Fairness für Altmaier!

Dass die Opposition kaum ein gutes Haar an Altmaiers 10 Punkten lässt, gehört zum politisch Habituellen – auch, dass die Gegenreden unterschiedlich geistreich gelingen: „Weniger Rösler und mehr Kosteneffizienz bei der Energiewende!“ (SPD) wird kaum ins Lexikon der Polit-Geistesblitze aufgenommen werden, „dürftig und unzureichend“ (Grüne) schon gar nicht. Die journalistischen Bewerter, von Willy Brandt einmal selbstironisch als „Randfiguren der holzverarbeitenden Industrie“  verspottet, glänzen unmerklich heller: „Altmaiers Wohlfühl-Programm“ ironisiert die Zeit, „Welpenschutz endet“ die Lausitzer Rundschau, „Umweltminister zum Abhaken“ fällt dem Redakteur von Spiegel-Online ein. Nur gut, dass es alle Wohl- und Bessermeinenden nicht besser machen müssen. Immerhin findet die Süddeutsche das Wort „mutig“ für Altmaiers öffentliche Zielvorgabe, an dessen Erreichung bis zur Bundestagswahl ihn schon die Länder im Bundesrat hindern können. Viele mehr oder minder edle Federn biedern sich bei der Leserschaft durch maßlose Übertreibung („EEG-Preiswelle rollt“) an: Altmaier verweist einleuchtend auf die seit Jahren dauer-explodierenden Benzin- und Heizölpreise, die aber nur einen Bruchteil der Medienaufmerksamkeit genießen. Die Energiewende ist eine Gemeinschaftsaufgabe, steht schon in Töpfers Bericht der Ethikkommission – richtig. Altmaier, eben 90  Tage im Amt, sagt, sie sei die größte Aufgabe der Republik seit dem Wiederaufbau – auch richtig. Vielleicht gestehen wir dem neuen Umweltminister  wenigstens die 100-Tage-Frist zu. Sein ehrgeiziges Programm hat Fairness verdient. ho weiterlesen…

Mehr Sachlichkeit bitte!

Die Leopoldina-Studie spaltet die Befürworter der Erneuerbaren Energien in zwei Lager. Die einen geifern: „Auf solche Wissenschaftler kann die Republik verzichten!“ Die anderen signailsieren ihre Zustimmung mit dem fettgedruckten Titel: „Biosprit-Lüge wissenschaftlich bewiesen!“ Beide Parolen sind nicht hilfreich – wissenschaftlich sauber sind sie schon zweimal nicht. Die Klimaleugner rufen ständig nach Beweisen für die Erwärmung der Atmosphäre – weil sie nämlich ganz genau wissen, dass es die nicht gibt, jedenfalls keine wissenschaftlichen. Karl Poppers Maxime war nicht das Verifizieren einer Hypothese  sondern das Falsifizieren, und sie gilt uneingeschränkt bis heute – es geht also nicht ums Beweisen. Wir sollten uns alle an die eigene Nase fassen: Suchen wir doch im Alltag unentwegt nach Belegen dafür, dass wir unsere mitunter recht fixen Ideen nicht revidieren müssen – wir wollen Recht haben, am liebstens schon immer Recht gehabt haben. Doch damit helfen wir der drohenden Klimakatastrophe und der dafür unabwendbar nötigen Energiewende nicht. Die Spaltung des Erneuerbare-Energien-Lagers brauchen wir jetzt so notwendig wie einen Kropf, sagt man in Bayern. Solarify bittet schlicht um mehr Sachlichkeit. ho

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Absurde Nachrichten

Solar-Dämmerung und Kohle-Renaissance
Schon wieder einer am Ende – diesmal Centrotherm. Der wievielte Pleitefall ist das eigentlich? Wie viele Arbeitsplätze sind inzwischen wieder vernichtet, menschliche Schicksale zerstört worden? Zur gleichen Zeit, kaum bemerkt von der Öffentlichkeit, überschreiten wir die Schwelle zu einem neuen Kohlezeitalter. Kohle wird weltweit wiederum zum führenden Energieträger. Mit allen Folgen für CO2-Ausstoß und Klimafolgen. Der deutsche Photovoltaikmarkt beherrschte einmal ein Fünftel der Weltproduktion – heute sind es eben noch sechs Prozent – eine Schrumpfung um drei Viertel. Die Solarbranche steckt in ihrer schwersten Krise. Vor Centrotherm haben – in alphabetischer Reihenfolge ohne Anspruch auf Vollständigkeit – Inventux, Odersun, Phoenix Solar, Q-Cells, Scheuten Solar, Solar Millenium, Solarhybrid, Solarwatt, Solon und Sovello Insolvenz beantragt; First Solar stellt seine Produktion in Deutschland ein. Die einen sagen: Das ist eben der Markt – hat aber der Markt mit seinen angeblich selbstheilenden Kräften nicht eben mehrfach krachend versagt? weiterlesen…

