“Wir berechnen die Energieversorgung von morgen mit den Modellen von gestern. Dabei besteht die Energiewende nicht darin, dass wir viele Einzelfall-Lösungen suchen, sondern das Gesamtsystem ändern. Eines der Instrumente dahin ist die CO2-Bepreisung kombiniert mit einer Absenkung der auf Strom erhobenen Steuern und Abgaben – dieses System muss komplett überdacht werden. Dabei müssen die Kosten nicht steigen.“
Peter Röttgen, Geschäftsführer Bundesverband Erneuerbare Energie (BEE)

Diesels Ende

Da haben deutsche Bundesregierungen seit jeher die Autokäufer mit Milliarden-Subventionen zugunsten des Diesel-Treibstoffs dazu bewogen sich einen Selbstzünder zuzulegen (der war zwar immer etwas teurer – Vielfahrer hatten den Mehrpreis bald wieder hereingespart), da macht ein deutsches Bundesgericht Nägel mit Köpfen. Es war hohe Zeit: die Politik – gleichgültig welcher Farbe – hatte zu lange im Tiefschlaf verharrt; die Dauerschlaflieder dazu hatte mit wachsender Ausdauer Deutschlands beschäftigungs-intensive (will sagen: wählerstimmen-starke) und daher heilige Wachstumsbranche gesungen, ein bisschen gespendet haben sie auch (bescheidenes Beispiel: Der Daimler-Konzern spendete CDU und SPD im April vergangenen Jahres jeweils 100.000 Euro, nachzulesen auf der Spendenliste des Bundestages – ein Schuft, wer…) Und ihr Verband flötete dazu noch lange nachdem der verabredete Betrug in einem Megaskandal in die Luft geflogen war (und selbst vor den weißblauen Boliden trotz gegenteiliger Behauptungen ihres Bosses nicht Halt machte), die Melodie von der Unmöglichkeit der Hardware-Nachrüstungen („zeitraubend“, „zu wenig effizient“, „kein Platz im Motorraum“).
Der Ausdauer und Unerschrockenheit der von immer noch nicht aufgewachten Verbänden und Auspuff-Enthusiasten dauer-verleumdeten und existenz-bedrohten Deutschen Umwelthilfe und ihrem Waffenbruder BUND ist es zu danken, dass jetzt Schluss ist – es sind inzwischen zu viele Menschenleben zu beklagen – nach dem letzten Bericht der Europäischen Umweltagentur mehr als 700.000 verlorene Lebensjahre („years of life lost“ – YLL) – fast 11.000 vorzeitige Todesfälle. weiterlesen…

Zitat der Woche

Robert Habeck, neuer Vorsitzender B90/Grüne im Tagesspiegel, 19.02.2018

Diesels Ende

Da haben deutsche Bundesregierungen seit jeher die Autokäufer mit Milliarden-Subventionen zugunsten des Diesel-Treibstoffs dazu bewogen sich einen Selbstzünder zuzulegen (der war zwar immer etwas teurer – Vielfahrer hatten den Mehrpreis bald wieder hereingespart), da macht ein deutsches Bundesgericht Nägel mit Köpfen. Es war hohe Zeit: die Politik – gleichgültig welcher Farbe – hatte zu lange im Tiefschlaf verharrt; die Dauerschlaflieder dazu hatte mit wachsender Ausdauer Deutschlands beschäftigungs-intensive (will sagen: wählerstimmen-starke) und daher heilige Wachstumsbranche gesungen, ein bisschen gespendet haben sie auch (bescheidenes Beispiel: Der Daimler-Konzern spendete CDU und SPD im April vergangenen Jahres jeweils 100.000 Euro, nachzulesen auf der Spendenliste des Bundestages – ein Schuft, wer…) Und ihr Verband flötete dazu noch lange nachdem der verabredete Betrug in einem Megaskandal in die Luft geflogen war (und selbst vor den weißblauen Boliden trotz gegenteiliger Behauptungen ihres Bosses nicht Halt machte), die Melodie von der Unmöglichkeit der Hardware-Nachrüstungen („zeitraubend“, „zu wenig effizient“, „kein Platz im Motorraum“).
Der Ausdauer und Unerschrockenheit der von immer noch nicht aufgewachten Verbänden und Auspuff-Enthusiasten dauer-verleumdeten und existenz-bedrohten Deutschen Umwelthilfe und ihrem Waffenbruder BUND ist es zu danken, dass jetzt Schluss ist – es sind inzwischen zu viele Menschenleben zu beklagen – nach dem letzten Bericht der Europäischen Umweltagentur mehr als 700.000 verlorene Lebensjahre („years of life lost“ – YLL) – fast 11.000 vorzeitige Todesfälle. Die verantwortlichen Minister sind nur deswegen nicht gerichtlich wegen Bruchs ihres Amtseids und tausendfacher fahrlässiger Körperverletzung mit Todesfolge zu belangen, weil ihnen juristisch wasserfest kein einziger konkreter Fall nachzuweisen war – sie müssen mit ihrer Schuld leben. weiterlesen…

