt sich unter Berücksichtigung der nach 20 Jahren aus der Finanzierung des EEG gefallenen Stromerzeugung ein Wert von ca. 5,51Mrd. € für die seit 1990 ausgeweitete Stromerzeugung auf Basis Erneuerbarer Energien. Darin enthalten sind bei einem Preis für CO2-Zertifikate von 7,68 €/t CO2 im Jahr 2015 etwa 1,16 Mrd. € für die Einsparungen beim Erwerb von Emissionsberechtigungen des Emissionshandelssystems der Europäischen Union (EU-ETS). Auf die Brennstoffeinsparungen im Bereich der Stromerzeugung entfällt also ein Anteil von 4,35 Mrd. €.
- Bei einem durchschnittlichen Grenzübergangspreis für Erdgas von 22,41 €/MWh (bezogen auf den unteren Heizwert) im Jahr 2015 ergibt sich eine Gesamtsumme für die im Bereich Wärme und Kälte eingesparten Importkosten von 2,81 Mrd. €.
- Bei einem Grenzübergangspreis von 355,93 € je Tonne Rohöl (29,85 €/MWh) als Näherungsgröße für die ersetzten Kraftstoffe ergibt sich für die im Verkehrssektor eingesparten Ölimporte ein Wert von 0,99 Mrd. € für 2015.
->Quellen:
- pv-magazine.de/erneuerbare-energien-reduzieren-importe-fossiler-rohstoffe
- oeko.de/eingesparte-kosten-fuer-energieimporte-im-jahr-2015-und-die-innovationseffekte
- Gutachten: oeko.de/Eingesparte-Energie-Importkosten-Innovationseffekte-EE.pdf
- lichtblick.de/energiewende-zahlt-sich-aus
- wwf.de/energiewende-zahlt-sich-aus