Atom-Hybris —————————–

„Tand, Tand ist das Gebilde von Menschenhand“, lässt Theodor Fontane in seinem Gedicht „Die Brück’ am Tay“ eine der von Shakespeares Macbeth „ausgeliehenen“ Hexen sagen – Warnung des Dichters vor technikgläubiger Überheblichkeit… Die Reaktorkatastrophe von Fukushima ist auch nach zehn Jahren keineswegs unter Kontrolle: Tausende von Säcken mit strahlender Erde und Tonnen radioaktiv verseuchten Wassers in hunderten Tanks stehen auf dem Gelände herum – letztere sollen demnächst ins Meer abgelassen werden (Atommächte wie USA, Großbritannien und die Sowjet-Union haben es vorgemacht: Bis 1991 haben sie mehr als 200.000 Tonnen teils hoch radioaktiven Atommüll in den Ozeanen verklappt – sogar mehrere Atom-U-Boote inklusive nuklearer Munition. Auch Deutschland, Belgien, die Schweiz, die Niederlande und Frankreich waren mit von der Partie.) Die Wiederaufbereitungsanlage in La Hague leitet pro Jahr ganz legal 33 Millionen Liter radioaktive Flüssigkeiten ins Meer (in Fässern ist das seit 1993 verboten). Weil außer der skandalösen Verklappung die Endlagerung aber bis heute völlig ungeklärt ist, verbietet sich die Nutzung der Atomenergie schon aus ethischen Gründen: Wir dürfen unseren Nachkommen kein strahlendes Erbe hinterlassen, das hunderttausende Jahre verwitterungs- und terrorsicher aufbewahrt werden muss. Nicht nur deshalb rentiert sich Kernkraft nicht mehr, nur für autoritäre Regime mit militärischen Interessen. Würden AKW seriös gegen Unfälle versichert, müsste die Kilowattstunde je nach Vertragsdauer mehrere Euro kosten. Wie auch immer sind extreme Geldspritzen aus Steuermitteln nötig. Kurz: Atomkraft ist zu teuer, zu gefährlich – und gegen den Klimawandel taugt sie nichts – Tand eben. weiterlesen…

Carbon Leakage

Der Begriff „Carbon Leakage“ bezeichnet eine Situation, die eintreten kann, wenn Unternehmen aufgrund der mit Klimamaßnahmen verbundenen Kosten ihre Produktion in andere Länder mit weniger strengen Emissionsauflagen verlagern. Dies könnte zu einem Anstieg ihrer Gesamtemissionen führen. weiterlesen…

CO2 verteuern wirksamer als EE-Förderung

Ökonom hat berechnet, welche Strategie CO2-Ausstoß am effizientesten reduziert

Bis 2030 will Deutschland 55 Prozent weniger klimaschädliche Treibhausgase ausstoßen und bis 2050 sogar weitgehend treibhausgasneutral sein. Um diese ehrgeizigen Ziele zu erreichen, setzt die Bundesregierung vorrangig auf die Förderung regenerativer Energiequellen, vor allem Wind und Sonne. Energiemarktforscher der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen Nürnberg (FAU), der Wirtschaftsuniversität Wien und der Fachhochschule Graubünden haben untersucht, mit welchen Maßnahmen der Ausstoß von Kohlendioxid bei der Stromproduktion am effizientesten gesenkt werden kann. (Grafik © FAU – CO2-Bepreisung) weiterlesen…

Biden: Schwere Last Hoffnung ————
Der neue US-Präsident Joe Biden ist mit einer schweren Bürde namens Hoffnung ins Weiße Haus eingezogen – an seinem ersten Amtstag trat er wieder dem Pariser Klimaschutzabkommen bei – mit den Worten. „Wir werden den Klimawandel auf eine Weise bekämpfen, wie wir es bislang noch nicht gemacht haben.“ Biden unterschrieb 17 Dekrete, die eine Abkehr von der Politik seines Vorgängers einleiten, darunter der Weiterbau der umstrittenen Keystone XL-Pipeline von Kanada in die USA. Auf der Internetseite des Weißen Hauses erschien eine Liste der wichtigsten Aufgaben, darunter: „Präsident Biden wird schnell handeln, um den Klimanotstand zu bekämpfen. Die Biden-Regierung wird sicherstellen, dass wir die Anforderungen der Wissenschaft erfüllen und gleichzeitig amerikanische Werktätige und Unternehmen befähigen, eine umweltfreundliche Energiewende voranzutreiben.“

Scientific American schlägt vier Maßnahmen vor, wie Biden den Rang der Wissenschaft wieder herstellen kann:

1. Wissenschaft öffentlich hervorheben und mit transparenten Mechanismen sicherstellen, dass sie Teil jeder wichtigen Entscheidung ist.