Kohle schlägt Klima


Sondierungs-Durchstecherei

Warum werden vertrauliche Dokumente durchgestochen? Den Durchstechenden können verschiedene Motive bewegen: Den künftigen Koalitions-Gegner schon mal ein bisschen An-Ärgern vielleicht, oder, besser: Schon mal eine rote Linie ziehen, die andere Seite festlegen, damit sie nicht mehr dahinter zurück kann. Oder die Öffentlichkeit gegen eine Übereinkunft aufbringen, um sie zu verhindern. Welches Motiv immer es war – laut ZDF stach ein Unionsmitglied das Papier durch – mit großen Geistesgaben war dasselbe jedenfalls nicht zwingend versehen.
Es sei denn, der Durchstechende jonglierte wirklich eine Gleichung mit mehreren Unbekannten: Einerseits den bisherigen/künftigen Koalitionspartner auf die (katastrophale, den fossilen Konzernen kurzfristig in die Kasse spielenden) Klimaschutzverschiebung festlegen, andererseits die eigene Parteichefin endgültig als Wahlversprechensbrecherin denunzieren und ihren baldigen Abgang katalytisch befeuern – oder aber, abenteuerlich auf Neuwahlen spekulierend, die ganze Sondierung samt ihrer Aussicht auf eine regierungsfähige Übereinkunft in den Graben reiten. Oder, ganz absurd, einen erneuten Jamaika-Aufguss provozieren. Nichts ist unmöglich.
Unmöglich sind allerdings die Konsequenzen für die Rolle Deutschlands in der Welt: Der Absturz der noch nicht einmal im Amt befindlichen Regierung von der Klima-Prima zur Versagerin, zur verlachten, schändlichen Klimasünderin, zur entlarvten Angeberin. Helmut Kohl berichtete den Korrespondenten auf seinen Reisen gerne von der hämischen Freude Margret Thatchers, wenn der Klassenprimus Deutschland patzte.
Und noch etwas: Diese – künftige – Regierung gefährdet (weil alle nur offenbar kurzfristig denken können) gleich mehrere zukunftsträchtige Industriezweige – ohnehin hat schon die bisherige bereits verschiedene Weltmarktführerschaften verschleudert, ohne sich dessen gewahr zu werden.
Apropos kurzfristig: Wir erlauben es – kurzfristig denkend – lieber einem großen geld- und umsatzgierigen EVU, den Immenrather Dom abzureißen – zugunsten eines Braunkohletagebaus, den kein Mensch braucht, der dem Weltklima schaden und die Anrainer der Kraftwerke (Quecksilber!) krank machen wird. Es zeichnet sich eine Koalition der Vergangenen und der Vergangenheit ab. Wir brauchen aber Zukunft. -Gerhard Hofmann- weiterlesen…