Von Äpfeln und Birnen

Das Märchen vom teuren Ökostrom
Man kann entgegen dem Sprichwort Äpfel und Birnen sehr wohl miteinander vergleichen, solange man dabei nicht Entscheidendes verschweigt. Genau das tun aber die Ewig-Energie-Gestrigen bei ihren unverantwortlichen Preisvergleichen von herkömmlichen mit erneuerbaren Energien: „Milliardensubventionen“, „der Strompreis schnellt nach oben“, also: „Weg mit dem EEG!“ Greenpeace rechnet dagegen mit mehr als 300 Mrd. Förderung für Atom und fast 450 Mrd. Kohlesubventionen seit 1950. Wären die AKWs risikodeckend versichert (was keiner macht), würde eine Kilowattstunde 2,36 Euro kosten. Rechnete man die voraussichtlichen Kosten für Rückbau und Atommüll-Endlagerung in den Strompreis hinein, stiege eine einzige Kilowattstunde gar auf mehr als 60 Euro. weiterlesen…

Tellerrand und Horizont verwechselt

Grundgesetz Artikel 5 garantiert jedem großen Geist und jedem Dummkopf im Lande gleichermaßen das Recht, seine Meinung frei herausposaunen zu dürfen, und jedem Blatt, sie zu drucken – sei sie noch so bekloppt. Und dieses Grundrecht muss mit Zähnen und Klauen verteidigt werden. Zum gleichen Grundrecht gehört die Gegenrede und sei sie so polemisch wie diese. Dem nicht näher genannten Schreiber einer Hauptstadt-Zeitung, auf der in diesem Fall zu Unrecht der Globus prangt, der die Zeilen ersann „Sonnenstrom-Weltrekord hat einen hohen Preis“ – „Summa summarum könnte ein satter Preisauftrieb zur Gefahr für Wirtschaft und Konsum werden“ wünschen Agentur Zukunft/Solarify einen der 370.000 im Bereich der Erneuerbaren Energien entstandenen Arbeitsplätze, gut dotiert und interessant. Vom verdienten Solargeld soll er sich ein Häuschen im Grünen angezahlt haben, davor der auf Raten gekaufte, halb abbezahlte Öko-Hybrid-Mittelklassewagen.
Nun trägt es sich zu, dass besagter Schreiber in unserer Versuchsanordnung mit seiner wohlfeil nachgeplapperten Lüge, es summierten sich „alle gezahlten und noch zu zahlenden Förderkosten für installierte Solaranlagen nach Schätzungen auf bis zu 100 Milliarden Euro“ Recht bekommt, und die Solarförderung (pro Durchschnitts-Stromkunde zwei Bier im Monat) wegfällt. In der Folge geht die Firma unseres Mannes in Insolvenz, er verliert den Job, sein Haus wird versteigert, weil er die Hypothek nicht mehr bedienen kann, das schöne Auto ist weg.
Das – wird unser Schreiber einwenden – sei ein an den Haaren herbeigezogenes Beispiel fern der Realität. So? Jedenfalls sei ihm ein leichtes Anheben des Kopfes empfohlen: Das mindert die Gefahr, den eigenen Tellerrand mit dem Horizont zu verwechseln, wie das ein gewisser Verbraucher-„Schützer“ ständig vorführt. In Wahrheit drückte die Photovoltaik den Tagesdurchschnittspreis an der Strombörse Epexspot auf  3,537 Cent pro Kilowattstunde; damit war in Deutschland der Strom für große Stromverbraucher, die weder Netzentgelte noch EEG-Umlage zahlen, günstiger als im Nachbarland Frankreich. Ausdrücklich wird hier mit Ekel, Abscheu und Empörung die auf dem Markt befindliche Unterstellung zurück gewiesen, Solar-Kritiker und Klimaleugner hierzulande stünden, wie vielfach in den USA, im Sold großer Energiekonzerne. Ausdrücklich. Mit Ekel. – Gerhard Hofmann weiterlesen…

