Blockchain kommt

Energiewirtschaft bereitet sich auf neues digitales Verfahren für Transaktionen vor – Potenziale für Mobilität und Netzmanagement

Die deutsche Energiewirtschaft beginnt, sich auf ein neues digitales Verfahren für Transaktionen vorzubereiten, das die Branche nachhaltig verändern könnte: die Blockchain-Technologie. In einer Umfrage unter 70 Führungskräften gab die Hälfte an, bereits damit schon jetzt oder bald zu experimentieren. Das zeigt eine gemeinsame Studie der Deutschen Energie-Agentur (dena) und der ESMT Berlin.

[note Blockchain ist als dezentraler Ansatz eine neuartige Technologie für die Verschlüsselung, den sicheren Austausch und die Speicherung von Daten. Transaktionen können auf Basis der Technologie verifiziert, validiert und zu Blöcken zusammengefasst werden. Blockchain-Datenbanken gelten daher als manipulationssicher. Mit Blockchain ergeben sich neue Möglichkeiten für den Energiemarkt, zum Beispiel für einen direkten Austausch zwischen dezentralen Energieerzeugern und -verbrauchern. Microgrids (siehe: solarify.eu/evu-und-netzbetreiber-bald-ueberfluessig) funktionieren zum Beispiel vielfach mit Hilfe des Blockchain-Verfahrens, bei dem digital erstellte Datensätze an bestehende angeknüpft werden. So sind Einspeisung und Stromabnahme von allen Nutzern einsehbar und können nicht nachträglich manipuliert werden. Die wohl bekannteste Nutzung ist die digitale Währung „Bitcoin“, sie verhindert oft hohe Transaktionsgebühren, wie sie zum Beispiel Banken fordern. Ernst & Young hält Blockchain für eine der wichtigsten Entwicklungen seit der Erfindung des Internets. Für den Energiehandel gebe es hier noch viel Potenzial.]

„In der zweiten Phase der Energiewende kommt es darauf an, die vielfältigen Komponenten und Akteure im Energiesystem intelligent miteinander zu verbinden“, sagt Andreas Kuhlmann, Vorsitzender der dena-Geschäftsführung. „Die Blockchain-Technologie bietet dafür einen vielversprechenden Ansatz. Es ist ein gutes Zeichen, dass einige Vorreiter in der Energiewirtschaft sich konstruktiv mit diesem Trend auseinandersetzen. Ob es zu erfolgreichen Geschäftsmodellen führen wird, kann heute noch nicht gesagt werden. Energiewende braucht aber innovative Akteure, die mutig die Zukunft gestalten möchten.“

Christoph Burger, Senior Lecturer an der ESMT Berlin, verweist auf den politischen Handlungsbedarf: „Die Politik muss dem Regulierungsrahmen für eine digitale, dezentrale Energiewelt mehr Aufmerksamkeit widmen, damit Deutschland und die Europäische Union im globalen Vergleich nicht ins Hintertreffen geraten. Es wäre sinnvoll, Konferenzen im internationalen Austausch oder auch erste Pilotprojekte durchzuführen, um die Entwicklung zu beschleunigen. dena und ESMT arbeiten daran.“

Marktpotenzial und Anwendungsfelder

Fast zwei Drittel der im Rahmen der Studie befragten Entscheider halten eine weitere Verbreitung von Blockchain für wahrscheinlich. 21 Prozent bewerten die Technologie gar als Schlüssel für einen grundsätzlichen Wandel des Marktes, als „Gamechanger“; weitere 14 Prozent sehen sie zumindest als Nischenlösung. Die möglichen Anwendungsfelder sind in den Augen der Befragten sehr vielseitig: Zum einen geht es dabei um die Optimierung von Prozessen, zum Beispiel Abrechnung, Zählwesen, Mobilität oder Netzmanagement; zum anderen um  Handelsplattformen, zum Beispiel im Bereich der dezentralen Energieerzeugung.

dena-blockchain-umfrage-titelGleichzeitig macht die 40seitige Studie deutlich, dass das Potenzial von Blockchain-Anwendungen vom speziellen Anwendungsfall abhängt. Vor allem in Märkten, in denen bereits effiziente digitale Lösungen für den geschäftsrelevanten Datenaustausch bestehen, ist die Konkurrenz groß und das Kostensenkungspotenzial begrenzt. In neuen und entstehenden Märkten hat Blockchain hingegen das Potenzial, zur dominierenden Technologie zu werden. Sie kann die Effizienz von Transaktionen erhöhen, direkten Austausch ermöglichen und gleichzeitig die Kosten senken, zum Beispiel bei Lade- und Abrechnungstransaktionen für Elektrofahrzeuge.

Die Blockchain-Studie

Die Studie „Blockchain in der Energiewende“ basiert auf einer Umfrage unter 70 Führungskräften der Energiewirtschaft und der energierelevanten Industrie in Deutschland. Vertreten waren unter anderem Energieversorger, Netzbetreiber und Energiedienstleister. Die Studie wurde von der dena und der ESMT gemeinsam erstellt.

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