Solarify wünscht ein gutes neues Jahr 2018


Klimaschutz Fehlanzeige


Selbstlob der Bundesregierung zum Internationalen Tag der Migranten

Der Internationale Tag der Migranten am 18. Dezember war der Bundesregierung immerhin eine Medienmitteilung wert: „Dieser Tag ist aktueller denn je. Noch nie waren so viele Menschen wegen anhaltender Krisen und Konflikte oder Armut auf der Flucht. Die Bundesregierung engagiert sich auf vielen Ebenen, Fluchtursachen und illegale Migration zu verhindern.“ Das Wort Klima kommt kein einziges Mal vor.
Im Dezember 2000 riefen die Vereinten Nationen den 18. Dezember zum Internationalen Tag der Migranten aus. Grundlage war die (schon!) am 18.12.1990 von der UN-Vollversammlung angenommene Internationale Konvention zum Schutz der Rechte aller Migranten und ihrer Familienangehörigen. Die ist zwar der primäre internationale Standard, an dem Regierungen ihre nationalen gesetzlichen Schutzmechanismen messen sollten – aber sie ist noch nicht in Kraft getreten, weil von den 20 dazu nötigen Ratifizierungen bis jetzt erst 17 zustande gekommen sind – von 185 Ländern in 27 Jahren!
Die weltweite Flüchtlings- und Migrationsbewegung bleibe „eine der größten globalen Herausforderungen“, so die Bundesregierung weiter. Deshalb unterstütze man „seit Jahren – insbesondere seit der Flüchtlingskrise – den Kampf gegen Fluchtursachen und illegale Migration“ und fördere die Integration von Migranten in Deutschland. Auch auf europäischer Ebene leiste die Regierung „umfangreiche finanzielle und personelle Unterstützung für betroffene Länder, damit sie die Herausforderungen vor Ort besser bewältigen können“.
Die Zusammenarbeit mit der Türkei, Lybien und Afrika als Ganzes habe „dazu geführt, dass das Sterben in der Ägäis und das illegale Schlepperwesen inzwischen deutlich zurückgegangen sind. Auch die Europäische Grenz- und Küstenwache (Frontex) trägt inzwischen dazu bei, die EU-Außengrenzen zu sichern und Sicherheitsbedrohungen schnell abzuwehren.“ Man merke: Es geht um „Außengrenzen sichern“ und „Sicherheitsbedrohungen abwehren“.
Warum aber verliert der regierungsamtliche Selbstlob-Autor kein Wort über Klimamigration? 25 Millionen sind schon auf der Flucht vor Folgen der Erderwärmung… weiterlesen…

Klima-Musterknabe patzt


Andere steigen aus der Kohle aus – wir nicht

Aufsehenerregendes Randereignis der gerade zu Ende gegangenen Bonner Weltklimakonferenz COP23: Zum ersten Mal blieb Deutschland bei einer Klimainitiative außen vor, als 25 Staaten (bis zur nächsten COP in Kattowitz 2018 sollen es bereits rund 50 sein) den Ausstieg aus Kohle und Kohleverstromung ankündigten. Klima-Musterknabe Deutschland patzt und muss nachsitzen. Wir verbrennen (noch) in viel zu vielen Kohlekraftwerke viel zu viel Kohle und stoßen viel zu viel CO2 aus – und wir exportieren viel zu viel schmutzigen Strom. Krisensymptome: Deutschland verfehlt peinlicherweise das 2020er Klimaschutzziel, kann weder richtig Klimaschutz noch ordentlich Regierung bilden. Klimaschutz und Regierung bleiben kommissarisch, provisorisch.
Zwar hat auch sich auf dem deutschen (und nicht nur am deutschen) Kapitalmarkt inzwischen unter Anlegern herumgesprochen, dass die Treibhausgasemissionen radikal gesenkt werden müssen – als Katalysator wirkte sicher die Meldung, dass 2017 der weltweite CO2-Ausstoß mit 37 Mrd. Tonnen 2 % höher als 2016 liegen wird. Also kommen Unternehmen, die viel emittieren, auf virtuelle schwarze Listen. Alles voran die Kohlebranche. In vielen Ländern wird die Ausweisung von Klimarisiken gefordert, wird ein von institutionellen Investoren ein Kohlenstoff-Fußabdruck verlangt (Frankreich), sollen Pensionsfonds am Übergang in eine kohlenstoffneutrale Gesellschaft mitwirken (Niederlande), werden Investoren danach gefragt, ob sie Klima- und Umweltkriterien beachten (EU-Kommission ), hat der größte private norwegische Pensionsfonds Storebrand erklärt, dass man nicht mehr in kohlenahe Unternehmen investiere, davon betroffen auch RWE und Uniper, deren Kurse gerieten unter Druck (alles nach Börsenzeitung).
Selbst in Trumps USA wartet die Kohle weiterhin auf ihre Wiederbelebung – niemand will Geld in Stranded Assets stecken.
Die Allianz, Munich Re, und weitere europäische Versicherer, auch der norwegische Staatsfonds mit 1. Billion Euro – sie alle kehren der Kohle den Rücken. Na also, möchte man sagen, geht doch! Nur die deutschen Bundes- und Länderregierungen nicht aus Angst vor ein paar Wählerstimmen und vor der Kohlelobby? Wider besseres Wissen die falsche Entscheidung zu treffen ist schlicht verantwortunglos, weil die Zukunft unserer Kinder auf Spiel setzend. Die Klimafakten liegen auf dem Tisch – nur Zyniker zweifeln noch.
-Gerhard Hofmann- weiterlesen…

Amtseid?