Altmaiers schwerer Gang in großen Schuhen

„Mönchlein, Du gehst einen schweren Gang!“ sagte der von Frundsberg zu Luther auf dem Wormser Reichstag. Peter Altmaier auch, obwohl er eine Bundestagsmehrheit hinter sich hat. Die Energiewende ist seine schwierigste Aufgabe. Aber nicht die einzige: Ein internes Papier seines neuen Ministeriums listet gar 37 offene Baustellen auf. Bis 2022 alle Atomkraftwerke abzuschalten, kann man verordnen; Kreativität für tragfähige Ersatzenergien nicht. Die Energie ist auf sieben (7!) Ministerien verteilt, das soll aber nicht heißen, dass ein eigenes Energieministerium besser sei. Offen ist nach wie vor die Endlagerfrage. Der Streit um die Solarförderung schwelt. Die Energieeffizienz schwächelt, denn Rösler weichte manchen EU-Vorschlag auf. Eben belehrte er seinen neuen Kontrahenten (BMWi und BMU sind einander seit je in herzlicher Feindschaft zugetan) erst mal, dass er „besonders auf die Bezahlbarkeit von Energie achten“ müsse. Kein guter Stil. Der FDP-Verlierer wird zum größten unkalkulierbaren Risiko für Altmaier. weiterlesen…

Lob des Föderalismus

Die Energiewende ist nur zu schaffen mit sehr viel mehr Sonne und Wind. Rösler und Röttgen jedoch „legen den Trägern dieser Technologie per Gesetz nahe, ihre Tätigkeit in Deutschland zu beenden“(DUH). Die Insolvenzen der Solarwirtschaft belegen drastisch, dass RöRö den Ausstieg aus der Photovoltaik eingeleitet haben – und den Ausstieg aus der Energiewende gleich mit. RöRö begründen ihren versuchten Solar-Totschlag mit dem starken PV-Zubau. weiterlesen…

Japan atomstromfrei, vorerst

Als 1975 Bürger und Bauern gegen das AKW Whyl in Südbaden protestierten, behauptete Baden Württembergs Ministerpräsident Filbinger: „Wenn Whyl nicht gebaut wird, gehen in Deutschland die Lichter aus“. Er irrte. Japan hat 54 Atomreaktoren und war sehr stolz auf sie. Niemand wollte glauben, dass die hochtechnisierte Insel ohne Kernkraft (über)leben könnte. Sie irrten. Deutsche Energieerzeuger wollen heute noch nicht wahrhaben, dass sowohl die CO2-Ziele als auch die Energiewende ohne Kernkraft möglich sein werden. Auch sie irren sich. weiterlesen…

E-Gipfel ohne Rö-Rö

„Deutsche Solarmodule sind nicht wettbewerbs-fähig, weil die Chinesen uns platt machen.“ „Wir müssen an die Verbraucher denken, sonst finanziert der Hartzer das Solardach des Hausbesitzers.“ Das sind die Argumente der Regierung – und (welcher Zufall!) der Wirtschaft, der großen EVU. Es stimmt, China subventioniert die Preise auf Dumping-Niveau herab. Es stimmt nicht: Gerade mal den Gegenwert von zwei (2!) Pils im Monat zahlt der Durchschnittshaushalt als EEG-Umlage. Den Rest hauen andere drauf. Und die Regierung schaut zu, zieht gar die EEG-Schraube noch an – die Frage ist nicht, ob das, sondern wieviele Arbeitsplätze es kostet (auch wenn einige jetzt im Empörungsschatten längst fällige Entlassungen durchziehen). Die Bundesregierung hat bisher auch der Diskussion über die Energiewende zugeschaut – untätig (stattdessen lieber über Jahrhunderthemen wie das Erziehungsgeld gestritten). Am 2. Mai will die Kanzlerin jetzt im Amt auf den Tisch hauen (ob das mehr als den Tisch beeindruckt?), jedenfalls hat sie die Großen Vier (E.ON, RWE, Vattenfall und EnBW) zusammen mit Siemens zum Energiegipfel einbestellt. Rösler und Röttgen sind nicht dabei – sind Rö-Rö nicht mehr zuständig? ho weiterlesen…

Benzin-Abzocke? Nein.

In allen Redaktionsstuben derzeit hoch im Kurs: Die gierigen Ölkonzerne, die den hilflos ausgelieferten Fahrzeuglenker gnadenlos abzocken, indem sie im Minutentakt die Preise an den Zapfsäulen nach oben treiben. Doch der treibstoffgenährte Medien-Dauerbrenner ist von einem Irrtum befeuert. Gemessen an der für den Spriterwerb aufzuwendenden Arbeitszeit ist Benzin heute billiger als „damals“. 1960 musste man, so rechnete Zeit-Autor Fritz Vorholz (am 04.04.2012) vor, für einen Liter zehn Minuten arbeiten, heute nur noch vier. Den Reibach machten die großen Ölproduzenten. weiterlesen…