2. Durch neue Richtlinien zur wissenschaftlichen Integrität Bedingungen wiederherstellen, dass Wissenschaft gedeihen und Entscheidungen treffen kann.

3. Modernisierung des Einsatzes von Wissenschaft, ganzheitliche Ansätze sollen sich auf komplexes adaptives Systemdenken und integrierte sozioökonomische Ansätze stützen. Offensichtliches Beispiel: Der Klimawandel und Bidens neues behördenübergreifendes Team im Weißen Haus.

4. Entpolitisierung der Wissenschaft – sie ist nicht parteiisch. Beharrliche, intelligente Anstrengungen sind nötig, um ihre Wesentlichkeit, ihre Bedeutung und Relevanz demonstrieren.

Biden muss verlorene Zeit aufholen, denn die USA sind immer noch der zweitgrößte CO₂-Emittent der Welt, hinter China. Biden wird die ursprüngliche Zusage der USA, ihre Treibhausgasemissionen bis 2025 auf 26 bis 28 Prozent unter das Niveau von 2005 zu senken, verschärfen müssen, da sich die Erderwärmung – und ihre Auswirkungen – seit dem Pariser Abkommen weiter beschleunigt hat. Biden will eine Verordnung erlassen, die Netto-Null-Emissionen bis 2050 fordert, aber er wird spezifische Zwischenziele setzen müssen. Obwohl Dutzende unrentabel gewordener Kohlekraftwerke, die schlimmsten Verursacher von Kohlendioxid, den Marktkräften folgend abgeschaltet wurden, drohen noch 1,8 Mrd. t CO₂ bis 2035 emittiert zu werden, wenn nicht radikal umgesteuert wird. Aber der Verkehr ist nun Top-CO₂-Schleuder. Die schnellstmögliche Maßnahme für Biden ist die Wiedereinführung der kalifornischen Ausnahmeregelung zum Clean Air Act: damit kann jeder Bundesstaat eigene Advanced Clean Cars-Vorschriften durchsetzen und strengere Standards als die Bundesvorschriften für Kraftstoffeffizienz festlegen. Geschätzte 573 Mio. t CO₂ könnten so bis 2035 eingespart werden. Biden muss die von seinem Vorgänger stark ausgedünnte Umweltbehörde EPA umkrempeln und personell wiederbeleben. Er hat als ehrgeiziges Ziel gesetzt, dass der Stromsektor bis 2035 Netto-Null-Emissionen erreicht – dann würden der Ausstoß bis 2030 um 1,38 und bis 2050 um 1,51 Mrd. t CO₂ pro Jahr sinken. Die aufgeweichten Regeln für Methan-Emissionen müssen – gerichtsfest – extrem verschärft werden. Fluorkohlenwasserstoffe müssen bis 2035 um 85 % reduziert werden. Pandemiebezogene Konjunkturpakete müssen Erneuerbare Energien und klimafreundliche Antriebe für Autos, Flugzeuge und Schwerlastverkehr fördern, etwa durch Steuer-Anreize für synthetische Treibstoffe. Alle Aktivitäten von Bundesstaaten und Zentralregierung müssen auf ihre Umweltverträglichkeit geprüft werden. Die Liste ist unvollständig. Auf Biden und Harris ruhen große Hoffnungen. weiterlesen…

Laschet Hoffnungsträger? Jein! ———Unter dem Motto „Klimaschutz mit Industriepolitik verbinden“ gratulierte der Bundesverband Erneuerbare Energie Armin Laschet am 16.01.2021 umgehend herzlich zur Wahl zum CDU-Chef. Man setze „auf gute Zusammenarbeit für Klimaschutz und Wertschöpfung“. Politische Freunde und Gegner folgten in unterschiedlicher Wortwahl. Laut BEE muss die CDU jetzt die Energiewende angehen, Klimaschutz- mit Industriepolitik, heutige weiterlesen…

Direct Air Capture (DAC)

Industrielles Verfahren zur großtechnischen Abscheidung von atmosphärischem CO2 – erfüllt zwei Aufgaben:

  1. als CO2-Quelle für die Herstellung kohlenstoffneutraler Kohlenwasserstoffbrennstoffe, welche die Umwandlung kohlenstofffreier Energie in Kraftstoffe mit hoher Energiedichte ermöglicht. So können beispielsweise Solarbrennstoffe an hochisolierten Low-Cost-Standorten aus DAC-CO2 und elektrolytischem Wasserstoff mittels Gas-to-Liquids-Technologie hergestellt werden, welche die Dekarbonisierung von schwer zu elektrifizierenden Sektoren wie der Luftfahrt ermöglicht.
  2. ermöglicht DAC mit CO2-Sequestrierung die Entfernung von Kohlenstoff.

weiterlesen…

Buch: „Energie versus Kohlendioxid“

Rumäne schlägt Rezepte zur Rettung der Welt vor

„Verbrennungsmotor als Klimaretter“ überschrieb die Chemnitzer Freie Presse ihre Rezension des Buches „Energie versus Kohlendioxid“ von Cornel Stan aus dem Springer-Verlag. Es geht dem gebürtigen Rumänen und Weltbürger um nichts Geringeres als die Rettung der Welt. Die dekliniert er in 59 teils vertraut klingenden teils überraschenden Thesen durch. weiterlesen…

UNFCCC

Das Sekretariat der Klimarahmenkonvention hat seit 1996 seinen Sitz in Bonn und ist dort die größte Teilorganisation der Vereinten Nationen. Rund 470 Mitarbeiterorganisieren die Vertragsstaatenkonferenzen und Expertentreffen, auf denen internationale Entscheidungen zum Klimaschutz vorbereitet bzw. verabschiedet werden. Homepage des Sekretariats http://www.unfccc.int. weiterlesen…

Hoffnung

Die Abwahl des Twitter-Präsidenten lässt nicht nur Politiker rund um den Globus aufatmen (außer ein paar rechtsradikalen Populisten von Brasilien bis Ungarn), sondern auch Wissenschaftler, allen voran Umwelt- und Klimaforscher. Deren Mittel waren in der vergangenen Legislaturperiode immer weiter zusammengestrichen worden – zuletzt hievte das presidentielle Auslaufmodell einen umstrittenen Kohlelobbyisten an die Spitze der EPA (United States Environmental Protection Agency). Mit einer bombastischen Rede hatte der hoch verschuldete Milliardär (auf den, wie man inzwischen weiß, mindestens 30 Prozesse warten könnten – u.a. wg. Betrugs, Steuerhinterziehung, Geldwäsche und sexuellen Missbrauchs) am 29.06.2017 die US-Energie-Weltherrschaft angekündigt – und einen Klima-Albtraum: Im US-Energieministerium rief er unter Beifall beim sogenannten Energie-Entfesselungs-Event seine „ganz persönliche Energiewende“ aus, die „in den kommenden acht Jahren“ (!) vonstatten gehen werde. „Wir haben für mehr als 250 Jahre saubere, schöne Kohle“, „Erdgas für fast 100 Jahre, die USA seien ein „Top-Produzent von Erdöl“ und stünden an der Spitze einer neuen „Energierevolution“. Er drohte weltweite „Energie-Vorherrschaft“ an, mit „Millionen und Abermillionen von Jobs“ sowie „Billionen von Dollar an Wohlstand“. Man werde „den Markt beherrschen“ – und: „Wir werden unsere Energie in die ganze Welt exportieren, um den ganzen Globus herum.“ Damals wollte er das Arctic National Wildlife Refuge im US-Bundesstaat Alaska für Öl- und Gasfirmen öffnen. Wie immer wurden Arbeitsplätze und Naturschutz gegeneinander ausgespielt („Tausende neue Jobs“). Die North-Dakota-Ölfelder („möglichst schnell und dreckig“) verschmutzen seitdem in den letzten Rückzugsgebieten der Ureinwohner Luft und Wasser. US-Innenminister David Bernhardt genehmigte im Januar den (inzwischen vorerst gerichtlich gestoppten) Bau der Ölpipeline Keystone XL. Sein Präsident kündigte gleichzeitig an, die US-Regierung werde Umweltgesetze außer Kraft setzen, um schneller Großbauprojekte wie Pipelines, Flughäfen oder Autobahnen durchzuwinken – ungeachtet der Folgen für die Umwelt. Mehr als 100 Umweltschutzmaßnahmen Obamas wurden bereits wieder gestrichen: Darunter die Grenzwerte für Methan, die Auflagen für Kohlekraftwerke, das Gesetz zum Schutz bedrohter Arten und Obamas eingeführte „Clean-Water-Rule“ zur Sicherung von sauberem Trinkwasser. Die Wissenschaft wurde hohnlachend missachtet… weiterlesen…