Wahlentscheidung

Alle Regierungsmitglieder in Bund und Ländern haben in Ihrem Amtseid vor Bundestag und Landtagen geschworen: „Ich schwöre, dass ich meine Kraft dem Wohle des deutschen Volkes widmen, seinen Nutzen mehren, Schaden von ihm wenden, das Grundgesetz und die Gesetze des Bundes wahren und verteidigen, meine Pflichten gewissenhaft erfüllen und Gerechtigkeit gegen jedermann üben werde. So wahr mir Gott helfe.“ Mal mit, mal ohne Gottesbezug. (Die Kursiv-Hervorhebung stammt von Solarify.) Immer mehr Institutionen auf nationaler und europäischer Ebene prangern aber inzwischen an, dass Schaden entsteht: Durch die schmutzigen Diesel. Wahrheitswidrig behaupten Politik und Automobilindustrie zwar unisono und gebetsmühlenartig, dass der Diesel noch lange gebraucht werde, weil er klimafreundlicher sei als Benziner. Das trifft aber nicht zu – Diesel emittieren genauso viel CO2 wie Benziner – und es spricht viel dafür, dass alle Beteiligten das wissen. Ebenso konnten sie wiederholt nachlesen, dass Tausende von Menschen in Europa – in Deutschland ist von 10.900 die Rede – vorzeitig sterben, als Folge der von den Selbstzündern teils um das Zigfache überschrittenen Stickoxid-Grenzwerte. Dabei wäre gar nicht schwer, den Diesel sauberer zu machen, es wäre gar nicht schwer, mehr Elektromobilität (und dafür mehr Erneuerbare Energien) zu produzieren, es wäre gar nicht schwer, mehr in die Entwicklung von nahezu klimaunschädlichen Designer Fuels zu stecken – Verbrennungsmotoren könnten im Prinzip erhalten bleiben.. Aber: all das kam im Wahlkampf nicht oder kaum vor. Es muss nicht, könnte aber ein Kriterium der Wahlentscheidung sein, eines von vielen für die vielen noch Unentschlossenen. Damit die künftigen Amtseide wieder ernst genommen werden.
-Gerhard Hofmann- weiterlesen…

Statt verbieten: entwickeln


Neue Kraftstoffe

Mal über die Skandale hinausdenken: Angesichts sehr beunruhigender Nachrichten über den Klimaschutz werden Forderungen lauter, Verbrennungsmotoren bald zu verbieten. Alternative: Elektromobilität und Wasserstoff. Beide setzen aber ein wesentlich schnelleres Ausbautempo der Erneuerbaren Energien als gegenwärtig voraus. Denn noch kommt viel zu viel Strom aus den (Braun-)Kohlekraftwerken. Der CO2-Ausstoß sinkt deshalb so langsam, dass wir die Pariser Vorgaben (nahezu sicher) deutlich verfehlen werden – unsinnigerweise und klimaschädlich wird deutscher Kohlestrom sogar immer noch exportiert, auch wenn die Erneuerbaren Energien auf dem Vormarsch sind und trotz politischer Bremsen weiter ausgebaut wurden. Denn ungeachtet dieses Vormarsches ist die CO2-Intensität des Primärenergieverbrauchs in den G20-Staaten zumindest bis 2014 gestiegen, weil die meisten ihren steigenden Energieverbrauch nach wie vor überwiegend mit Kohle abdecken. Doch keine Frage: Am meisten hinkt der Verkehr beim Schadstoffausstoß hinterher. Aber Elektromobilität ist erst dann klimadienlich, wenn erstens die Batterieproduktion und -entsorgung weniger umweltbelastend sind, und zweitens, wenn der Strom zu 100 Prozent aus Erneuerbaren Energieträgern stammt, das gleiche gilt für Wasserstoff. Aber das wird noch lange dauern. Bis dahin darf deshalb eine wichtige Option nicht vergessen werden: Die Entwicklung schadstofffreier sogenannter Designer-Fuels. Motoren wurden zwar extrem optimiert, aber Treibstoffe blieben seit Carl Benz und Rudolf Diesel nahezu unverändert. Bei den synthetischen Kraftstoffen sind Oxymethylenether die meistversprechenden – Verbindungen aus Kohlenstoff, Sauerstoff und Wasserstoff, die effizient und nahezu emissionsfrei verbrennen – klimaneutral auch deshalb, weil zu ihrer Herstellung CO2 verwendet und durch ihren Einsatz gleich viel fossile Energie eingespart wird. Entsprechende Forschungsprojekte – Kopernikus P2X und Carbon2Chem – sollen unterschiedliche Möglichkeiten testen, wie man „E-Fuels“ aus CO2, Wasser und Erneuerbarem Strom herstellen kann oder wie sie aus Hüttengasen gewonnen werden können. Fest steht aber, auch wenn es eine Binsenweisheit ist: Die Erneuerbaren müssen wesentlich schneller ausgebaut werden als bisher.
-Gerhard Hofmann- weiterlesen…

