Greenpeace Energy [R]evolution Brasilien: DLR-Länderstudie zeigt Wege für komplett erneuerbare Energieversorgung auf
Forscher des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) haben im Auftrag von Greenpeace International untersucht, wie die Energieversorgung Brasiliens bis ins Jahr 2050 durch den forcierten Ausbau Erneuerbarer Energien und Effizienzmaßnahmen nachhaltig umgestaltet werden kann. Die im Rahmen der Energy [R]evolution Projektreihe entstandene Studie zeigt Entscheidern in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft Wege und Handlungsoptionen auf, um die Energieversorgung zu einhundert Prozent auf Erneuerbare Ressourcen umzustellen und so den damit verbundenen Ausstoß von Kohlenstoffdioxid auf null zu senken.
Progressives versus konventionelles Szenario
Für die Studie entwickelten und verglichen die Energiesystemanalytiker des DLR-Instituts für Technische Thermodynamik zwei Szenarien: Das progressive Energy [R]evolution Szenario und das konventionelle Referenzszenario. Ersteres ist zielorientiert. Am Ende steht ein möglichst nachhaltiges Energiesystem, das komplett auf Energie aus Kernkraft und fossilen Rohstoffen verzichtet. Im Vergleich dazu schreibt das Referenzszenario aktuelle Entwicklungen in Politik und Wirtschaft fort. Beide Szenarien gehen von einem Bevölkerungswachstum von heute 200 Millionen auf mehr als 230 Millionen Einwohner im Jahr 2050 aus. Gleichzeitig rechnen sie mit einem Wirtschaftswachstum von durchschnittlich zwei Prozent.
Energy [R]evolution Szenario: Energiebedarf, Technologien, Netze
Erster zentraler Unterschied der beiden Szenarien sind ihre Annahmen zum zukünftigen Gesamtenergiebedarf, den das Energieversorgungssystem zuverlässig bereitstellen muss. „Im Referenzszenario erwarten wir bis 2050 einen Anstieg des Energiebedarfs um 43 Prozent. Im Energy [R]evolution Szenario sinkt dieser Bedarf im gleichen Zeitraum um 24 Prozent, vor allem aufgrund konsequent umgesetzter Effizienzmaßnahmen“, fasst Studienleiterin Dr. Sonja Simon zusammen.
Besonders der Ausbau von Wind- und Solarenergie erfolgt im progressiven Szenario sehr dynamisch. Dieser Trend kompensiert den Verzicht auf Strom aus Kernkraft und fossilen Ressourcen, so dass am Ende des Untersuchungszeitraums Energie zu 99 Prozent aus erneuerbaren Quellen stammt. Beachtlich dabei ist, wie schnell der Stromsektor umgestellt werden kann. Ausgehend von heute 73 Prozent, vorwiegend aus Wasserkraft, wächst der Anteil trotz zunehmendem Bedarf sehr schnell: Schon für das Jahr 2020 liegt der Anteil der Erneuerbaren bei 83 Prozent, im Jahr 2030 bereits bei 92 Prozent. Auch die Sektoren Wärme und Verkehr werden bis 2050 auf erneuerbare Energien, vorwiegend auf Basis von Biomasse und erneuerbarem Strom umgestellt.
Folgt: Kein systembedingter Bedarf an elektrischen Speichern