Leopoldina-Forscher sehen Bioenergie kritisch

„Bioenergie leistet heute und in Zukunft keinen quantitativ wichtigen Beitrag zur Energiewende“
Süddeutsche Zeitung: „Ende eines Mythos“ – „Ist die Energiewende überhaupt noch möglich?“

In einer Stellungnahme zu den Grenzen und Möglichkeiten der Nutzung von Bioenergie kommt die Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina in Halle zu dem Schluss, dass „Bioenergie als nachhaltige Energiequelle für Deutschland heute und in Zukunft keinen quantitativ wichtigen Beitrag zur Energiewende leisten kann“. Im Vergleich zu anderen erneuerbaren Energieressourcen wie der Photovoltaik, der Solarthermie und der Windenergie verbrauche Bioenergie mehr Fläche und sei häufig mit höheren Treibhausgasemissionen und Umweltbeeinträchtigungen verbunden. Zudem konkurriere Bioenergie potenziell mit der Herstellung von Nahrungsmitteln. Vorrang solle der Einsparung von Energie und der Verbesserung der Energieeffizienz gegeben werden. Damit steht nicht nur nach Meinung der Süddeutschen Zeitung die von der Bundesregierung eingeleitete Energiewende in Frage. weiterlesen…

Nobelpreisträger: „Vom Unsinn der Biokraftstoffe“

Von Hartmut Michel, Max-Planck-Institut für Biophysik

Der Autor, Direktor am Max-Planck-Institut für Biophysik in Frankfurt/Main und Nobelpreisträger für Chemie (1988 zusammen mit Johann Deisenhofer und Robert Huber für die Erforschung der Photosynthese im Purpurbakterium Rhodopseudomonas viridis) beklagt den „‚Unsinn der Biokraftstoffe‘. Ethanol aus Mais oder Diesel aus Raps sind seiner Analyse nach weit davon entfernt, im Tank gespeicherte Sonne zu sein, wie es bisweilen poetisch heißt“ (Süddeutsche Zeitung vom 27.07.2012). Gerade mal ein Promille der Sonnenenergie finde sich im Biodiesel wieder; im Ethanol seien es magere zwei Promille. Das liege vor allem daran, dass die Fotosynthese ein sehr ineffektiver Prozess sei. Die Umwandlung der Biomasse in flüssige Treibstoffe verschlechtere die Bilanz dann noch mehr. weiterlesen…

Wider die Vermaisung der Landschaft

Blüh- und Wildpflanzen als Alternative
Aigner: „Wer Mais für die einzige effektive Energiepflanze hält, irrt“

Die Bioenergie macht in Deutschland heute bereits mehr als Drittel des Aufkommens aller erneuerbaren Energien aus. Im Jahr 2011 wurden auf etwa 2,2 Millionen Hektar Ackerfläche nachwachsende Rohstoffe angebaut. Das entspricht ungefähr 18 Prozent der gesamten Ackerfläche Deutschlands. Bei den Energiepflanzen zur Biogaserzeugung dominiert nach wie vor der Mais mit rund 80 Prozent. „Es wird immer wieder über eine ‚Vermaisung‘ der Landwirtschaft gesprochen. Diese ist in einigen Regionen nur gefühlt, in anderen aber tatsächlich messbar. Wir müssen bei der Erzeugung von Bioenergie die gesellschaftlichen Ansprüche und die berechtigten Interessen der Landwirte in Einklang bringen. Wir brauchen Energiepflanzen, müssen aber unsere Landschaft in ihrer Vielfalt und als Ort der Erholung erhalten. Unsere Forschungsprojekte verbinden beides“, sagte Bundeslandwirtschaftsministerin Ilse Aigner am 03.07.2012 beim Besuch eines Versuchsfeldes in Phöben im Landkreis Potsdam-Mittelmark (Brandenburg). weiterlesen…

Biomasse: Klimarisiken unterschätzt?

Klimarisiken durch Energie aus Biomasse werden unterschätzt
„Gegenstand einer hitzigen Diskussion“

Die Risiken des Einsatzes von Energie aus Biomasse werden unterschätzt, wie ein jetzt in Nature Climate Change veröffentlichter Artikel zeigt. „Wir brauchen hier das Vorbeugeprinzip“, sagt Ottmar Edenhofer, Chef-Ökonom des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK) und Professor der Technischen Universität Berlin (TU Berlin). „Bevor die Bioenergie weiter ausgeweitet wird, muss die Wissenschaft eine umfassendere Abschätzung der Risiken liefern – bislang sind in Projektionen des Einsatzes von Bioenergie teils fundamentale Unsicherheiten enthalten. Nötig sind hier neuartige Ansätze des Risikomanagements für den Wandel der Landnutzung.“ weiterlesen…