Donald allein zu Haus


Trump schadet den USA

Noch nie habe ein US-Präsident so mit sich umspringen lassen müssen, bemerkte jüngst ein Kommentator, und es mutet grotesk an, dass die laut Umfragen meistgewählte Titulierung des US-Präsidenten „Idiot“ sei; das wäre nicht so schlimm, wenn er nicht genau so handelte. Denn der Immobilienmilliardär fügt nicht nur seinem Land Schaden zu (Amerika wird Experten zufolge nicht „great“ werden, eher das Gegenteil), sondern der ganzen Welt, wenn auch der amerikanische „Beitrag“ zur Klimaerwärmung ganze 0,3 Grad ausmacht. Denn es geht nicht nur ums Klima, sondern um die komplette internationale Umwelt- und Entwicklungs-Zusammenarbeit, um die 17 Nachhaltigkeitsziele (SDGs) etwa, um den Kampf gegen Hunger, Armut und Krankheiten, gegen den Verlust der Böden und der Regenwälder – oder gegen die Plastiktüten-Überflutung der Weltmeere.
Die Klimaskepsis vieler Amerikaner ist in Europa oft unterschätzt worden, ebenso wie der antidarwinistische Kreationismus (Trumps Vize Pence glaubt, dass Gott in sieben Tagen die Welt erschaffen hat und lehnt die Evolution ab). Viele Amerikaner glauben fest daran, sie seien auserwählt (ein Viertel ist überzeugt, einmal ein Erleuchtungserlebnis gehabt zu haben), das bedeutet für sie, wir könnten uns sorglos die Erde „untertan“ machen, denn der liebe Gott habe sie so erschaffen, dass wir sie gar nicht kaputt machen könnten.
Der lediglich von einem Viertel der Amerikaner gewählte Trump will verhindern, dass die Welt über Amerika lacht. Das ist ihm gelungen – allerdings lacht die Welt über ihn – wenn auch ein eher irres Lachen (Franz Alt: „moralisch bankrott“). Die ständig zitierte Floskel „Entscheidung der USA“ ist unzutreffend: Es war und müsste heißen „die Entscheidung Trumps“. Die hat ihn allerdings einsam gemacht. Damit ihm das nicht bewusst wird, halten seine Speichellecker ihm Augen und Ohren zu – seine Aufnahmefähigkeit gilt ohnehin als stark begrenzt. Falls Prozesshansel Trump (er war laut USA Today in 30 Jahren in 3.500 Prozesse verwickelt) sich in seiner Dreier-Koalition (mit Syrien und Nicaragua, letzterem ging COP21 nicht weit genug) einmal umschaut, ist sein Amerika lediglich im Vergleich mit den anderen beiden Zwergen „great again“… weiterlesen…

