Lüge auf der Stromrechnung

Leseempfehlung: DIE ZEIT, 23. August 2012
Von wegen grüne Energie ist teuer. Die Politik ist schuld an hohen Preisen.

Von Fritz Vorholz

Ausschnitte:  „Es stimmt zwar, dass der Strompreis in Deutschland steigen wird – aber er steigt nicht in erster Linie wegen der Energiewende. Hinter dem Streit um die EEG-Umlage steckt mehr: Es ist ein Machtkampf zwischen den Befürwortern und Gegnern der Energiewende, zwischen neuen Anbietern und den etablierten Stromkonzernen. Ihnen und ihren Helfern geht es darum, die Energiewende zu verzögern, zu blockieren, umzukehren. Der Strompreis ist dabei nur Mittel zum Zweck. Dies ist die Geschichte der Strompreislüge.

Man muss weit zurückgehen, um sie zu erzählen, bis ins Jahr 1988. Damals beschrieben Wissenschaftler im Auftrag der EU erstmals detailliert, dass der herkömmliche Strom aus Kohle-, Gas- oder Atomkraftwerken im Grunde viel zu günstig sei. Unberücksichtigt bliebe nämlich, was die Gesellschaft an Folgekosten zu tragen habe – etwa die Umweltverschmutzung durch die Abgase der Kraftwerke. Oder die Gefahr für die menschliche Gesundheit. Würde man diese Schäden auf den Preis draufschlagen, schrieben die Wissenschaftler, müsste herkömmlicher Strom fast ein Drittel teurer sein. ‚Die Energiekonsumenten von heute leben auf Kosten künftiger Generationen‘, hieß es 1992 in einer Expertise des Prognos-Instituts für das Bundeswirtschaftsministerium.

Nimmt man die damaligen Berechnungen der Wissenschaftler zum Maßstab, wäre der Strom aus Kohle-, Gas- oder Atomkraftwerken heute rund sieben Cent teurer. Es gäbe kaum noch einen Unterschied zu Sonne, Wind oder Biogas.

Anstatt aber die herkömmliche Energie teurer zu machen, entschied sich die Politik damals, den grünen Strom zu fördern. Niemand wollte den etablierten Energiekonzernen am Zeug flicken. Deshalb schuf die schwarz-gelbe Koalition unter Helmut Kohl im Jahr 1990 das Stromeinspeisegesetz; die rot-grüne Bundesregierung unter Gerhard Schröder machte im Jahr 2000 daraus das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG). Es räumt allen Grünstromerzeugern zwei Privilegien ein: erstens eine Absatzgarantie für ihren Strom – und zweitens den Anspruch auf einen festen, von den Stromverbrauchern zu zahlenden Cent- Betrag pro Kilowattstunde. Daraus entsteht dann die EEG-Umlage.

Und so erweist sich die Geschichte vom teuren grünen Strom nach und nach als Lüge. Denn es ist vor allem die Politik, die ihn teurer macht…“

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