Das süße Gift des (Klima-)Zweifels

Die New York Times hält sich seit Neuestem einen Klimaleugner als Kolumnisten. Karl Poppers Lehre, dass Wissenschaft nicht zu verifizieren, also zu beweisen, sondern Hypothesen zu falsifizieren habe, missbraucht mancher als Mäntelchen scheinbar progressiven Zweifels: Pulitzer-Preisträger Bret Stephens fordert in seiner allerersten Kolumne in der „Gray Lady“ genannten NYT, weil die Wissenschaft den Klimawandel zu 100 Prozent für sicher halte, seien Zweifel angebracht: „Normale Bürger“ hätten ein „Recht, skeptisch gegenüber einer übertriebenen Wissenschaftsgläubigkeit zu sein“. Sie wüssten – „was alle Umweltschützer wissen sollten“ – dass die Geschichte zugemüllt sei von „wissenschaftlichen Fehlern, die mit politischer Macht verheiratet“ gewesen seien. Wäre Hillary Clinton weniger „gewiss“ gewesen, wäre sie heute Präsidentin, so Stephens, der seine Kolumne mit einem Zitat des Polen Czeslaw Milosz überschreibt: „Wer sagt, er habe 100 Prozent Recht, ist ein Fanatiker, ein Verbrecher und die schlimmste Art von Lump.“ Aber: Kein seriöser Klimawissenschaftler hat jemals behauptet, es gebe 100prozentige Gewissheit über den Klimawandel; von Wahrscheinlichkeiten ist stets die Rede. Klimaskeptiker (präferierte Selbstbezeichnung) erkennt man daran, dass sie Beweise für den anthropogenen Klimawandel fordern – die es nicht gibt. Und siehe da: Nicht nur laut Wikipedia ist Stephens als „Trump-Gegner von rechts“ und „Klimaleugner“ bekannt. Seine Kolumne: schlicht unseriös, demagogisch – kein Ruhmesblatt für die 165jährige Prestigezeitung mit der größten Redaktion der USA und dem Wahlspruch „All the news that’s fit to print“. Immerhin ist das Verhältnis von Klimawandel-Wahrscheinlichkeit zu -Unwahrscheinlichkeit etwa 96:4. Das hindert aber viele Medien, allen voran die Talkshow-Sintflut bei uns, nicht daran, immer wieder die Gleichen aus dem versprengten Häuflein der Skeptiker einzuladen – aus drei Gründen: Leben in der Sendung, ein Trump-Befürworter soll her, und vorgebliche Ausgewogenheit (siehe: solarify.eu/missverstandene-ausgewogenheit). Wir sind Zeugen eines epochalen Wandels: Bisher unseriöse bis lächerliche Argumente und Praktiken bis hin zur radikalen Wissenschaftsfeindlichkeit werden hoffähig – ein weltweiter Ruck nach rechts. Beim March for Science am 22.04.2017 zeigte sich, dass weder die Medien noch die Wissenschaft – ganz gleich in welchem Land – vor schleichender Anpassung sicher sein können. Wir alle müssen aufpassen – und uns einmischen (s. auch: solarify.eu/trumpozaen).
-Gerhard Hofmann- weiterlesen…

Kommunikationsproblem


Thema Lügenwissenschaft

„Die Menschen vertrauen zu sehr der Wissenschaft und zu wenig ihren Gefühlen und dem Glauben.“ Dieser Satz könnte aus einer postfaktischen Gedankenecke stammen. Aber als Fragethese hat ihn das (repräsentative) Wissenschaftsbarometer seinen Probanden serviert – und 38 Prozent stimmten „voll und ganz“ (14) oder „eher“ (24) zu. Eine erschreckende Zahl: Ganz abgesehen davon, dass es keinen Grund zur Annahme gibt, in der Wissenschaft sei die Anzahl schwarzer Schafe geringer als im Rest der Menschheit, und ebenso abgesehen davon, dass es genügend Anlass gibt, trotz Peer-Reports und anderer Falsifizierungs-Mechanismen skeptisch gegenüber so manchem als „wissenschaftlich“ daherkommenden Ergebnis zu sein (fast jede Zahnpasta ist schließlich laut Werbung „medizinisch“ getestet) – inzwischen misstraut mehr als ein Drittel den Ergebnissen der Forschung, und zieht, was noch bedenklicher ist, „Gefühl“ und „Glauben“ als Richtschnur vor.
„Doch wer sagt eigentlich, dass Gefühl, Glaube und Wissenschaft im Widerspruch stehen?“ fragte Reinhard Hüttl eben im Berliner Tagesspiegel. „Sie gehören gleichermaßen zum Leben. Wissenschaft schreibt uns nicht vor, was wir tun sollen. Man kann wissenschaftliche Erkenntnisse ignorieren. Man kann verzerren. Man kann ‚alternative Fakten‘ herbeireden. Doch niemals kann man hinter sich lassen, was ist.“ Und Hüttl kommt an dem Ende heraus, an dem alle landen – bei einem Kommunkationsproblem: „Was sich rapide ändert, ist die Art und Weise, wie wir miteinander kommunizieren“, stellt er fest, und: „Der Vernetzung unserer Welt stehen vielfältige Abschottungstendenzen gegenüber“. Einfach wie nie seien der Zugang zu Wissen und die öffentliche Meinungsäußerung, doch entwickelten sich „Echoräume“, in denen Gleichgesinnte einander bestärkten. Damit ändere sich auch der Rahmen für die Wissenschaftskommunikation. Deren Hauptproblem ist das gleiche wie in der Politik: Wie erreichen wir es, nicht nur den Katholischen zu predigen? Wie erreichen wir zumindest einige von denen, die schon ins Postfaktische abgedriftet sind, die unbestreitbare wissenschaftliche Ergebnisse als Lügenwissenschaft abtun? weiterlesen…